Die Künstliche Intelligenz (KI) ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI ist aktuell in aller Munde. Unternehmen schreiben ihre Pressemitteilungen mit der KI, Studenten ihre Hausarbeiten – und Schüler lassen Hausaufgaben von ihr erledigen. Ein Problem für die Schulen?
Kann es sein – muss es aber nicht. Entscheidend ist, wie Schüler die KI nutzen. In einem Leitfaden des NRW-Schulministeriums heißt es: Einerseits könne KI dazu beitragen, Sprach-, Schreib- und Beurteilungskompetenzen individuell zu fördern. So könne der Text-Roboter ChatGPT etwa Texte strukturieren, Formulierungs- ebenso wie Korrekturvorschläge anbieten und Schreibprozesse durch direkte Rückmeldungen steuern.
Auf der anderen Seite könnten auf diese Weise erstellte Texte aber auch Falschaussagen enthalten und Vorurteile reproduzieren. „Die Fähigkeit, Fake News von Fakten auf der Grundlage eines eigenen gesicherten Wissens zu unterscheiden und Textaussagen zu bewerten, wird damit immer wichtiger werden“, unterstreicht das Ministerium.
Aussagen, mit denen die Gesamtschulen in Schermbeck und Raesfeld übereinstimmen. Denn sie verbieten ihren Schülern die KI nicht – sondern fördern den Umgang mit ihr. „Wir nutzen ChatGPT in der Oberstufe im Unterricht“, erklärt Meike Gerritsen, Lehrerin an der Julia-Koppers-Gesamtschule. Es gehe darum, den Schülern beizubringen, wie sie Medien sinnvoll einsetzen können. „Sie müssen den kritischen Umgang mit der KI lernen“, so Gerritsen.

Selbst herunterladen dürfen Schüler ChatGPT offiziell nicht. Die Altersgrenze liegt bei 18 Jahren. Im Unterricht nutzen sie daher einen Lehreraccount, sagt die Lehrerin. Themen, bei denen ChatGPT gut funktioniere, seien beispielsweise Sachtexte.
Auch die Gesamtschule in Schermbeck nutzt die KI im Unterricht. „Es wäre nicht so clever, wenn unsere Schüler das nicht täten“, erklärt Schulleiter Norbert Hohmann. Wie auch Gerritsen hebt er hervor, dass die Schüler den richtigen Umgang mit der KI lernen müssen.
„Wie früher Wikipedia“
Schüler, die ihre Hausaufgaben nur noch mittels der KI erledigen, würden das schnell merken. „Hausaufgaben haben eine wiederholende Wirkung“, sagt Hohmann. Der Lerneffekt würde ausbleiben, wenn sie nicht selber denken.
Die große Aufregung, wie sie teilweise öffentlich stattfindet, gäbe es an der Gesamtschule in Schermbeck aber auch nicht, sagt der Schulleiter. „ChatGPT nutzen Schüler genauso, wie sie früher Wikipedia genutzt haben. Wir weisen aber natürlich auf die Gefahren hin.“
Gefahren: Das sind vor allem falsche Angaben, die ChatGPT macht. Über Schermbeck und Raesfeld wusste die KI Anfang Januar beispielsweise zwar viel – aber wenig Richtiges.
Mittlerweile ist die neueste Version GPT-4 auf dem Markt. GPT-4 soll unter anderem bessere Ergebnisse als die vorherigen Varianten liefern, wie OpenAI bekanntgab. Probleme der Technik - wie etwa, dass sie angebliche Fakten einfach erfinden kann - bestehen weiter, sollen aber seltener vorkommen.
Potenziale und Risiken lernen
Laut Leitfaden des NRW-Schulministeriums sollen Schüler, die Aufgaben mit KI erledigen, das angeben. Ansonsten wird dies als Verwendung unzulässiger Hilfsmittel und als Täuschungsversuch gewertet. Weiter heißt es, dass Lehrer Aufgaben präventiv so stellen sollten, „dass sie nicht ausschließlich mithilfe von KI erledigt werden können“.
Es sei Aufgabe der Schulen, die Kinder und Jugendlichen im Unterricht mit KI vertraut zu machen, betonte Schulministerin Dorothee Feller (CDU). „Junge Menschen müssen lernen, wie KI-basierte Textgeneratoren funktionieren. Sie sollen erkennen, welche Potenziale, aber auch welche Risiken damit verbunden sein können und welche gesellschaftlichen Auswirkungen der Einsatz von KI hat.“

Für den Trierer Informatik-Experten Ralph Bergmann sind Textroboter wie ChatGPT „letztendlich nur Werkzeuge.“ Sie nutzten dem Menschen, „um unsere Arbeit besser oder schneller zu absolvieren oder mit der enormen Menge an verfügbaren Informationen besser umgehen zu können“, sagte der Wirtschaftsinformatik-Professor der Universität Trier der Deutschen Presse-Agentur.
Von Verbotsforderungen in der Schule oder Uni halte Bergmann „gar nichts“. „Werkzeuge wie ChatGPT und viele weitere, die wir in Zukunft noch sehen werden, sind verfügbar und deren Nutzung ist nicht zu kontrollieren“, sagte er. „Man sollte diese Werkzeuge auf sinnvolle Weise in die Ausbildung an Schulen und Universitäten integrieren und deren Nutzung gezielt thematisieren, so dass Schüler, Studierende und auch Auszubildende lernen diese Werkzeuge produktiv, aber auch kritisch zu nutzen“, betonte er.
mit dpa
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