
© Berthold Fehmer
Klimaschutzmanagerin lässt sich von Politik-Streit nicht abschrecken
Klimaschutzmanagerin
Karolina Theißen ist Schermbecks neue Klimaschutzmanagerin. Eine Stelle, die in den letzten Jahren politisch umstritten war. Vom Bürgermeister bekommt Theißen deshalb volle Unterstützung.
Es waren 40 bis 50 Bewerber, schätzt Bürgermeister Mike Rexforth, die sich auf die Nachfolge von Thomas Heer beworben haben, der als Schermbecks erster Klimaschutzmanager im September 2020 sein Amt niederlegte und bei der Stadt Unna anfing. Nicht wegen immer wieder geäußerter Kritik vonseiten der Politik, vor allem der Grünen, sondern weil Unna näher an seinem Wohnort Dortmund lag, wie er betonte.
Von der Vielzahl an Bewerbern hätten aber nur 14 die Kriterien der Gemeinde erfüllt, sagt Rexforth, und am Ende habe sich Karolina Theißen so gut präsentiert, dass die Entscheidung im Rathaus für sie einstimmig gefallen sei.
Diplomierte Raumplanerin
Theißen ist 34 Jahre alt und hat an der Technischen Universität Dortmund Raumplanung studiert. Ihre Diplom-Arbeit hat sie über „Seniorenstädte in Deutschland“ geschrieben - etwas, das Schermbeck laut demografischer Prognosen ebenfalls bevorsteht.
Vier Jahre lang arbeitete Karolina Theißen als Klimaschutzmanagerin der Stadt Bocholt. 2019 kam die Baby-Pause. Ihre Tochter ist auch der Grund dafür, dass Theißen zunächst mit 20 Stunden im Schermbecker Rathaus startet und später weiter aufstocken will.
„Wir sind Gewohnheitstiere“
Mobilität, Energie-Effizienz, Fördermittel-Anträge, Artenvielfalt, Stadtradeln, E-Car-Sharing: Das sind alles Projekte, für die Theißen bereits Erfahrung mitbringt. Die frühe Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen sei in Corona-Zeiten schwierig, aber Theißen ist überzeugt, dass sie lohnt, und will sich etwas überlegen: „Je eher wir anfangen, die Kinder mitzunehmen, desto besser ist das für unsere Zukunft.“ Denn: „Wir sind Gewohnheitstiere.“
Einen Vergleich zwischen Bocholt und Schermbeck mag die Borkenerin Theißen, die am 15. März im Schermbecker Rathaus startete, noch nicht ziehen. Ihr Arbeitsrahmen sei das Klimaschutzkonzept, und erste Kontakte habe sie bereits zur Schermbecker Energiegenossenschaft und zum Klimaschutzbündnis des Kreises Wesel geknüpft. Mit der Organisation des Stadtradelns in Schermbeck (im Mai) ist sie derzeit beschäftigt.
Dass die Sinnhaftigkeit ihrer Stelle immer wieder, besonders lautstark von den Grünen, in Zweifel gezogen wurde, hat Theißen bereits vor ihrer Bewerbung mitbekommen: „Ich habe gegoogelt. Da ist das sofort aufgeploppt. Ich lasse mich davon aber nicht abhalten. Ich bin unpolitisch.“ Sie sieht sich als Schnittstelle zwischen Bürgern, Gemeinde, Vereinen sowie Politikern und wolle Menschen, Ideen und Projekte zusammenbringen.
„Ich ziehe das durch“
Demonstrative Unterstützung bekommt sie dabei von Mike Rexforth, der von Beginn an für die Stelle des Klimaschutzmanagers gekämpft hat. „Ich ziehe das durch, solange ich Bürgermeister bin, weil ich überzeugt bin, dass dies das Richtige ist.“ Ein Vorteil sei nun, dass die Stelle nun nach Beschluss des Rates im November 2020 fest im Personalplan verankert sei.
Das gelang damals aber nur mit den Stimmen der CDU und „Die Partei“, während Grüne, BfB und FDP dies ablehnten. „Ich glaube, dass man sich am Ende verrannt hat“, sagt Rexforth über die Ablehnung der Stelle, die immer wichtiger werde, wenn es um das Anzapfen von Fördertöpfen und das Einbringen frischer Ideen gehe.
Bei der Planung von Wohn- und Gewerbegebieten, bei der Dorfentwicklung und vor allem bei den notwendigen Änderungen in Sachen Mobilität wird Theißen in Zukunft ein Wörtlichen mitzureden haben. Sie selbst sagt über sich: „Ich habe offene Ohren.“ Erreichbar ist ist unter Tel. (02853) 910324 sowie karolina.theissen@schermbeck.de .
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
