Markus Redeker (mit Jubiläumskette), Wolfgang Lensing, Rainer Gardemann (mit Tanzkette), Bernd Holtmann und Rolf Blankenagel (v.l.) stellten am Sonntag erstmals das Schützensilber der Kilian-Schützengilde Schermbeck von 1602 im Heimatmuseum an der Steintorstraße vor. Im Holzkasten erkennt man die Traditionskette.

Markus Redeker (mit Jubiläumskette), Wolfgang Lensing, Rainer Gardemann (mit Tanzkette), Bernd Holtmann und Rolf Blankenagel (v.l.) stellten am Sonntag erstmals das Schützensilber der Kilian-Schützengilde Schermbeck von 1602 im Heimatmuseum an der Steintorstraße vor. Im Holzkasten erkennt man die Traditionskette. © Helmut Scheffler

Kilian-Schützensilber spiegelt jahrhundertelange Tradition wider

rnKilian

Normalerweise werden die Schützenketten der Kilian-Gilde sicher im Volksbank-Tresor verwahrt. Doch für einen Tag konnten Besucher des Heimatmuseums das Schützensilber besichtigen.

Schermbeck

, 27.09.2022, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zum offenen Museumstag öffnete auch das Schermbecker Heimatmuseum die Pforten. Zwischen 10 und 17 Uhr informierten Rolf Blankenagel und Ingrid Brinkmann vom Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck über die Museumsbestände. Die Vorstellung des Schützensilbers der Kilianer übernahmen Ehrenpräsident Rainer Gardemann, Vize-Präsident Bernd Holtmann und Hauptmann Markus Redeker.

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Die noch vorhandenen Plaketten aus der Zeit seit 1602 befinden sich an vier verschiedenen Ketten. An der Krönungskette hängen die Plaketten der letzten 50 Jahre. An der leichteren Tanzkette, die der jeweilige König während des gesamten Festes trägt, hängt nicht nur die Mauritius-Gedenkmünze von 1602, die auf der Vorderseite ein Bild des Prinzen Moritz von Oranien zeigt und auf der Rückseite einen Orangenbaum. An dieser Kette hängen auch Plaketten der letzten zehn Jahre. An der Jubiläumskette befinden sich die Plaketten jener Könige, die in den letzten fünf Jahren als Silber- oder Goldkönige gefeiert werden konnten.

Ketten verändern jährlich ihr Aussehen

Krönungskette, Tanzkette und Traditionskette ändern jährlich ihr Aussehen. Die in einem Jahr nicht benötigten Plaketten erhalten zunächst einen Platz an der Krönungskette, bevor diese wegen des zunehmenden Gewichtes Plaketten an die Traditionskette abgeben muss.

An dieser Traditionskette könnten noch mehr Plaketten hängen, wären nicht einige Plaketten im Lauf der Jahrhunderte abhanden gekommen. Die genaue Zahl der im Verlauf des Zweiten Weltkrieges verloren gegangenen Plaketten ist nicht bekannt. Es sollen etwa 50 silberne Platten verschwunden sein. Vielleicht wäre der Verlust noch größer, wenn nicht die damalige Reichsführung im Jahr 1943 die noch vorhandenen mit andern regionalen Kulturgütern aus den Kreisen Kleve und Rees auch das Schermbecker Schützensilber zum stillgelegten Kali-Bergwerk in Volpriehausen gebracht hätte.

Im Schacht Wittekind blieben die Kulturgüter vor einer Bombardierung verschont. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im September 1945 aber zu mehreren Explosionen bei der eingelagerten Munition. Nach der Rückkehr des Schermbecker Schützensilbers stellte die Gilde fest, dass das Diadem ebenso verloren gegangen war wie etliche Plaketten. Einige Plaketten wurden nachträglich nachgebildet.

Drei Plaketten aus dem Jahr 1730

Die noch erhaltenen Plaketten erzählen von geschichtlichen Entwicklungen der Gilde. Für das Jahr 1730 gibt es gleich drei Plaketten für Ludgerus Schulte zu Loch, für den Captein Johann Frankenhoff und für Remigius Thier. Sie belegen, dass es neben der Schützengesellschaft auch Bürgerschützen und einen Junggesellenschützenverein gab.

Beim Anfassen der Plaketten stellt man leicht fest, dass es Zeiten gab, in denen man aus unterschiedlichen Gründen nicht so wertvolle Plaketten herstellen konnte. Die Inhalte der Aufschriften und die gewählten Symbole könnten im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung sicherlich jede Menge Zeitgeist entdecken, denn mancher Schütze erinnert in seiner Königsplakette an lokalhistorisch wichtige Ereignisse erinnert.

Goldschmiede pflegt das Schützensilber

Die Schützengilde Schermbeck freut sich über die regelmäßige Pflege des Schützensilbers durch die Schermbecker Goldschmiede Iser & Dietzel. Der Goldschmiedemeister Jörg Iser trägt jährlich dazu bei, dass der jeweilige König mit einer fein herausgeputzten Kette vor die Schützen treten kann.

Die Präsentation des Schützensilbers wurde am Sonntag durch sechs Filme ergänzt, die der HV-Schriftführer Günter Gätzschmann aus Material der Kiliangilde zusammengeschnitten hatte. Besonders ausführlich wurde der Festablauf im Film des Jahres 1957 vorgestellt, als Julius Gedrath mit Änne Schulte-Drevenack die Gilde regierte. Die Filme können jeden Sonntag von 10 bis 13 Uhr kostenlos im Museum eingesehen werden.