Auch wenn der Bauhof wie hier an einem Fußweg der Paßstraße nur etwa die Hälfte mäht, reicht dies Hildegard Daldrup im Kampf für Artenvielfalt und Insekten nicht aus.

© Berthold Fehmer (Archiv)

Jugendliche beschimpft: Daldrup sieht die Schuld beim Bürgermeister

rnArtenschutz

Wiederholt stoppte Hildegard Daldrup Mäh-Aktionen - der Bürgermeister drohte daraufhin mit der Polizei. Daldrup sagt, dass ihre jugendlichen Unterstützer deswegen beschimpft worden seien.

Schermbeck

, 24.06.2020, 10:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hildegard Daldrup ist Trägerin des innoy-Klimaschutzpreises und kritisiert die Mäh-Aktionen des gemeindlichen Bauhofes. Gleich zweimal hat sie den Bauhof daran gehindert, Mäharbeiten an Straßenrändern und auf gemeindlichen Grünflächen durchzuführen. Daraufhin hatte Bürgermeister Mike Rexforth am Donnerstag angekündigt, im Falle einer erneuten Behinderung des Bauhofes durch Daldrup die Polizei einzuschalten.

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Daldrup sagt, dass die „Saat“, die Rexforth damit gestreut habe, bereits einen Tag später aufgegangen sei: „Am Mühlenteich Gahlen wurden alle von uns gepflanzten Blumen und Pflanzen herausgerissen und zerstört.“ Drei junge Männer, die zuvor die Bepflanzung der Böschung am Dorfteich Gahlen mit vorgenommen hatten, hätten einige Blumen wieder einpflanzen wollen, und seien darauf von Arbeitern beschimpft und fotografiert worden. Den Jugendlichen sei mit einer Anzeige und der Polizei gedroht worden. Die drei 14 bis 19 Jahre alten Jugendlichen seien „stark verängstigt“ gewesen, so Daldrup.

„In Handschelle abführen?“

Dass junge Menschen, die Blumen pflanzen wollten, mit der Polizei bedroht würden, mache ihr Angst, so Daldrup. „Der mir angedrohte Polizeieinsatz des Bürgermeisters macht mir jedoch keine Angst.“ Rexforth hatte angekündigt: „Bei der nächsten Aktion werden wir nicht abrücken, da wird Frau Daldrup abrücken.“ Die sagt in Richtung Bürgermeister: „Wollen Sie mich in Handschellen abführen? Oder Tränengas und oder Polizeiknüppel einsetzen lassen?“

Daldrup beharrt darauf, das seitens des Rathauses Absprachen nicht eingehalten worden seien. Die Rathauswiese sei trotz Zusage, den größeren Teil wachsen zu lassen, komplett gemäht worden. Auch in Gahlen sei links und rechts eines Rad- und Fußwegs, anders als versprochen, auf fünf Metern Breite bis auf kleine Blühstreifen alles abgemäht worden.

Gesprächstermin am 30. Juni

Rexforth kündigt an, dass es am 30. Juni ein Gespräch mit Daldrup, dem Bauhof-Leiter und ihm geben werde. „Ziel des Termins soll es sein, gemeinsam zu überlegen, wie sowohl der Erhalt von Blüh- und Pflanzstreifen, wie auch die Verkehrssicherheit an gemeindlichen Straßen und Wegen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger miteinander vereinbar sein könnten.“

Rexforth: „In den Wohngebieten finden weiterhin Unterhaltungsmaßnahmen und Rückschnitte statt. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen erwarten, das bestätigen uns auch zahllose Rückmeldungen, dass diese Flächen in einem ordentlichen Zustand gebracht werden. Davon ausgenommen sind Flächen, die sich in einer privaten Grünflächenpatenschaft befinden und von Bürgerinnen und Bürgern gepflegt werden.“

„Absolut rechtswidrig“

Dies habe er Daldrup mitgeteilt und sie gebeten, ihre Protestaktionen bis zum gemeinsamen Termin zurückzustellen. „Daran hat sie sich leider nicht gehalten.“

Daldrup nehme für sich in Anspruch, „entscheiden zu dürfen, wie welche Flächen im Gemeindegebiet zu unterhalten sind. Anders geartete Wünsche und Sichtweisen der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich der Pflege von öffentlichen Flächen werden von ihr nicht akzeptiert.“

Dabei blende sie völlig aus, dass sie über „fremdes Eigentum“ entscheide und „sich damit absolut rechtswidrig verhält“. „Die Schermbecker Bürgerinnen und Bürger verschaffen sich auch keinen Zutritt zum Eigentum von Frau Daldrup und mähen die von ihr bepflanzten Flächen in ihrem Garten ab.“

Er selbst kümmere sich seit Jahren um eine gemeindliche Fläche, habe dort Obstbäume gepflanzt und mit seinen Kindern eine Wildblumenwiese angelegt. Die grundsätzlichen Überlegungen Daldrups könne er nachvollziehen, so Rexforth. Er hoffe, dass sie den gemeinsamen Termin nun abwarte. „Sollte dies nicht der Fall sein, scheint sie an einer konstruktiven Lösung nicht mehr interessiert zu sein.“