„Barbier-Shop Nuyken“ aus Schermbeck schließt In den Ruhestand verabschiedet

 „Barbier-Shop Nuyken“ an der Mittelstraße schließt für immer
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Nach 56 Jahren als Friseur in Schermbeck hat der 79-jährige Gerd Nuyken beschlossen, sich in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden und den „Barbier-Shop Gerd Nuyken“ in der Mittelstraße für immer zu schließen. Damit endet auch zugleich die Geschichte des Familienbetriebes, die vor 126 Jahren begann.

Großvater Gerhard Nuyken meldete am 25. Januar 1897 in Oberhausen-Sterkrade einen Gewerbebetrieb als Barbier und Friseur an. Friseure hatten damals meist noch ein weiteres Gewerbe inne.

So auch der ehemalige „Lazareth-Gehilfe“ Gerhard Nuyken, dem der Düsseldorfer Regierungspräsident am 9. Mai 1899 das Recht zur Ausübung kleinerer chirurgischer Hilfeleistungen attestierte, nachdem am 3. März 1899 die Bescheinigung des Stabs- und Bataillonsarztes des II. Bataillons Infanterie-Regiments Nr. 98 eingegangen war, die Nuyken bestätigte, zeitweise auf der inneren-, bakteriologischen- und Ohrenstation, später auch auf der äußeren Station beschäftigt gewesen zu sein.

Er durfte fortan unter anderem Zähne ziehen und sich als „geprüfter Heildiener“ bezeichnen.

Die Kombination Friseur, Bader und chirurgischer Hilfsdiener muss wohl auch den Sohn Gerhard Jakob Nuyken begeistert haben. Er ließ sich in der Zeit vom 1. April 1917 bis 1. April 1920 im väterlichen Betrieb zum Barbier, Friseur und Perückenmacher ausbilden. Einen prachtvollen Lehrbrief vom 14. Mai 1920 erhielt der junge Geselle. Am 6. Mai 1929 bestand er vor der Handwerkskammer Düsseldorf die Meisterprüfung.

Lange Familientradition

Es erstaunt wenig, dass auch der Enkel des Firmengründers, wenn er schon auf denselben Vornamen hörte wie seine Vorfahren und als Knabe oft genug das Arbeitsmilieu eines Friseurmeisters erlebt hatte, auch den Fußstapfen seines Großvaters und Vaters folgte. Als 14-Jähriger begann Gerd Nuyken die Lehre in Oberhausen-Sterkrade, die er 1960 mit der Gesellenprüfung beendete.

Schon zeitig richtete der junge Mann den Blick auf die eigene berufliche Selbstständigkeit, denn als er nach dreimonatigem Besuch der Meisterschule im Hause Harder am 6. April 1966 bei der Handwerkskammer Düsseldorf die Meisterprüfung als Friseur bestand, arbeitete er zwar noch vorübergehend im elterlichen Betrieb in Oberhausen-Holten.

Gleichzeitig hielt er aber Ausschau nach einem geeigneten Ladenlokal.

Annonce gesehen

„Eigentlich wollte ich immer in den norddeutschen Raum“, hängt Gerd Nuyken für einen kurzen Augenblick seinem Jugendtraum nach, „doch dann kam alles anders.“ Zufällig entnahm er einer Annonce, dass im Hause Schulte-Drevenack an der unteren Mittelstraße in Schermbeck die Räumlichkeiten der Verbands-Sparkasse Wesel frei wurden.

Am 1. August 1967 wurde der Schermbecker Betrieb eröffnet. Selbst Drevenacker Bürger nutzten auf dem Weg zum Amtshaus in Schermbeck die Gelegenheit zum Besuch des nahen Friseur-Salons, zumal in Drevenack ein Friseur fehlte.

Vier Jahre lang beobachtete Gerd Nuyken den heimischen Markt, bevor er sich entschloss, am 7. Dezember 1971 in Drevenack eine Filiale zu eröffnen.

Blick in die Mittelstraße
Blick in die Mittelstraße: Seit 2009 konzentrierte sich Gerd Nuyken auf seinen Barbier-Shop in der Mittelstraße 16, den er als Ein-Mann-Betrieb führte. © Marie-Therese Gewert

Auch in Schermbeck lief die geschäftliche Entwicklung gut voran, sodass im Hause Hansen in der Georgstraße 1 ein großzügig eingerichtetes Geschäft eröffnet wurde. Im Jahre 1982 absolvierte Gisela Nuyken die Meisterprüfung.

Den Salon in der Georgstraße verpachtete Gerd Nuyken 2009.

Seither konzentrierte sich Gerd Nuyken auf seinen Barbier-Shop in der Mittelstraße 16, den er als Ein-Mann-Betrieb führte. Etwa 40 Lehrlinge hat Gerd Nuyken als Meister auf ihren Beruf vorbereitet.

„Davon ist keiner durchgefallen“, freut er sich über seine erfolgreiche Arbeit. Das Ehepaar Nuyken beschäftigte zeitweise 14 bis 16 Mitarbeiter in insgesamt vier Betrieben in Schermbeck, Drevenack, Gahlen und Borken.

Wertschätzung fürs Handwerk

Das Haareschneiden und die tollen Gespräche mit den Kunden werden Gerd Nuyken fehlen. „Ihr als Kunden habt mir jeden Tag ein gutes Gefühl und eine würdige Wertschätzung für mein Handwerk gegeben. Für all die Jahre möchte ich mich herzlich bei Euch allen bedanken“, fasste Gerd Nuyken in einem Dankschreiben an seine Kunden zusammen.

Mehr als bislang wird er als Fahrradfahrer im Schermbecker Umfeld unterwegs sein und mit seiner Frau zu Urlaubsreisen starten. Fester Termin bleibt für Gerd Nuyken auch der Besuch des Stammtischs „Einer steht immer“, der aus dem ehemaligen Kegelclub „Einer steht immer“ hervorging.

Gerd Nuyken war auch ehrenamtlich in Schermbeck unterwegs. 1976 war er Mitbegründer der Werbegemeinschaft, die er von 1989 bis 1991 als Nachfolger Wolfgang Lensings leitete.

Im Februar 1976 wurde Gerd Nuyken als Nachfolger von Erich Niebuhr zum Vorsitzenden der Sportschützen Schermbeck gewählt. In dieser Funktion war er bis 1980 tätig.

15 Jahre lang war Gerd Nuyken innerhalb des MGV „Eintracht“ im Vorbereitungsteam für die Karnevalsfeiern tätig. Seit 1971 war er als Offizier oder Vorstandsmitglied und zuletzt ab 2006 als Vize-Präsident für die Kiliangilde Schermbeck im Einsatz, die er 1998 mit Jutta Besten regierte.

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