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Im Streit um Wölfin Glorias Schicksal verhärten sich die Fronten
Wolfsgebiet Schermbeck
Gloria wird mehr und mehr zum Politikum. Der BUND kritisiert den Schermbecker Ratsbeschluss, die Grünen wehren sich erbost und langjährige BUND-Mitglieder treten aus dem Verband aus.
Wer den Abschuss der Wölfin Gloria fordere, sei rein populistisch unterwegs, erklärte die Sprecherin der BUND-Kreisgruppe Wesel am Sonntag und kritisierte den Schermbecker Ratsbeschluss, in dem der Abschuss der Wölfin gefordert wird.
Diesen Vorwurf wollen die Schermbecker Grünen, die den Beschluss mitgetragen haben, nicht auf sich sitzen lassen. Ebenso nicht den Vorwurf des BUND, Naturschutz sei ihnen fremd geworden. „Zum Naturschutz gehört auch der Tierschutz“, hält Ulrike Trick dagegen. „Und das bedeutet nicht nur, den Schutz eines einzelnen Tieres einer bestimmten Art zu berücksichtigen, sondern abzuwägen zwischen den Bedürfnissen aller betroffenen Tierarten. Unsere Zustimmung zur Resolution des Rates der Gemeinde Schermbeck ist das Ergebnis eines intensiven Abwägungsprozesses.“
Grüne sehen sich im Einklang mit geltendem Recht
Anders als in der BUND-Stellungnahme behauptet, befinde sich die Forderung der Resolution durchaus im Einklang mit dem Bundesnaturschutzgesetz, das die Entnahme auffälliger Wölfe zulasse. Auch das EU-Recht ermögliche solche Maßnahmen.
Nicht nur die Grünen sind sicher, dass die Wölfin GW 154F das Überspringen von Herdenschutzzäunen an ihre Nachkommen weitergeben wird. Hobbyschäfer Christoph Dorr: „Die sogenannte Gloria stammt ja aus Scheverdingen. Dort war schon ihre Mutter bekannt als Springerin, von ihr hat sie gelernt. Jetzt wird sie ihr Können an den eigenen Nachwuchs weitergeben.“ Und dieser Nachwuchs werde demnächst abwandern und eigene Rudel bilden - und weiter Weidezäune überspringen.
Gründungsmitglieder verlassen enttäuscht den BUND
Dorr und seine Frau Margret gehören zu den Gründungsmitgliedern der BUND-Ortsgruppe Schermbeck. Aber nach dem Vorwurf, in Sachen Gloria populistisch unterwegs zu sein, wollen sie nicht länger dazugehören. Sie haben ihre Mitgliedschaft im BUND NRW gekündigt, weil sie im Landesverband keine Chance sehen, dass jeder noch so sachliche Austausch von Fakten und Argumenten die Position des BUND Wesel beeinflussen könnte.

Christoph Dorr ist Hobbyschäfer und würde die „Entnahme“ von Wölfin Gloria begrüßen. © Helmut Scheffler (Archiv)
„Wir stehen für weitere Diskussionen und Kontakte nicht mehr zur Verfügung“, haben sie an den Kreisverband geschrieben und gleichzeitig versichert, dass sie als erfahrene Umwelt-, Natur- und Artenschützer viele andere Themen und Positionen des BUND weiterhin unterstützen wollen. „Vielleicht als Mitglieder in einem anderen Landesverband“, sagt Christoph Dorr resigniert.
Entnahme eines Tieres gefährdet nicht die ganze Art
Der Ingenieur und die Tierärztin haben prinzipiell nichts gegen die Ansiedlung von Wölfen, aber mit Gloria „klappt es halt nicht“, sagt Dorr, der seine eigene Schafherde in Damm mit einem 1,90 Meter hohen Zaun schützt. Auf einem Gelände in Lichtenhagen ist der Zaun jedoch nur 1,50 Meter hoch. „Das wird bald nicht mehr reichen“, fürchtet Dorr. Derzeit sei Gloria jedoch auf der anderen Seite der Lippe unterwegs.
Er unterstützt die Ansicht von Ulrike Trick: „Die Entnahme eines einzelnen auffälligen Tieres gefährdet nicht den Fortbestand der Art, dient aber dem Natur- und Tierschutz.“
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
