Für viele Menschen im Hochwassergebiet Schermbeck-Gahlen fiel das Weihnachtsfest 2023 im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Erschreckend schnell stiegen die Pegelstände. Betroffene versuchten zu retten, was zu retten ist. Einige Anwohner fühlten sich im Stich gelassen, kritisierten, dass sie sich nicht vorbereiten durften und die Gemeinde wenig unternommen hätte.

Pegelstände im Blick
Ein Jahr danach wirkt die Lippe wie ein ruhiger Fluss. Die Pegelstände des Lippeverbandes (Stand 23.12.) zeigen keine großen Auffälligkeiten.
Seit dem vergangenen Jahr wurden die Schäden beseitigt. Rainer Deutzmann von den Feldbahnfreunden Schermbeck-Gahlen blickt zurück. Sein Verein kam mit einem blauen Auge davon und hatte Glück: Nur 30 Zentimeter fehlten und es hätte für die technischen Geräte der Feldbahnfreunde beim Hochwasser 2023 ganz anders ausgehen können.
Loren waren abgesoffen
„Einige Loren waren abgesoffen“, erinnert er sich. Doch auch die konnten letztlich gerettet werden, „da vor einem Jahrhundert noch Stahl verbaut wurde, der nicht so schnell kaputtgeht.“
Lokschuppen, Werkstatt und Bürocontainer blieben verschont und trocken. „Wir beobachten das Flüsschen Lippe sehr genau“, so Deutzmann. Sollte das Wasser steigen, müssen technische Geräte höher gelagert werden.
Nachbarschaftliche Hilfe
Positiv in Erinnerung geblieben ist ihm vor allem die nachbarschaftliche Hilfe: Landwirte kamen mit ihren Treckern, Baggern und Güllepumpen und waren vor Ort, um zu helfen. Sie waren unermüdlich im Einsatz, schafften Sandsäcke herbei. Pferde wurden gerettet. Die Freiwillige Feuerwehr hatte jede Menge zu tun. Es sei für alle herausfordernd und schwierig gewesen, die Situation unübersichtlich. Gebäude wurden evakuiert. Auch der Gahlener Campingplatz wurde geräumt.

Kritik an der Gemeinde
„Der Krisenstab ist ein Armutszeugnis“, kritisierte damals Wilhelm Haferkamp. Der Hof von Anwohner Wilhelm Haferkamp, auf dessen Gelände die Feldbahnfreunde ihr Domizil haben, sei schon in der Vergangenheit öfter zu einer Insel geworden. Aber an ein solches Hochwasser konnte sich keiner erinnern, so Deutzmann.
Besonders hart traf es am 2. Weihnachtstag auch die Evangelische Kinder- und Jugendfreizeitstätte Gahlen. Dort drang an diesem Tag Wasser in ein Gebäude. Keller liefen voll. Die Keller der Gästehäuser waren nahezu bis zur Decke vollgelaufen und das Gebäude musste aufgegeben werden. Einige waren mehr, andere weniger betroffen. Gemeinsam hatte die Nachbarschaftshilfe viel bewirkt, um die Schäden zu minimieren.

Rückblickend meint Rainer Deutzmann: „Man hätte mehr machen können“. Aber ob mobile Sperren dem Hochwasser standgehalten hätten? Da sei er kein Fachmann. Er hofft jetzt, dass die Feiertage ruhig werden und kein weiterer Schaden angerichtet wird.
Die Feldbahnfreunde Schermbeck-Gahlen befinden sich aktuell in der Winterpause. Sie haben noch eine andere Sorge: Der Nachwuchs fehlt, einige Mitglieder mussten den Verein aus gesundheitlichen Gründen verlassen - und das waren die, die dafür gesorgt hatte, dass handwerklich alles instand gehalten werden kann. Wer sich berufen fühlt, mitzuhelfen, kann sich jederzeit bei ihnen melden.