Ein Moment gespannter Stille. Ein Schuss. Lauter Jubel. Ein Jahr ist es nun schon fast her, dass der Vogel fiel. Ralf Schlebusch wird sich an diesen Tag wohl ein Leben lang zurück erinnern. Mit dem einen und alles entscheidenden Schuss erfüllte er sich seinen Lebenstraum.
Lange hatte er gewartet, immer kam etwas dazwischen. Einen Tag vor dem Vogelschießen sagte er sich dann: „Das perfekte Jahr wird es nicht geben. Jetzt oder nie.“ Und so wurde er König der Altschermbecker Schützen.
Die Idee entstand spontan im Festzelt. Nadine Hellwig stimmte auf ein Bier spontan zu, seine Königin zu werden: „Die Idee war da, die Ernsthaftigkeit fehlte“, meint sie rückblickend. So hatte sie am Montag darauf mit ihrem Mann Pierre eigentlich schon den Urlaub nach Italien gebucht.
Aber was ist schon ein Urlaub in Italien gegen eine Regentschaft in der eigenen Heimat? Gemeinsam entschieden sie: „Wir bleiben“ – sie ließen Italien warten und fuhren kurzerhand einfach etwas später los.
Dann funktionierte alles, wie beim Bier besprochen. Nachdem der Vogel unten war, musste alles sehr schnell gehen. Rein ins Taxi. 20 Minuten fürs Umkleiden. „Ich weiß heute noch nicht, wer das Taxi bezahlt hat“, schmunzelt der König und lobt die gute Organisation hinter dem Fest.
„Es war das perfekte Jahr“
Es gab Weinproben, einen Filmabend, eine Fahrt zu Roncalli’s Apollo Varieté nach Düsseldorf. Auf den all die Jahre beliebten Oppenheimer Krötenbrunnen werden die Schützen in diesem Jahr verzichten müssen, weil es diesen schlichtweg nicht gab. Stattdessen gibt es Braunberger Riesling von der Mosel, der auch schon auf dem Erler Schützenfest für gute Stimmung sorgte.
Nun blicken König Ralf Schlebusch und seine Königin Nadine Hellwig zurück auf „das perfekte Jahr“, gemeinsam mit ihrem Throngefolge. Dieses setzt sich zusammen aus des Königs Ehefrau Sabrina Schlebusch und Andrea Dieckmann als Ehrendamen sowie Gerold Dieckmann und Pierre Hellwig als Ehrenherren. Die Männer kannten sich vom Kegelclub „Wickie und die starken Männer“, die Frauen vom regelmäßigen Stammtisch.

Wie eine Achterbahnfahrt
„Das Jahr war wie eine Achterbahnfahrt. Zwar fremdbestimmt, aber mit vielen Menschen, die wie im Freizeitpark auch Spaß haben“, bringt es Ehrendame Andrea Dieckmann auf den Punkt. „Man wird aufgenommen, als wäre man schon immer dabei gewesen“, bestätigt Pierre Hellwig. „Wir haben Gemeinschaft erfahren und hatten sofort ein Zusammengehörigkeitsgefühl.“
So ist es ein schönes Miteinander. „Ich finde es einfach großartig, dass mein Mann sich endlich seinen Traum erfüllt hat, den er oft zurückstellte, da immer etwas dazwischenkam“, sagt Ehefrau Sabrina. Für König Ralf Schlebusch gab es kein vergleichbares Erlebnis, abgesehen natürlich von seiner Hochzeit und der Geburt seines Sohnes.
Tradition leben
Ganz nach dem Motto der Kiliangilde Altschermbeck: „Tradition leben, Freundschaft schaffen, Zukunft gestalten“ freut sich die Throngemeinschaft, dass der Verein für die Zukunft gut aufgestellt ist. „Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern“, freut sich der König. Denn auch sein Sohn und die Kinder des Throns sind Feuer und Flamme für die Schützengilde.
Das Jahr ging wahnsinnig schnell vorbei und war noch zu kurz, sind sie sich einig. Doch was sie alles miterleben durften, hat sie noch mehr verbunden: „Es gibt nur vor Kilian und nach Kilian“ – was bleibt, sind die neuen Freundschaften, die entstanden sind. Die gegenseitigen Besuche auf dem Thron von Damm, Erle und Raesfeld: „Das Schützenfest verbindet“, betonen sie. „Es ist wie in einer Familie. Wir sind mittendrin, statt nur dabei“, erklärt Gerold Dieckmann.
Vor allem tragen sie die Dankbarkeit im Herzen für alles, was der Vorstand und die Offiziere möglich gemacht haben. „Ich danke aber auch vor allem meinem Throngefolge, das von Anfang an hinter mir stand“, so der König.
Zur Person: König Ralf Schlebusch selbst trat mit 16 Jahren der Schützengilde Altschermbeck bei und ist mit seinen mittlerweile 45 Jahren ein echter Silberschütze. 2004 wurde er zum Fahnenträger ernannt, 2010 wechselte er in das Amt des Königs-Adjutanten, bevor er zwei Jahre lang zum Hauptmann ernannt wurde. Seit 2016 ist er offiziell in das Amt als Oberst berufen.
Natürlich ruht der Posten noch so lange, bis ein neuer König gefunden ist. Der Schuss war zwar nicht geplant, doch das Jahr auf dem Thron war für ihn eine Erfahrung, von der er sein ganzes Leben lang zehren wird. Für den König gibt es eine 25-jährige Sperre zum Antreten des Vogelschießens. Das überlässt er dann aber der nächsten Generation.
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