Seit frühster Jugend ist Egon Unterberg Imker aus Leidenschaft. Immer wieder gibt er Kindern einen Einblick in das Leben der Bienenvölker und vermittelt ihnen, was ein Imker macht.
Für manch einen vielleicht überraschend: „Heute ist es so, dass die Bienen weniger auf dem Land haben und mehr in der Stadt“, erklärt Egon Unterberg. In der Stadt seien mehr Gartenanlagen und Bäume als auf dem Land vorhanden, die den Bienen Nahrung bringen.

Grund ist, dass das Land landwirtschaftlich genutzt werde, so Egon Unterberg. Die Bauern müssen es umbrechen oder ihre Pflanzen bestellen. Doch die Pflanzen, die heute auf dem Land genutzt werden, seien oftmals keine bienenfreundlichen Pflanzen.
In der Praxis seien die Landwirte nicht frei in ihren Entscheidungen und können so Umweltschutz betreiben, wie sie es selbst vielleicht möchten. „Früher hatte man Pflanzen, die Blüten brachten, die die Bienen besuchen konnten.“ Heute haben sie im Wesentlichen die Gräser. Mais. Getreidearten. Pollen, die sich durch Wind weitertragen.
All das sei nichts für die Bienen. „Früher hatte man Rügen und Bohnen“. Heute seien noch Raps und Senf da. „Raps ist eine Massentracht.“ Das Problem dabei: Nach einem Monat spätestens ist es mit dem Raps vorbei. Dann hat die Biene nichts mehr davon. Doch: „Sie braucht eigentlich das ganze Jahr was.“ In der Stadt gebe es die Anlagen, die den Bienen das bieten, was sie brauchen.
„Das Frühjahr ist nicht besonders nektarreich gewesen. Ich gehe mal davon aus, dass wir mindestens 30 Prozent weniger Ertrag haben, als im letzten Jahr. Ich kann damit leben. Die Bienen müssen damit leben“, betont der Imker.
„Die Massentracht, die wir hier haben, ist im Frühjahr die Obstblüte, wo noch Obstgärten sind. Wir haben hier das Glück, rundum noch frühere Landwirte zu haben, die größere Obstgärten haben“, hebt Egon Unterberg hervor. Diese Gärten seien älter, verwildert, werden nicht mehr gepflegt und genutzt. „Aber die blühen noch und insofern haben die Bienen was davon.“
Und nicht nur die Bienen. „Das muss man sich immer klarmachen. Die Bienen sind nur ein Synonym“ Es seien fast alle Insekten, die auf die Blüten gehen und sich Nektar holen. Einige leben nur von Fleisch und sind räuberisch, wie die Hornisse. Die meisten gehen aber auf Blüten und haben sich teils so spezialisiert, dass eine Art nur auf eine Blütenart gehe. „Unsere Biene ist Generalist und geht auf alle Blüten. Dank ihres langen Rüssels kommt sie überall dran. Dank Ihres Haarkleides kann sie überall Pollen abstreifen und zurücklassen.“ So erfolgt die Befruchtung.
Hecken und Bäume
„Es wäre schon viel, wenn die alten Hecken mit Brombeeren und allen möglichen Pflanzen wieder da wären.“ Nicht nur als Nahrung für die Bienen, sondern auch als Schutz für die Äcker, für die Insekten, die Schädlinge auf dem Feld bekämpfen. Es wäre viel gewonnen, wenn die Gemeinden die Wegränder im Frühjahr nicht radikal beschneiden oder auf Stock setzen würden.
Früher war es verboten, Weide und Haselnuss im Frühjahr zu schneiden. „Das war praktizierter Umweltschutz.“ Haselnuss blüht früh, Weide danach - so haben die Bienen immer genug. Egon Unterberg hat selbst viele nützliche Bäume gepflanzt.
Zuckerlösung für die Bienen
Damit seine Bienenvölker genug Futter bekommen, nimmt Egon Unterberg Kristallzucker und löst diesen auf. Auch fertiger Zuckersirup sei eine gute Alternative, was teurer wäre. Der Vorteil hierbei: Da Zuckersirup invertiert ist, werde dieser nicht mehr sauer. „Der Zucker, den ich auflöse, muss ich sofort verfüttern. Wenn ich den drei Tage lagere, wird er sauer und von den Bienen nicht mehr angenommen.“

Wenn Arbeiter-Bienen viel arbeiten müssen, haben sie manchmal nur drei Wochen, dann seien sie erledigt. Die Drohne lebt etwas länger, braucht 24 Tage zum Schlüpfen, danach lebt sie bis zum Herbst - wenn sie die Königin begatten darf, endet das mit dem Tod. Diese kann bis zu 2000 Eier am Tag legen, um das Volk auf Stärke zu bringen. „Die Königin lebt maximal fünf Jahre. Die Legeleistung lasse aber auch hier im Laufe der Zeit nach.“

Imker-AG in Gahlen gegründet
Im Herbst gehe die Zahl des Bienenvolkes zurück, von etwa 60.000 auf optimalerweise 10.000 Bienen. Im Reich der Bienen hat Egon Unterberg nicht ausschließlich Ertragsvölker, die Honig liefern, sondern auch Nachzuchten, die er für das kommende Jahr aufbaut. Wer Bienen halten will, sollte die Verantwortung haben, sich schlau zu machen. „Wenn man es richtig machen will, geht man in einen Verein.“
Austausch und Wissen
Mit einem Kurs allein sei es nicht getan. Da viel Wissen zum Imkerwesen benötigt wird, wenn es gut gemacht werden will. Der Heimatverein Gahlen hat in diesem Jahr eine Imker-AG gegründet. Aktuell hat sie neun Mitglieder. Noch werde nach einem Namen gesucht. Wer sich für die Imkerei interessiert, kann sich hier austauschen und umfassende Informationen bekommen oder sich direkt an Egon Unterberg wenden. Den Honig, den er herstellt, verkauft er auch - und nimmt die Gläser später auch gerne wieder entgegen.
Was tun, wenn man gestochen wird?
Wenn eine Biene zusticht, sollte der Betroffene nie einfach den Stachel greifen und wegnehmen. Da am Stachel eine Giftblase hängt, werde das Gift dann erst recht in den Körper injiziert. Was tun? „Wenn es geht, mit dem Fingernagel abstreifen“, erklärt Egon Unterberg.
Kinder lernten, wie Honig hergestellt wird: Fotos vom Besuch bei Egon Unterberg in Gahlen