
Eins vorweg: Wäre ich Anwohner der Marellenkämpe, ich würde mich genauso ärgern wie die Schermbecker, die gegen die Öffnung eben dieser Straße demonstriert haben. Seit Jahrzehnten wohnten sie in einem Bereich, in dem kaum Autos langfuhren. Das wird sich jetzt – zumindest für die nächsten vier Monate – ändern.
Besonders für die zahlreichen Schüler, die die Marellenkämpe tagtäglich auf dem Radweg kreuzen, sehen die Anwohner Gefahren. Es ist klar: Die Verkehrssituation muss so hergestellt werden, dass niemandem etwas passiert. Das ist aber möglich. Die Idee einer Anwohnerin, Tempo 10 in dem engen Stück der Marellenkämpe einzuführen, wolle er prüfen lassen, sagte Bürgermeister Mike Rexforth. Das könnte eine gute Lösung sein.
Und die Öffnung der Marellenkämpe ist für ganz Schermbeck die richtige Entscheidung. Warum die Gemeinde ein anderes Verkehrskonzept braucht, hat Bürgermeister Mike Rexforth den Demonstranten eindringlich erklärt. Zwei Punkte sind entscheidend: der Umbau der Kanalisation der Mittelstraße sowie der Klimaschutz.
Die Schermbecker müssen aufgrund des Umbaus ihr Mobilitätsverhalten verändern. Und sie müssen mehr Wege mit ihrem Fahrrad machen. Wer das nicht kann, erreicht ja weiterhin jedes Ziel mit dem Auto – nur eben nicht mehr durch die Mittelstraße.
Nicht unzumutbar
Unzumutbar ist den Anwohner der Marellenkämpe die neue Straßenführung außerdem nicht. Statt 400 Pkw sollen nun 1.200 Autos vor ihrer Haustür pro Tag entlangfahren. Ist zwar das Dreifache, aber doch auf einem ähnlichen Niveau anderer Wohnstraßen. Hubert Große-Ruiken sagte im Gespräch am Montag einen Satz, den ich einordnend und richtig fand: „Dafür ist es ja ein Versuch. Es braucht auch mal die Ruhe, Geduld und Bereitschaft, etwas zu verändern.“
Chaos zum Start des Verkehrsversuches: Zahlreiche Anwohner der Marellenkämpe demonstrieren