Für ihre Biogasanlage im „Rüster Feld“ in Schermbeck wollen die Gesellschafter um Michael Keller andere Einsatzstoffe nutzen können. Das hätte aber Auswirkungen auf den Verkehr in der Gemeinde, meinen Verwaltung und Politik. Die Verwaltung sowie die Gesellschafter sind sich uneinig.
Aber worum genau geht es dabei? Und warum sorgt sich die Politik bei einer Umsetzung des Projektes um den Verkehr in Schermbeck?
Keller, der zusammen mit Bernd Aldenhoff, Peter Aldenhoff sowie Maria Nagel als Gesellschafter die „Bioenergie Rüster Feld UG & Co. KG“ betreibt, erklärte auf Anfrage der Redaktion den bei der Bezirksregierung eingereichten Antrag wie folgt: „Wir haben für die Biogasanlage eine Änderung der Genehmigung beantragt, weil wir auf andere Einsatzstoffe setzen wollen.“
Aktuell fokussieren sich die Gesellschafter vor allem auf Silomais. „Die Situation hat sich aber auch aus Naturschutzgründen so gewandelt, dass man bei Biogasanlagen mehr auf Mist und Blühpflanzen setzt.“ Das geht für die Gesellschafter aber aufgrund der aktuellen Genehmigung nicht.
Die Gespräche mit der Bezirksregierung laufen laut Keller seit längerer Zeit. Auch mit anderen Fachbehörden sei man in Gesprächen. Mit der Gemeinde Schermbeck allerdings habe man noch nicht gesprochen. Warum? „Aus unserer Sicht ist die Gemeinde von dem Projekt nicht besonders betroffen.“
24 Prozent mehr Verkehr
Die Verwaltung, so erklärte es Rexforth im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) am Mittwoch (23. Mai), war wiederum überrascht, als die Bezirksregierung sie um eine Stellungnahme zum Antrag bat. Aus Informationen des zuständigen Fachbüros ging hervor: Mit dem aktuellen Antrag kann die Jahreseinsatzmenge in der Biogas-Anlage von bisher 13.612 Tonnen pro Jahr auf maximal 17.870 Tonnen pro Jahr gesteigert werden. Das vom Antragssteller beauftragte Fachbüro prognostiziert mit diesen Zahlen eine Erhöhung des An- sowie Ablieferungsverkehrs von 24 Prozent.
Die bisher einzige genehmigte Abfahrt zur Biogas-Anlage erfolgt über den nicht-öffentlichen Wirtschaftsweg „Rüster Feld“ zur „Dorstener Straße“ (L607). „Dem Verlauf dieser Landstraße 607 nach Raesfeld/Erle folgend durchfahren zukünftig also zusätzlich 24 Prozent große landwirtschaftliche Fahrzeuge den nördlichen Ortskern von Schermbeck“, heißt es vonseiten der Verwaltung – ein Wert, der nicht vereinbar sei mit dem Ziel, den Verkehr innerorts zu verringern.
Im PUMA beschlossen die Politiker eine Stellungnahme an die Bezirksregierung in Düsseldorf, worin sie eine direkte Zufahrt zum „Rüster Feld“ an der B58, beziehungsweise sofern das nicht möglich ist, eine Linksabbiegerspur an der L607 („Dorstener Straße“ in Richtung Holsterhausen) sowie eine Prüfung der Einmündung „Rüster Feld“ fordern.

Rexforth erinnerte zudem an die Diskussionen, als damals die Biogas-Anlage genehmigt worden war: „Es war schon damals schwierig, ein Einvernehmen zu schaffen, weil die Erschließung über den Wirtschaftsweg schon damals kritisch begutachtet wurde.“ Nur dank einer Ausnahmeregelung von Straßen.NRW wurde die bisher einzige Zu-/Abfahrt zur Biogas-Anlage über den Wirtschaftsweg „Rüster Feld“ mit dem erforderlichen Ausbau der Einmündung in die L607 gestattet.
Keller verteidigt Projekt
Michael Keller verteidigt das Projekt dagegen: „Wir sehen nicht, dass der Verkehr auch aus Richtung Raesfeld und komplett durch Schermbeck kommt.“ Zudem hieße eine Änderung der Genehmigung nicht, dass die Maximalmenge auch erreicht werden würde. Es gehe aber darum, flexibler zu werden.
Aber wo wäre überhaupt das Problem, wenn es eine Zufahrtstraße an der B58 oder der L607 zur Biogas-Anlage geben würde? Keller: „Das ist für uns kostenmäßig nicht darstellbar.“ Denn: Eine Anbindung über eine Bundes- oder Landesstraße müsste der Investor zahlen.
Bis auf CDU-Politiker Egon Stuhldreier, der sich bei der Forderung einer Zu-/Abfahrtslösung an der B58 enthielt und – falls das an der B58 nicht möglich wäre – eine Zu-/Abfahrtslösung an der L607 ablehnte, stimmten die anderen Politiker für die von der Verwaltung vorgeschlagene Stellungnahme.
Die Rüster Biogasanlage ist seit Januar 2012 voll in Betrieb. Bernd Aldenhoff, Peter Aldenhoff, Maria Nagel und Michael Keller betreiben sie als Gesellschafter der „Bioenergie Rüster Feld UG & Co. KG“.
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