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Bebauungsplan Spechort beschlossen: Eine Chance für junge Familien?
Baugebiet
Der Bebauungsplan „Spechort“ ist vom Planungsausschuss abgesegnet worden. Nach langer Diskussion, in der Klaus Roth (BfB) mit Blick auf junge Familien nach den Kosten der Grundstücke fragte.
Vor dem Beschluss, der noch vom Rat bestätigt werden muss, ging der Ausschuss die Stellungnahmen zum Bebauungsplan durch. Jürgen Trick (Grüne) forderte, dass die Gemeinde auf die Errichtung von öffentlich geförderten Sozialwohnungen hinwirken solle, konnte sich damit aber nicht im Ausschuss durchsetzen.
Klaus Roth (BfB), dessen Fraktion „maßvoll für sozialen Wohnungsbau“ sei, fragte nach den Kosten, die potenzielle Bauherren demnächst für die Grundstücke im geplanten Baugebiet an der Erler Straße zahlen müssten. „Das Umlegungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen“, antwortete Gerd Abelt, Vertreter des Bürgermeisters, weswegen die Antwort noch nicht gegeben werden könne. Die Flächen im geplanten Baugebiet gehören zum Teil privaten Eigentümern, zum anderen Teil der Gemeinde. In einem Umlegungsverfahren werden die Flächen neu geordnet - die Kosten für das Verfahren zahlen die Grundstückserwerber mit.
Bereits im August 2021 hatte Bürgermeister Mike Rexforth geschätzt, dass Bauwillige eine halbe Million für ein Haus im Baugebiet Spechort aufbringen werden müssen. Billig wird es also nicht. Dass man keine Käufer für die Grundstücke finde, glaubt Abelt hingegen nicht, „wenn ich sehe, wie sich die Grundstücksverkäufe in Schermbeck entwickeln“.
„Sehr ungute Entwicklung - nicht nur in Schermbeck“
Die kräftigen Preissteigerungen im Immobilienmarkt bezeichnete Abelt als „sehr ungute Entwicklung - nicht nur in Schermbeck“. Wenn man sich die Preise anschaue, die im Gutachter-Ausschuss für Grundstücke genannt werden, „haben die nichts mehr mit der Realität zu tun - nicht nur in Schermbeck“. Abelt kopfschüttelnd: „Verrückt ist das, was da passiert.“
Klaus Roth erinnerte an die beschlossene Strategie der Gemeinde, junge Familien nach Schermbeck locken zu wollen. Roth: „Eine junge Familie ist gar nicht mehr in der Lage, ein Haus zu bauen.“ Abelt: „Das haben wir selber in der Hand.“ Die Gemeinde könne bei ihren Grundstücken den Kaufpreis nach Richtlinien vorgeben. „An wen ein privater Eigentümer veräußert, können wir nicht vorschreiben.“
In der vorhergehenden Sitzung des Ausschusses hatte man sich nicht auf Straßennahmen für das neue Baugebiet „Spechort“ einigen können. Die Verwaltung hatte Vogelnamen vorgeschlagen - doch Jürgen Trick bevorzugte statt Amselweg, Finkenweg, Meisenweg und Drosselweg eher Vogelnamen, „die in die Gegend passen“.
CDU will keine Vogelsiedlung
Kiebitzweg, Grauspechtweg, Rebhuhnweg, Birkhuhnweg und Ortolanweg: So lautete der neue Vorschlag der Verwaltung. Doch Johannes Ebbert (CDU) wandte ein, dass die Straßennahmen einen Bezug zur Örtlichkeit haben sollten und eine „traditionelle, geschichtliche Herkunft“. „Vogelsiedlungen“ gebe es auch in anderen Orten, etwa Dinslaken, so Ebbert. Und der Spechort habe nichts mit dem Wort Specht zu tun.
Der Vorschlag Ebberts für die CDU-Fraktion: Statt Kiebitzweg soll die Straße Spechort heißen. Der Grauspechtweg und der Ortolanweg sollen zum Krämers Kamp zusammengefasst werden. Der Rebhuhnweg soll zum Dörnekamp werden und der Birkhuhnweg zum Baubruch.
„Manchmal ganz nützlich“
Jürgen Trick warb dennoch für eine „Vogelsiedlung“. Straßen mit ähnlichen Namen zusammenzufassen sei „manchmal ganz nützlich“, so Trick, der auf das „Dichterviertel“ in Schermbeck verwies. Wenn ein Ortsunkundiger nach dem Weg frage, könne ein Einheimischer zumindest ungefähr die Richtung weisen, auch wenn er die konkrete Straße nicht kenne.
Dies überzeugte die Mehrheit im Ausschuss allerdings nicht. Mit den Stimmen von CDU, SPD und BfB wurden die von Johannes Ebbert vorgeschlagenen Straßennamen beschlossen.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
