Bauern sind erbost über immer mehr Auflagen Demonstrationen in Schermbeck und Raesfeld

Bauern erbost über Auflagen: Demos in Schermbeck und Raesfeld
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Lukas Bonhoff vom Raesfelder Ortsverband der Landwirte hoffte, dass die Botschaft in der Politik verstanden wird und dass alles friedlich vonstatten ging. Kurz darauf stieg er auf seinen Schlepper. In Raesfeld sprangen die Motoren der Traktoren an. Die Landwirte waren am Montagmorgen pünktlich zum Treffpunkt in Raesfeld gekommen, um zur Demonstration aufzubrechen.

Kurz zuvor bekamen sie noch Proviant mit auf den Weg. Sie fuhren eine komplette Route ab und trafen sich später noch mit vielen weiteren Landwirten aus dem Kreis Borken. Über 20 Trecker fuhren vom Startpunkt in Raesfeld aus los. Manche hatten Plakate vorbereitet: „Ohne Bauern keine Zukunft“, stand da unter anderem. Die Stimmung vor Ort war entspannt.

Viele Landwirte in Schermbeck

An anderer Stelle, etwas später, an der B 58 in Schermbeck positionierten sich rund 30 Schermbecker Landwirte mit ihren Schleppern am Wegesrand und verteilten ein Hintergrundpapier an die Autofahrer, um auf das Anliegen des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes aufmerksam zu machen. Für sie ist das Fass zum Überlaufen voll. Sie möchten, dass die Regierung auch auf ihre Expertenempfehlungen hört: „Wir haben das Gefühl, dass die Landwirte überhaupt nicht mehr gehört werden“, kritisierte der Schermbecker Landwirt Hartmut Neuenhoff. Er und seine Berufskollegen waren erbost über die steigenden Auflagen, gegen die sie an diesem Montagvormittag friedlich demonstrierten.

Die Bauern in Raesfeld und Schermbeck demonstrierten am Montag, 8. Januar. Hier fuhren die Raesfelder Landwirte gemeinsam Richtung Borken los.
Friedlich war die Stimmung zur Protestaktion der Landwirte am Montag, wie hier an der B 58 in Schermbeck-Damm. Autofahrer mussten an vielen Stellen Geduld mitbringen. © Marie-Therese Gewert

Die Stimmung war auch in Schermbeck entspannt. In den Gesprächen mit den Landwirten wurde deutlich, dass sie sich vor allem Sorgen um die nächsten Generationen machen. Hartmut Neuenhoff stellte sich die Frage: „Wie soll man einem 18-Jährigen erklären, dass es erstrebenswert ist, Landwirt zu werden?“ Der Job ist hart: 365 Tage Arbeit im Jahr. Erst recht, wenn die Landwirte auch Tiere haben. Das bedeutet selbst und ständig. Wenn die Freunde des 18-Jährigen womöglich „nur“ eine Fünf-Tage-Woche und 30 Tage Urlaub im Jahr haben, werde es schwierig, das zu erklären. Durch mehr Bürokratie bleibe weniger Zeit für den Beruf, für den jeder Landwirt brennen sollte.

Mit Sprüchen wie diesen wurde bei der Bauerndemo am Montagvormittag auf die Situation der Landwirte aufmerksam gemacht.
Mit Sprüchen wie diesen wurde bei der Bauerndemo am Montagvormittag auf die Situation der Landwirte aufmerksam gemacht. © Marie-Therese Gewert

Bauern senden starkes Signal

Kurze Zeit später fuhr Rüdiger Neuenhoff, Vorstandsmitglied beim LSV NRW (Land sichert Versorgung), vor. „Immer mehr Höfe sterben weg“, betonte er und sagte deutlich, dass es keine Perspektiven mehr für Landwirte gebe, wenn die Entwicklung so wie sie gerade ist, weiter voranschreitet. Allein wirtschaftlich sei es nicht länger tragbar und er habe keine Lust auf politische Taschenspieler-Tricks. Er hatte auch noch Verstärkung hinzugeholt - und etwa zehn weitere Landwirte motiviert, zum Standort an der B 58 zu fahren.

Hier blieben die Landwirte an diesem Tag vor Ort, um ein starkes Signal zu senden. Ganz ohne eine Fahrt und am Wegesrand. Die Polizei vor Ort lobte die Demonstranten für ihr friedliches Verhalten. Für Dienstag, 9. Januar, lädt die Kreisbauernschaft Wesel zu einer Versammlung und Kundgebung ein. Die Landwirte treffen sich auf ab 11 Uhr auf dem Parkplatz des Auesees, In der Aue 3. Hier werde auch die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Silke Gorißen, teilnehmen, heißt es.

Die Bauern demonstrierten: Friedlich war die Stimmung zur Protestaktion der Landwirte am Montag, wie eben an der B 58 in Schermbeck-Damm. Autofahrer mussten an vielen Stellen Geduld mitbringen.

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