Am 20. Oktober startete die Gemeinde Schermbeck den zweiten Verkehrsversuch im Ortskern, der am 2. Dezember beendet wurde. Im Mittelpunkt des zweiten Verkehrsversuches stand die Ausweisung der Mittelstraße als Einbahnstraße bei gleichzeitiger Öffnung der Landwehr, des Kapellenweges und der einseitigen Öffnung der Marellenkämpe in der Richtung zur Dorstener Straße.
Die zweite Verkehrsführung wurde von Zählungen und Untersuchungen des Düsseldorfer Ingenieurbüros Runge IVP begleitet. In der Ratssitzung am Mittwoch (13.12.) stellte Hans-Rainer Runge die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen an 13 Zählstellen vor. Die Werte vom 14. und 16. November 2023 wurden verglichen mit denen einer Vorher-Untersuchung im April 2023, mit den Werten des ersten Verkehrsversuches im August 2023 und mit einer Verkehrsmodellrechnung im Jahre 2020. Die Zahlen der Fußgänger und Radfahrer wurden während 14 Stunden ermittelt.
Insgesamt gab es 13 Zählstellen
- Zählstelle Mittelstraße 66 (Rossmann): Hier ergab sich eine Entlastung von rund 2.000 Kfz. Gegenüber dem 1.9.2020 ging die Zahl der Fußgänger beim ersten Versuch am 15. August um 380 und beim zweiten Versuch am 16.11.2023 um 170 zurück. In denselben zeitlichen Intervallen erhöhte sich die Zahl der Radfahrer um 160 und im zweiten Intervall ging die Zahl um 290 zurück.
- Zählstelle Mittelstraße 50 (Volksbank): Hier ergab sich eine Entlastung von rund 1900 Kfz. Gegenüber dem 1.9.2020 ging die Zahl der Fußgänger beim ersten Versuch am 15. August um 380 und beim zweiten Versuch am 16. 11. 2023 um 170 zurück. In denselben zeitlichen Intervallen erhöhte sich die Zahl der Radfahrer um 160 und im zweiten Intervall ging sie um 290 zurück.
An den beiden genannten Zählstellen betrug die zulässige Höchstgeschwindigkeit 20 km/h. 26 km/h betrug die Geschwindigkeit, die in 85 Prozent der Fälle unterschritten wurde. Die maximal gemessene Geschwindigkeit betrug 51 km/h.

Außer den Zählergebnissen stellte Hans-Rainer Runge besondere Beobachtungen während des Verkehrsversuches auf der Mittelstraße vor. Während der Spitzenstunden sei ein stetiger Kfz-Verkehr zu beobachten gewesen. Die Rechts-vor-links-Regelung der kleinen Seitenstraßen wurde oft nicht beachtet. Der Kfz-Verkehr durch die Mittelstraße war geprägt durch Berufs- und Schulwegverkehr.
Die Geschäfte entlang der Mittelstraße wurden kaum angefahren. Ausnahmen bildeten die Bäckerei und Drogerie im Norden.
Einzelne Pkw hielten im Seitenraum. Fußgänger bewegten sich hauptsächlich im abgetrennten Seitenraum entlang der Mittelstraße. Querungen wurden selten beobachtet. Es wurden immer wieder Radfahrende beobachtet, die Richtung Norden auf dem abgetrennten Gehweg statt auf der Fahrbahn fuhren. Es fehlte vielfach das Vertrauen in die Begegnungsmöglichkeit.
Die weiteren Zählstellen
An der dritten Zählstelle auf der Mittelstraße 15 (Hogen Mai) wurden im ersten Verkehrsversuch (Sperrungen) 3.700 Kfz weniger registriert, im zweiten Verkehrsversuch (Einbahnstraße) 1.800 Kfz weniger registriert.
Für die übrigen zehn Zählstellen wurden die Messwerte für die Analyse vom April 2023, vom ersten Verkehrsversuch und vom 2. Verkehrsversuch aufgelistet.
- Die Reihung ergab für die Zählstelle an der Schienebergstege in Höhe der Grundschule 2.000 Kfz/1.800 Kfz/2.900 Kfz,
- für die Zählstelle Kapellenweg nördlich des Pastoratsweges 3.900/1.600/4.600,
- für die Zählstelle Kapellenweg zwischen Pastoratsweg und Schienebergstege ca. 3.500/1.000/4.200,
- für die Zählstelle Kapellenweg südlich der Schienebergstege 2.100/1.200/1.900,
- für die Zählstelle Marellenkämpe zwischen Kapellenweg und Engstelle 400/1.800/400,
- für die Landwehr südlich der Schienebergstege 900/300/1.000, für die Kastanienstraße Höhe der Hausnummer (Nr. 40) 400/900/400, an der Maassenstraße Höhe Hallenbad 3.300/3.000/3.500, für die L 607 an der Freudenbergstraße 7.900/9.000/7.300 und für die L 607 an der Dorstener Straße Höhe Pastoratsweg 7.200/9.800/6.800.
Zählstelle Marellenkämpe
Gespannt warteten die Besucher der Ratssitzung auf die Beobachtungen an der Zählstelle Marellenkämpe zwischen Kapellenweg und Engstelle. Folgende Beobachtungen entstanden während der beiden Verkehrsversuche:
Der Kfz-Verkehr tritt auch zu den Spitzenzeiten nicht in größeren Pulks auf. Es werden eher vereinzelte Pkw-Fahrten beobachtet. Die Kfz-Geschwindigkeiten sind zumeist angepasst. Fußgänger und Radfahrer bewegen sich im Seitenraum der Engstelle. Falschfahrende Lkw kommen vor, sind jedoch Einzelfälle. Rückstauungen an der Einmündung Dorstener Straße konnten nicht beobachtet werden.
Modellprognose in der Präsentation
Die von Hans-Rainer Runge zusammengestellten Ergebnisse werden auf die Homepage der Gemeinde Schermbeck (www.schermbeck.de) gesetzt. Sie werden auch über das Protokoll zur Ratssitzung nachgereicht. Am Ende der Präsentation findet man eine Zusatzvariante „Fußgängerzone“. Sie beinhaltet eine Modellprognose auf der Basis der Verkehrsmengen der Erhebung im November 2023. Der abgedruckte Lageplan zeigt die Auswirkungen, wenn es auf der Mittelstraße zwischen Bösenberg und Hogen Mai entlang der Mittelstraße keinen Kfz-Verkehr geben würde.
Im nördlichen Bereich bleiben 2.700 Kfz. Vor allem das vorhandene Parkraumangebot sorgt weiterhin für starken Quell-Zielverkehr. Die kürzeste Verbindung in Richtung Süden ist die Apothekerstege/Landwehr. Insbesondere auf der Apothekerstege ist diese Verkehrsmenge im Zweirichtungsverkehr nach Auffassung Runges nicht verträglich. Eine deutliche Kfz-Zunahme auf dem Kapellenweg trete ein. Eine Verdopplung der Verkehrsmenge sei auf der Landwehr und Schienebergstege zu erwarten.
Die Politiker haben nun die Aufgabe, in ihren Fraktionen zu überlegen, welche Konsequenzen aus den verschiedenen Zählergebnissen und differenzierten Beobachtungen zu ziehen sind.
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