
© Helmut Scheffler
Radfahrer sorgt mit einem ungewöhnlichen Gefährt für großes Aufsehen
Hochrad-Fahrer
Christoph Dorr sorgt regelmäßig für großes Aufsehen, wenn er auf den Wegen in Schermbeck und Umgebung unterwegs ist: Der ehemalige Rennradfahrer hat sich selbst ein Hochrad gebaut.
Wenn er sein Fahrrad langsam über niederrheinische Wirtschaftswege steuert, dann zieht er bewundernde und verwunderte Blicke auf sich. Und noch mehr, wenn der der 59-jährige Schermbecker Christoph Dorr auf sein mannshohes Hochrad auf- oder wieder absteigt.
Ein Stück Akrobatik
Mit ausgestreckten Händen das Lenkrad greifen, das sich in Schulterhöhe befindet, mit dem rechten Fuß das anlaufende Fahrrad durch Scrollbewegungen so zu beschleunigen, dass man über einen kleinen Trittsteg mit den Füßen auf die Pedale gelangt und mit dem Po auf dem Sattel, das strahlt schon ein gehöriges Stück Akrobatik aus.
Christoph Dorrs war früher Rennradfahrer. Fürs Siegertreppchen hat es bei internationalen Rennen zwar nie gereicht, aber im Mittelfeld bei großen internationalen Rennen die Ziellinie zu überqueren, das hat für den Mittdreißiger in den 1980er-Jahren einen großen Motivationsschub erzeugt. Bis zu 9.000 Kilometer hat er jährlich im Sattel seines Rennrades gesessen.
Ein Katalog der tschechoslowakischen Firma Mesicek High Bicycle weckte bei ihm Mitte der 1990er-Jahre die Begeisterung für Hochräder. Ein Jahrzehnt später entdeckte er, dass ein Bremer Kfz-Meister im Ruhestand historische Fahrräder für 1400 Euro selbst baute. Nach der Devise „jetzt oder nie“ entschied sich Christoph Dorr im Jahre 2017 für einen Kauf.
Grundlagen neu erlernen
Dann musste er erstmal einige Grundlagen ganz neu erlernen. „Rechts und links wuchsen Pflanzen, sodass man sanfter fallen konnte“, begründet Christoph Dorr in der Rückschau die Trainingsstunden fürs Aufsteigen und Absteigen vom Hochrad auf dem Parallelweg zur Freudenbergstraße, der über das Gelände des ehemaligen Ludgerus-Friedhofes führte.
Auch wenn man es geschafft hat, im Sattel zu sitzen, ist deutlich mehr Umsicht und Vorsicht gefragt als bei den heutigen Sicherheitsrädern. Besonders gefährlich wird es, wenn ein starkes Bremsmanöver ansteht oder ein Schlagloch das Vorderrad „attackiert“. „Da der Schwerpunkt des Radlers nahe der Oberkante des Vorderrades liegt, sind fliegende Abgänge vom Fahrrad keine Seltenheit“, so Dorr.

Das Aufsteigen ist nicht so ganz einfach. © Helmut Scheffler
„Der Zwang zum voraussehenden Fahren ist bei Hochrädern noch wichtiger als bei modernen Sicherheitsrädern, denn der Anhalteweg ist bei derselben Reaktionszeit deutlich länger, und das liegt an der Mechanik“, betont er. Bremsen sei eine Kunst für sich. Es gibt weder einen Rücktritt noch einen Leerlauf. „Vielmehr drehen sich die Pedalen mit dem Vorderrad, sodass die Pedale nicht zum Absteigen benutzt werden können.“
Zu den Vorteilen von Hochrädern gehört ein deutlich geringerer Pflegeaufwand. Bei Hartgummireife braucht man keinen „Platten“ zu befürchten und das regelmäßige Schmieren entfällt.
„Das Fahrgefühl unterscheidet sich wesentlich von Niedrigrädern“, erzählt der Schermbeck. Wer aufrecht über dem hohen Vorderrad eines Hochrades „thront“, kann häufig über die wegebegleitenden Hecken schauen und neue Perspektiven und verwundert dreinblickende Gesichter entdecken.
Marke Eigenbau
Als sein erstes Hochrad wegen eines Gabelbruchs ausfiel, entschied sich der Maschinenbau-Ingenieur Christoph Dorr für ein Hochrad der Marke Eigenbau. Aus den gedruckten Unterlagen anderer Hochrad-Hersteller suchte Dorr die am besten geeigneten Techniken aus, die er mit einem befreundeten Schlosser beim Bau des eigenen Rades verwendete. Ostern 2020 - pünktlich zum Beginn der Corona-Pandemie- war das eigene Fahrzeug fertig.
Den Radel-Spaß möchte Christoph Dorr gern mit weiteren Interessenten erleben und vertiefen. Kontaktaufnahmen ist über die e-Mail-Adresse Christoph.dorr@t-online.de möglich. Um die Kosten für ein Hochrad zu reduzieren, ist Dorr sogar bereit, Interessenten seine Fertigungsunterlagen zur Verfügung zu stellen.
Im Verlauf von mehr als vier Jahrzehnten habe ich das Zusammenwachsen von acht ehemals selbstständigen Gemeinden miterlebt, die 1975 zur Großgemeinde Schermbeck zusammengefügt wurden. Damals wie heute bemühe ich mich zu zeigen, wie vielfältig das Leben in meinem Heimatort Schermbeck ist.
