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Zehn Spieler gehen: Das kann nur die Spitze des Schalker Eisbergs sein
S04/Kommentar
Die großen Herausforderungen warten noch auf das Schalker Management: Auslaufende Verträge nicht zu verlängern ist das eine - nun die Besserverdienenden zu verkaufen ist das andere.
Das liest sich erstmal spektakulär und klingt nach dem großen Rundumschlag: Zehn Spieler verlassen den FC Schalke 04. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser Rundumschlag aber lediglich als eine Vollzugsmeldung des längst erwarteten. Bei keinem dieser zehn Spieler ist die Information, dass er Schalke verlassen wird, eine Überraschung.
Denn wer sich seriös und aufmerksam mit dem FC Schalke 04 auseinandersetzt, konnte nicht ernsthaft erwarten, dass beispielsweise die Verträge von Spielern wie Alessandro Schöpf, Steven Skrzybski und Nabil Bentaleb, die sich seit Monaten ungefähr auf dem Niveau der Unsichtbarkeit bewegen, verlängert werden. Welchen Anlass hätte es dazu geben sollen für einen Verein, der händeringend bemüht ist, Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen? Und dass die von anderen Vereinen ausgeliehenen erwähnten Profis zu ihren Klubs zurückkehren, war ebenfalls klar - keiner von ihnen konnte sich hier nachhaltig für eine Fest-Verpflichtung empfehlen.
Die Leihgeschäfte für beendet zu erklären bzw. auslaufende Verträge nicht zu verlängern ist nicht mehr als eine Standard-Hausaufgabe für das Management eines Profi-Klubs - die großen Herausforderungen warten auf Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder noch. Die zehn Spieler, die Schalke nun definitiv verlassen werden, können nur die Spitze des Schalker Eisbergs sein.
Noch sind Taschen leer
Denn wer jetzt am liebsten schon die Start-Elf fürs erste Schalker Spiel in der kommenden Saison kennen würde, muss eines einkalkulieren: Solange die Königsblauen keine nennenswerten Transfererlöse erzielen, gehen sie zunächst einmal mit recht leeren Taschen auf Einkaufstour. Dass mit Danny Latza und Simon Terodde bislang ausschließlich ablösefreie Spieler verpflichtet wurden und mit Sebastian Schonlau großes Interesse an einem ebenfalls ablösefreien Profi bestand, ist kein Zufall, sondern genau dieser Tatsache geschuldet.
Namen gefällig? Amine Harit, Suat Serdar, Omar Mascarell, Matija Nastasic, Sebastian Rudy, Salif Sané, Ozan Kabak, Mark Uth - alles mindestens zu den Besserverdienenden gehören S04-Spieler, die zumindest in ihrer Gesamtheit in keinster Weise in den drastisch reduzierten Schalker Zweitliga-Etat passen und für die dementsprechend neue Vereine gefunden werden müssen, die trotz der Corona-Krise noch in der Lage sind, angemessene Ablösesummen zu zahlen. Ganz zu schweigen von einem Hamza Mendyl, den sich Schalke einst für sieben Millionen Euro gönnte, dessen Vertrag noch bis 2023 läuft und der selbst in den größten sportlichen Krisen-Zeiten nie eine nachhaltige Rolle spielte - auch nicht vor seiner Verletzung.
Spannende Personalien
Das alles sind die spannenden Personalien, bei denen sich die neu formierte Schalker Chefetage nun beweisen muss. Übrigens: Dass Klaas-Jan Huntelaar und der von Arsenal London ausgeliehene Sead Kolasinac nicht auf der per Pressemitteilung verabschiedeten Spieler stehen, lässt durchaus darauf schließen, dass Ihr Verbleib auch in der Zweiten Liga nicht ausgeschlossen wird. Gelingt es tatsächlich, solche Hochkaräter trotz der Finanzzwänge weiter an Schalke zu binden, hätten Knäbel und Schröder ihre erste ganz große Bewährungsprobe schon bestanden. Die Trennung von den zehn genannten Spielern ist nicht mehr als eine Pflichtaufgabe.