Goretzka kein Einzelfall
Wenn Fans sauer sind: Liebesentzug, Pfiffe und Tränen
Der baldige Abgang von Leon Goretzka zum FC Bayern sorgt auf Schalke für Unruhe. Dabei ist der 22-Jährige ist nicht der erste Hochtalentierte, der Königsblau verlässt. Die Fan-Reaktionen fielen jedoch meist unterschiedlich aus. Zudem droht der Verlust eines weiteren Schalker Leistungsträgers im Sommer.
Julian Draxler (oben von links), Manuel Neuer, Joel Matip, Leroy Sané (unten links) und Sead Kolasinac (unten rechts) haben den FC Schalke in den vergangenen Jahren verlassen. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Leon Goretzka (unten Mitte) musste sich nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern beim Spiel gegen Hannover Pfiffe gefallen lassen. © dpa / Montage: Klose
Der Wechsel von Leon Goretzka zum FC Bayern München ab dem 1. Juli 2018 hat viele Schalker Fans in Rage versetzt. Doch der 22-Jährige ist längst nicht der erste Spieler, dessen Abschied an der Basis für Aufruhr sorgte. Fünf Wechsel in der jüngsten Vergangenheit offenbaren jedoch unterschiedliche Verhaltensweisen, wie die Abgänge über die Bühne gingen.
Manuel Neuer: Als der Ur-Schalker unter Tränen Ende April 2011 seinen Abschied von den Königsblauen bekannt gab, herrschte in Gelsenkirchen Fassungslosigkeit. Schalke war zu dem Zeitpunkt als Neuer seine Nicht-Vertragsverlängerung verkündete, noch im Halbfinale der Champions League vertreten und freute sich auf das DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten MSV Duisburg. Dass Neuer seinen Wechsel zum FC Bayern erst später bestätigte, geschah, um die Saisonziele nicht zu gefährden und Unruhe zu vermeiden.
Nach dem DFB-Pokalsieg ging Clemens Tönnies noch einmal in die Offensive. „Ich lasse einen Manuel Neuer nicht so einfach gehen. Er ist für mich wie ein Sohn. Ich bin strikt gegen diesen Transfer. Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen“, formulierte der Schalke-Boss in einer populistischen Rhetorik, die jedoch keinen Erfolg hatte. Neuer spielte ab der Saison 2011/12 für den Rekordmeister und hat bis heute mit den Wechsel-Turbulenzen zu kämpfen. Noch immer wird er von den Schalker Fans gnadenlos ausgepfiffen.
Julian Draxler: Er galt als das Versprechen auf eine glorreiche Schalker Zukunft. Draxler wurde schnell hochgejubelt und als Identifikationsfigur dargestellt: „Auf Kohle geboren“ sei er - wie einst Olaf Thon und vor ihm die anderen Legenden wie Stan Libuda und Ernst Kuzorra. Als Draxler im Mai 2013 seinen Vertrag bis 2018 verlängert hatte, schickten die Schalker Kleinlaster mit Plakatwänden kreuz und quer durchs Ruhrgebiet, auf denen „Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018“ zu lesen war.
Dabei war schon damals eine Ausstiegsklausel vereinbart worden. Doch Draxler konnte die hohen Erwartungen, einerseits als sportliche Leitfigur und andererseits als finanzielle Lebensversicherung, nicht erfüllen. Seine Leistungen schwankten. Spielte Schalke enttäuschend, fühlte er sich von vielen Fans als Sündenbock ausgemacht. Draxlers Wechsel zum VfL Wolfsburg im August 2015 wurde deshalb eher aufatmend und ohne Tränen der Fans wahrgenommen.
Joel Matip: Sein Wechsel zum FC Liverpool im Sommer 2016 ging ohne große Nebengeräusche über die Bühne. Wohl auch, weil Matip immer mit offenen Karten spielte. „Schalke 04 wird eine große Familie für mich bleiben. Ich war immer stolz darauf, für diesen tollen Klub zu spielen“, versicherte der Abwehrspieler nach seinem letzten Spiel für Schalke. Und das glaubte ihm jeder, der ihn ein bisschen kannte.
Nach Goretzka droht im Sommer mit Max Meyer, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft, schon der Verlust des nächsten Leistungsträgers.