Erst war er eine Enttäuschung, dann Schalkes Dauerbrenner - jetzt ist er der neue Kapitän. In seinen eineinhalb Jahren auf Schalke hat Omar Mascarell jede Menge erlebt.

Gelsenkirchen

, 13.01.2020, 18:01 Uhr / Lesedauer: 2 min

Manchmal hilft der Blick zurück. Vor einem Jahr, nach dem schwierigen Trainingslager in Benidorm, als Schalke voller Sorgen auf eine Rückrunde blickte, in der der Abstiegskampf drohte, da war Omar Mascarell nicht mehr als eine weitere Enttäuschung unter vielen. Mit vielen Vorschusslorbeeren im Sommer 2018 aus Frankfurt gekommen, hatte der Spanier nicht ansatzweise das gezeigt, was man sich von ihm versprochen hatte. Ein Jahr später könnte die Situation unterschiedlicher nicht sein.

Denn dieser Omar Mascarell, den Schalke seit Saisonbeginn erlebt, ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken, sowohl in seiner Rolle auf dem Platz als auch in der Kabine. Die logische Folge: Als Trainer David Wagner nach der Bekanntgabe des Wechsels von Alexander Nübel einen neuen Kapitän suchte, fiel seine Wahl auf Mascarell.

Darum wurde er im Sommer „nur“ Vize-Kapitän

„Ich bin sehr stolz und glücklich“, sagte der 26-Jährige nach seiner Ernennung. „Schalke ist ein großer Klub mit tollen Fans“ – es sei eine Ehre, Kapitän dieser Mannschaft zu sein.

Schon vor der Saison hatte Wagner die Kapitän-Qualitäten Mascarells entdeckt: Gemeinsam mit Benjamin Stambouli ernannte der Trainer ihn zu einem der beiden Vize-Kapitäne hinter Alexander Nübel. Dessen Ernennung zum Kapitän erfolgte auch aus „politischen“ Gründen: Es war ein Versuch der Schalker Verantwortlichen, Nübel zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen – ein Versuch, der bekanntlich gescheitert ist.

Das ist Mascarells Rolle im Schalker System

Mit Mascarell trägt jetzt also ein Spieler die Binde, der zu den Gewinnern der Hinrunde gehört. Der Spanier ist neben Bastian Oczipka, Jonjoe Kenny, Amine Harit und Daniel Caligiuri einer von fünf Schalker Spielern, die bislang in jeder BundesligaPartie der Saison auf dem Platz standen.

Mascarell ist einer der Gründe, warum Schalke zu den Klubs mit den wenigsten Gegentoren gehört. Als nomineller „Sechser“ im defensiven Mittelfeld lässt er sich immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger fallen und sorgt so für Stabilität in der Abwehr, als Bälleverteiler ist er am Aufbauspiel im Angriff beteiligt.

Leise Kritik an Domenico Tedesco

Mittlerweile versteht man, warum der damalige Manager Christian Heidel Omar Mascarell 2018 aus Frankfurt geholt hat. Schon Frankfurts damaliger Trainer Niko Kovac hielt große Stücke auf den Spanier, Mascarell hatte wesentlichen Anteil am DFB-Pokal-Sieg der Eintracht 2018.

Doch mit dem Wechsel zu Schalke schien der Erfolgsfaden abzureißen. In einem kürzlich erschienenen „Sport-Bild“-Interview erinnert sich Mascarell an diese Zeit – und übt leise Kritik am damaligen Schalke-Trainer Domenico Tedesco: „Man schafft es nicht, auf dem höchsten Level zu spielen, wenn man eine Partie in der Startelf steht und danach drei, vier Spiele wieder draußen ist“, beklagte er die mangelnden Einsatzzeiten.



David Wagner hat den Schalter bei Mascarell aber offenbar umlegen können: Seit Beginn der Saison liefert der Spanier zuverlässig seinen Leistung ab. Vielleicht gibt ihm die Kapitänsbinde jetzt sogar noch einen zusätzlichen Schub.