Vor 59 Jahren steigt Schalke 04 das erste Mal ab Aber diese Saison hat ein Nachspiel

Vor 59 Jahren steigt Schalke 04 das erste Mal ab:
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Vor genau 59 Jahren herrscht tiefe Trauer in Gelsenkirchen. Die Schalker Fans können es nicht fassen. Nach dem 4:2-Sieg beim Hamburger SV am 15. Mai 1965 ist es amtlich: Schalke 04 muss absteigen. Perfekt ist der Gang in die Zweitklassigkeit bereits eine Woche früher, als Schalke in der Glückauf-Kampfbahn dem MSV Duisburg mit 1:2 unterliegt. Die Entscheidung auf dem grünen Rasen ist also gefallen - die am grünen Tisch jedoch noch nicht.

Dabei sind die Erwartungen vor dem Saisonstart ganz anders. Mit fünf Nationalspielern im Kader wird ein vorderer Tabellenplatz angepeilt. Doch es kommt ganz anders. Schon nach wenigen Spieltagen finden sich die Königsblauen nach zwei Unentschieden und vier Niederlagen am Tabellenende wider.

Hertha zahlt Handgelder

Die trostlose Lage verbessert sich nicht. In Schalkes zweitem Bundesligajahr wird die Saison auf dem letzten Tabellenplatz abgeschlossen und soll zusammen mit dem Karlsruher SC absteigen.

Doch dazu kommt es nicht. Hertha BSC, durch das Fassungsvermögen des Olympiastadions plötzlich einer der reichsten deutschen Vereine geworden, hat verbotene Handgelder beim Einkauf von Spielern gezahlt. Der Deutsche Fußball-Bund fühlt sich verpflichtet, einzugreifen. Hertha wird mit dem Zwangsabstieg bestraft.

Auch diese artistische Einlage von Manfred Kreuz (r.) kann Schalkes sportlichen Niedergang nicht stoppen.
Auch diese artistische Einlage von Manfred Kreuz (r.) kann Schalkes sportlichen Niedergang nicht stoppen. © Imago

Der Tabellenfünfzehnte, der Karlsruher SC, ist natürlich gerne bereit, den Platz der Berliner zu übernehmen – was der Deutsche Fußball-Bund auch genehmigt. In seiner Sitzung vom 3. Juli 1965 erklärt der DFB-Vorstand, dass die sportlich abgestiegenen Badener in der Bundesliga verbleiben. Doch nun protestiert Schalke: Wenn der sportliche Abstieg nicht zählt, so müsste auch Schalke in der Liga bleiben. Zu Hilfe kommt den Schalkern dabei Ministerialrat Dr. Klein vom Westdeutschen Spielverband.

Zwar ist der Mann kein Schalke-Fan, aber im DFB-Gerangel der Länder vertritt er den Standpunkt des Westens in einer glänzenden Rede. „Die sportliche Gerechtigkeit fordert, keine Präzedenzfälle zu schaffen. (…) Entscheidet man sich aber für den KSC, dann muss auch Schalke eine Chance haben“, so argumentiert Dr. Klein. Es folgt ein leidenschaftlicher Appell an das Traditionsbewusstsein der Delegierten. Die Seelenmassage ist so gründlich, dass von 128 Delegierten 95 für Schalke als 18. Verein in der Bundesliga stimmen. Der sportliche Abstieg wird aufgehoben.

18 statt 16 Bundesligavereine

So belässt der DFB beide Clubs in der Liga. Dazu kommen die Aufsteiger FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach sowie aus politischen Gründen mit Tasmania 1900 ein Berlin-Vertreter – die Bundesliga zählt fortan 18 statt 16 Vereine. Schalke hat noch einmal Glück gehabt und bleibt bis 1981 ununterbrochen in der Bundesliga.

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