Schalkes Ehrenpräsident Rehberg in Sorge

Opposition gegen Tönnies

Gerd Rehberg gilt beim FC Schalke 04 als die Stimme der Vernunft. Der Ehrenpräsident der Königsblauen, der im Januar seinen 80. Geburtstag feierte, ist eine moralische Instanz, dessen Wort im Verein großes Gewicht hat. Konflikte hat der ehemalige Bürgermeister der Stadt Gelsenkirchen als Vermittlungsinstanz meistens erfolgreich entschärft. Doch jetzt ist Rehberg offenbar der Kragen geplatzt.

GELSENKIRCHEN

07.06.2016, 07:16 Uhr / Lesedauer: 2 min
Schalkes Ehrenpräsident Gerd Rehberg ist in Sorge.

Schalkes Ehrenpräsident Gerd Rehberg ist in Sorge.

Ganz entgegen seinem Naturell hat sich Schalkes Ehrenpräsident nun in einem offenen Brief an die Schalker Mitglieder gewandt, „weil ich mir Sorgen mache um den Verein und seine Zukunft“. Ähnlich hatte sich zuletzt auch schon Vorstandsmitglied Peter Peters geäußert.

Hintergrund für Rehbergs verbale Offensive sind zum einen die tiefen Gräben im Schalker Aufsichtsrat, wo sich eine Opposition gegen Clemens Tönnies gebildet hat. Hauptkritiker sind angeblich die Aufsichtsratsmitglieder Axel Hefer, Dr. Andreas Horn und Thomas Wiese. „Persönliche Animositäten von einigen Mitgliedern des Aufsichtsrats haben ein Ausmaß erreicht, in dem Handlungsunfähigkeit erzwungen wird. Abgestimmt wird teilweise nicht mehr nach Gesichtspunkten wie Sinnhaftigkeit oder Vereinswohl, sondern man ist dagegen, nur um dagegen zu sein. Eitelkeiten, Grabenkämpfe und persönliche Abneigungen bestimmen die Sitzungen,“ kritisiert Rehberg vehement die fehlende Einigkeit.

Macht des Wahlausschusses

Auch über das Verhalten des siebenköpfigen Wahlausschusses, der darüber bestimmt, welche vier Kandidaten zur Wahl des Aufsichtsrates zugelassen werden, kann Rehberg nur den Kopf schütteln. „Ich konnte schon im letzten Jahr nicht nachvollziehen, dass zwei langjährige Aufsichtsratsmitglieder, die nachweislich sehr gute Arbeit für den Verein geleistet haben, nicht einmal zur Wahl zugelassen wurden“, sagte Rehberg im Gespräch mit dieser Redaktion. Das sei zwar satzungskonform und legitim, es zeige aber auch, welche Macht der Wahlausschuss ausübe.

Nun stehen mit Clemens Tönnies (22 Jahre im Aufsichtsrat) und Peter Lange (17 Jahre mit Unterbrechungen im Aufsichtsrat) erneut zwei langjährige Mitglieder zur Wiederwahl. Wiederholt sich die Geschichte? Das wäre für Rehberg der Supergau. Der Ehrenpräsident fühlt sich gar an ganz dunkle Vereinskapitel erinnert, wenn er anmerkt: „Eigeninteressen haben den Verein in den neunziger Jahren an den Rand des Ruins gebracht. Da gaben sich diverse Vorsitzende im fliegenden Wechsel die Klinke in die Hand, die Verweildauer von Präsidenten bewegte sich nicht mal mehr im Bereich von Wochen.“

"Persönliche Bedrohungen"

Gleichzeitig wähnen sich die Mitglieder des Wahlausschusses so stark unter Druck gesetzt, dass sie ebenfalls mit einem Appell an die Öffentlichkeit gingen. Es werde im Vorfeld der Mitgliederversammlung massiv Einfluss auf die Mitglieder des Wahlausschusses genommen. Und dann wörtlich: „Dies steigert sich bis hin zu persönlichen Bedrohungen einzelner Mitglieder des Gremiums.“

Der Schalker Ehrenrat wird sich am 20. Juni mit all diesen Vorkommnissen befassen. Bis dahin hält sich Hans-Joachim Dohm, der Vorsitzende dieses Gremiums, mit Wertungen zurück. Dohm räumt jedoch ein: „Es herrscht eine große Unruhe im Verein.“ Schon jetzt lässt sich die Prognose wagen: Die Schalker Jahreshauptversammlung am 26. Juni wird spannend.