Schalke vor dem Pokalspiel gegen Bayern - Vorfreude: Fehlanzeige
Schalke 04
Vor wenigen Wochen hätte das DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen Schalke 04 und dem FC Bayern als Pokalhit firmiert. Doch jetzt ist alles anders. Das sind die Gründe.

Enttäuschung pur: Benito Raman (l.) und Jonjoe Kenny sind ratlos. © picture alliance/dpa
Die Schmähgesänge und teilweise menschenverachtenden Plakate verschiedener Ultra-Gruppierungen, die hauptsächlich Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp galten, haben die Bundesliga erschüttert. Schalke reagierte mit einer unmissverständlichen Vorstandserklärung, die dieses Verhalten scharf verurteilte und drohte damit, dass die eigene Mannschaft den Platz verlassen werde, wenn sich ähnliche Vorkommnisse in der Veltins-Arena abspielen würden.
Wie am Dienstagabend im Pokalspiel gegen die Bayern (20.45 Uhr, live in der ARD) bei einer etwaigen Wiederholung solcher Aktionen reagiert wird, war gestern Abend ein großes Thema. Auf Schalker Initiative tagten unter anderem Schiedsrichter Tobias Stiehler, Schalkes Finanzvorstand Peter Peters sowie Vertreter von Bayern München, des Deutschen Fußball-Bundes und der Polizei.
Der Krisengipfel hat auch die volle Unterstützung von Bayern-Trainer Hansi Flick, der nicht glaubt, dass die Proteste in den Fankurven aufhören werden. Deshalb sei es wichtig, „dass wir noch mal sprechen, wie wir reagieren, wenn was passiert und dass wir eine Sprache sprechen“, so der 55-Jährige.
Fußball soll im Mittelpunkt stehen
„Wir stehen für Meinungsfreiheit auf den Rängen, aber zeigen keine Toleranz gegenüber Beleidigungen. Unser Wunsch ist, dass der Fußball im Mittelpunkt steht“, betonte Schalkes Mediendirektor Thomas Spiegel.
Solch konsequentes Verhalten hätte man sich von allen Beteiligten allerdings schon früher gewünscht, wenn man sich zum Beispiel daran erinnert, wie der Ur-Schalker Manuel Neuer in den ersten Spielen nach seinem Wechsel zum FC Bayern München in der Veltins-Arena von Teilen des Schalker Publikums „begrüßt“ wurde. Es gab einen Pöbelorkan, geschmacklose Beleidigungen und widerliche Spruchbänder vor und nach dem Anpfiff.
Gespräche mit Fan-Gruppierungen
Damit so etwas nicht mehr passiert, wird Schalke in den nächsten Tagen auch mit seinen Fan-Gruppierungen sprechen, denn bereits am Samstag steht das Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim auf dem Programm. „Die Werte unseres Vereins und des Leitbilds, das wir uns selbst gegeben haben, lassen keinerlei Spielraum für Toleranz angesichts von Hass, Intoleranz und Diffamierung“, heißt es in der Erklärung des Vorstands.
Von Vorfreude auf den Pokalfight gegen die Bayern ist angesichts der Geschehnisse auf den Rängen auf Schalke kaum etwas zu spüren. Wie sollte es auch anders sein, nachdem die Königsblauen in den vergangenen Partien eine Enttäuschung an die nächste reihten. Nach sechs sieglosen Bundesligapartien in Folge und einem Torverhältnis von 1:14 (!) wäre das Pokalaus gegen die Bayern alles andere als eine Überraschung.
Wer steht im Schalker Tor?
Hinzu kommt die lange Verletztenliste von Leistungsträgern (Benjamin Stambouli, Salif Sané, Daniel Caligiuri, Suat Serdar, Omar Mascarell und Ozan Kabak) sowie das Torhüter-Drama um Alexander Nübel.
Trainer David Wagner ließ am Montag offen, wer gegen die Bayern im Schalker Tor stehen wird. Sicher ist nur, dass es nicht Michael Langer sein wird. Schalkes Nummer drei hat zwar die meiste Routine, ihm fehlt allerdings die Spielpraxis. Langers Einsatz schloss Wagner aus.
Nur wenige personelle Alternativen
Ob Nübel tatsächlich seine Nerven in den Griff bekommen wird, muss Wagner bewerten. Doch nach seinem Fehler in Köln und diversen früheren Patzern erscheint es fraglich, ob es Sinn macht, den 23-Jährigen im Tor zu behalten. Zumal der Gegner FC Bayern München heißt, der Verein, bei dem Nübel ab der neuen Saison unter Vertrag steht. Deshalb deutet vieles darauf hin, dass Markus Schubert, der Nübel wegen seiner Rotsperre schon einmal vertrat, ins Schalker Tor zurückkehrt.
Ansonsten hat Wagner angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle nur wenige personelle Alternativen. „Wir werden uns etwas einfallen lassen“, verspricht der 48-Jährige. Die Ergebnisse in der Bundesliga gegen die Bayern machen allerdings nicht viel Hoffnung. 0:3 und 0:5 hieß es gegen den deutschen Rekordmeister.