Schalke verliert jetzt anders
Schalke 04
Der Trainerwechsel brachte Schalke ergebnismäßig keine Trendwende. Nach dem 0:1 gegen Leipzig ist der Relegationsplatz nur noch drei Punkte entfernt. Aber etwas war anders als vorher...

Huub Stevens und Mike Büskens (r.) leben die Emotionen vor, die sie von den Schalker Spielern erwarten. © dpa
Manche Zahlen sind aus Sicht der Königsblauen einfach erschreckend. Es war Schalkes sechste Pflichtspielniederlage in Folge bei einem Torverhältnis von 4:22. Zudem stellten die Gastgeber zwei neue Negativrekorde in ihrer Vereinsgeschichte auf: Das 0:1 gegen Leipzig war das siebte torlose Spiel im eigenen Stadion während einer Saison und vier Heimspiele in Folge ohne Schalke-Tor gab es in der Klubhistorie auch noch nie.
Dennoch war Huub Stevens weit davon entfernt, den Stab über seine Mannschaft zu brechen. Im Gegenteil, der erfahrene Trainer agierte als geschickter Psychologe. Er lobte die eigenen Fans, obwohl die Anhänger mit eindeutigen Plakaten (Ein Beispiel: „Haare schön – Fußball scheiße“) ihren tief sitzenden Frust offenbart hatten; er würdigte den kämpferischen Einsatz seiner Spieler („Sie haben alles gegeben“) und er beklagte fehlendes Spielglück („Wenn Du unten drin stehst, lässt Dich das Glück im Stich“).
Kein einziger Eckball in 90 Minuten
Das stimmte jedoch nur sehr, sehr eingeschränkt. So verbessert sich die Gastgeber vor „nur“ noch 59.913 Zuschauern in der Veltins-Arena in der Defensive präsentierten, so weitgehend harmlos und ohne Durchschlagskraft war das Offensivspiel. Kein einziger Eckball in 90 Minuten und das brachliegende Flügelspiel sorgten dafür, dass die Leipziger ihre frühe Führung durch Nationalspieler Timo Werner (14.) im zweiten Durchgang nur noch verwalten brauchen. Nur Suat Serdar und Guido Burgstaller vergaben echte Chancen der Gastgeber.
Schalke verlor diesmal anders im Vergleich zu den peinlichen Auftritt gegen Fortuna Düsseldorf (0:4) oder Manchester City (0:7), weil die Ordnung nach dem Rückstand nicht verloren ging, aber am Ergebnis änderte sich letztlich nichts.
Deshalb warnt Alexander Nübel davor, die Situation zu unterschätzen: „Wir sind unten drin. Jetzt geht es für uns wohl bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt“. Den jungen Schlussmann hatte der Trainerwechsel völlig überraschend getroffen. „Am Donnerstagvormittag hat uns Domenico Tedesco auf das Spiel gegen Leipzig vorbereitet. Dann habe ich einen Mittagsschlaf gemacht und die Nachricht gelesen“, so Nübel, der auf Einsätze in der U21 in den nächsten beiden Länderspielen in Absprache mit Bundestrainer Stefan Kuntz verzichtet. Schalke ist für ihn jetzt wichtiger.
Sogar Sascha Riether hat Einsatzchance
Denn der Trainerwechsel könnte bisherige Hierarchien innerhalb der Mannschaft verändern. Stevens ist kein Trainer, der auf große Namen Rücksicht nimmt. Selbst ein Sascha Riether, bisher ohne eine Einsatzminute in dieser Saison, hat plötzlich Einsatzchancen, weil die Personaldecke auf der rechten Seite nach den Ausfällen von Daniel Caligiuri und Alessandro Schöpf sehr dünn ist.
Denn Huub Stevens macht sich keine Illusionen: „Das ist der schwierigste Job, den ich je hatte. Und ich hoffe, es ist der letzte.“