Schalke-Talent Thilo Kehrer sammelt Pluspunkte

Geduld zahlt sich aus

Er war schon fast weg, jetzt ist er mittendrin: Bei der unglücklichen 0:1-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen stand Thilo Kehrer zum ersten Mal 90 Minuten in einer Bundesligapartie auf dem Platz. Der 20-Jährige ist auf dem besten Weg, sich als nächstes Talent der Schalker Knappenschmiede im Profifußball zu etablieren.

GELSENKIRCHEN

14.12.2016, 06:12 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bilder der Bundesliga-Partie zwischen dem FC Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen.

Bilder der Bundesliga-Partie zwischen dem FC Schalke 04 und Bayer 04 Leverkusen.

Hinterher gab es viel Lob für den Youngster, der für den gesperrten Mannschaftskapitän Benedikt Höwedes in der Innenverteidigung auflief. „Thilo hat gut gespielt und geackert“, sagte Johannes Geis, während Manager Christian Heidel schwärmte: „Er hat es gegen Leverkusen überragend gut gemacht“. Kehrer freute sich natürlich über so viel anerkennende Worte, aber gleichzeitig war er natürlich auch enttäuscht über das Ergebnis: „Wir sind leider für unser Spiel und unseren Einsatz nicht belohnt worden.“

Lange Zeit musste der frühere Kapitän der Schalker A-Jugend, der seine Karriere als Außenstürmer begann, auf seine Einsatzchance warten. Fast anderthalb Jahre trainierte der gebürtige Tübinger bei den Profis ohne groß aufzufallen. Regelmäßige Einsätze gab es nur im Regionalligateam. Für unfreiwillige Schlagzeilen sorgte der Defensivspezialist dagegen außerhalb des Fußballplatzes.

"Auf die schiefe Bahn geraten"

Im Sommer 2015 wollte Kehrer offenbar trotz gültigen Vertrages seinen Wechsel zu Inter Mailand erzwingen. Wochenlang fehlte er unentschuldigt beim Training, ehe er Mitte August reumütig zurückkehrte. „Der Spieler ist auf die schiefe Bahn geraten“, schimpfte damals Schalkes Manager Horst Heldt, der jedoch weniger dem Spieler als dessen Beratern die Schuld gab.

Kehrer räumte in einem Interview mit dem „Schalker Kreisel“ ein, dass er seinen Beratern blind vertraut habe. „Dieses Vertrauen war ein Fehler. Man sollte alles selbst immer nachprüfen. In dieser Hinsicht bin ich vorsichtiger geworden,“ so Kehrer. Am Ende war der junge Spieler froh, auf Schalke geblieben zu sein, wo er seit 2012 zunächst Mitglied des Schalker Internats war und mit der A-Jugend im Jahr 2015 Deutscher Meister wurde. Und Horst Heldt war nicht nachtragend, sondern verlängerte den Vertrag von Kehrer im Januar 2016 bis 2019, offenbar weil er überzeugt von seinem Potenzial war.

Lob von Weinzierl

Nun zahlt sich die Geduld vom Verein und vom U 21-Nationalspieler aus. Schon beim Europa-League-Spiel gegen Nizza gab es ein Sonderlob von Trainer Weinzierl für Kehrer. „Thilo hat eine souveräne Leistung gezeigt. Er hat mir mit am besten gefallen,“ sagte der 41-Jährige.

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Kehrer hat gute Chancen, sich am Jahresende weiter in den Vordergrund zu spielen. Denn Naldo wurde bekanntlich nach seiner Notbremse gegen Leverkusen für zwei Spiele gesperrt und Matija Nastasic steht wohl wegen einer Adduktorenverletzung in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung. Deshalb ist Kehrer für die Bundesligaspiele gegen Freiburg und in Hamburg ein ernsthafter Startelf-Kandidat. Wer hätte das noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten?