Er ist Schalkes Aufstiegsplaner So tickt der neue Sportdirektor André Hechelmann

Der Aufstiegsplaner
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Minutenlanges Posieren für die Fotografen, dann die Pressekonferenz, im Anschluss noch diverse TV-Interviews. Im „Club 1904“ der Veltins-Arena bekommt André Hechelmann bei seiner Präsentation einen ersten Eindruck von der „neuen Welt“, die da auf ihn wartet.

Der 38-Jährige, als Chefscout bislang im Schatten von Rouven Schröder und auch Peter Knäbel tätig, ist nun Sportdirektor des FC Schalke 04. Das bedeutet: Aufstieg in die erste Reihe. Dazu gehört auch die Öffentlichkeit und damit auch der Umgang mit Medien, was kritische Fragen mit einschließt.

„Haben kontrovers diskutiert“

Hechelmann gibt zu, dass er in dieser Beziehung sicherlich noch Entwicklungspotenzial hat, ist aber gut vorbereitet. Auch auf die Frage, inwieweit er als Chefscout denn Verantwortung trägt für die Sommertransfers, die die Schalker Chefetage mehr oder weniger unverblümt als Ursache für den Abstieg aus der Ersten Bundesliga publiziert hat. Als Chefscout, so Hechelmann, habe er halt Vorschläge gemacht, „und die sind, wie das oft so ist, zum Teil auch kontrovers diskutiert worden“.

Da ist also einer clever genug, nicht penibel darauf hinzuweisen, welchen Spieler oder gar Trainer er lieber nicht geholt hätte und damit seinen alten Chef Rouven Schröder in die Pfanne zu hauen, sondern Hechelmann lässt lieber Interpretationsspielraum, der übersetzt aber trotzdem in die Richtung geht: Alles und jeden lasse ich mir nicht in die Schuhe schieben.

Umfangreicher Auswahlprozess

Auch Schalke weist lieber auf die positiven Dinge des Wirkens von Hechelmann hin: Moritz Jenz beispielsweise sei seine Entdeckung, und den habe nicht jeder auf dem Schirm gehabt.

Sportvorstand Peter Knäbel beschreibt ausführlich den umfangreichen Auswahl- und Entscheidungsprozess, den es vor der Kür von Hechelmann zum Sportdirektor gegeben habe und in dem auch externe Kandidaten eine Rolle gespielt hätten. Knäbel erklärt, dass die Idee zur Beförderung Hechelmanns von Knäbel persönlich gekommen sei.

„Achterbahn der Gefühle“

Nun also erste Reihe: Als „Achterbahn der Gefühle“ beschreibt Hechelmann die vergangenen Tage, zunächst der Abstieg in Leipzig „mit der wahrscheinlich auch für mich bittersten Niederlage meines Lebens“, dann das Ja-Wort von Vorstand und Aufsichtsrat zum beruflichen Aufstieg.

Erfahrung hat er reichlich: Zehn Jahre lang war Hechelmann bei Mainz 05 tätig, seit zwei Jahren ist er auf Schalke, wo er zwar als kompetent, aber auch eher als unauffällig wirkend beschrieben wird, was ja kein Nachteil sein muss.

Ab jetzt in der Öffentlichkeit

Mit der Öffentlichkeitsarbeit von Sportdirektoren ist das schließlich so eine Sache: Hechelmanns Vor-Vorgänger Michael Reschke prahlte gleich bei seiner Vorstellung damit, dass er „ab sofort nicht mehr für Journalisten zu sprechen“ sei. Danach tauchte Reschke ab, sein Wirken auf Schalke bleibt bis heute eher nebulös. Rouven Schröder war dagegen derart extrovertiert, dass er in der Aufstiegssaison zu einem Gesicht des Vereins wurde.

Bei Spielen nicht auf der Bank

Hechelmann ist wohl eher ein Mann für den Mittelweg, auf der Bank sitzen wie Schröder wird er während der Spiele jedenfalls nicht. Sowieso ahnt er, dass er letztlich nur am Erfolg gemessen wird. Schalke will sofort wieder hoch, daran lassen Knäbel und Trainer Thomas Reis keinen Zweifel.

Hechelmann ist nun der Aufstiegsplaner. Von ihm wird nicht weniger erwartet, als eine Aufstiegsmannschaft zu basteln. Allein in dieser Woche haben Henning Matriciani, Marcin Kaminski und völlig überraschend auch Simon Terodde verlängert, zusammen mit den anderen verbliebenen Spielern sind erste Grundsteine dafür also schon gelegt.

Mutige Spieler holen

Grundsätzlich will Hechelmann Spieler nach Schalke holen „die mutig sind, die Qualität und Mentalität mitbringen“. Natürlich, das muss ein Sportdirektor gerade auf Schalke so sagen und es ist Hechelmann zu wünschen, dass er seine Vorstellungen nicht tagesaktuellen oder finanzpolitischen Überlegungen opfern muss.

Schalke plant seit Jahren zweigleisig - also für die Erste und Zweite Liga - was Kontinuität in diesem Bereich logischerweise zu einem Fremdwort macht. Die Kaderwertentwicklung, ein Leuchtturm-Projekt von Peter Knäbel, soll forciert werden, das überwiegende Setzen auf Leihspieler wäre dabei sicherlich nicht der richtige Weg.

„Wir könnten direkt spielen“

Nun gilt alle Konzentration aber der kommenden Saison und dem großen Ziel Wiederaufstieg. Mit dem bisher Erreichten ist Schalkes oberster Kaderplaner schon ganz zufrieden. Zwar müsse man laut Hechelmann selbstverständlich noch nachbessern, „aber eigentlich könnten wir direkt spielen“.

Dann würden auch wieder andere im Blickpunkt der Fotografen, der schreibenden Journalisten und der Fernseh-Teams stehen. Wahrscheinlich wäre es André Hechelmann ganz recht.

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