Wie ernst die Lage auf Schalke wirklich ist, zeigte sich nicht nur an den königsgrauen Wolken, die bei der öffentlichen Trainingseinheit am Dienstag über dem Gelände am Parkstadion schwebten. Es gab auch einen Trainingsbesucher, der rein beruflich hauptsächlich in den Krisenregionen dieser Welt auftaucht.
Mitten im Krisengebiet
Die RTL-Group hatte Reporter Uli Klose ins Schalker Notstandsgebiet entsandt, und so mussten die ungefähr 600 Trainingsbesucher fürchten oder darauf hoffen (je nachdem), dass Krisen-Klose auch ihnen das Mikrofon unter die Nase hält, um ihre Meinung zur aktuell ja höchst diffizilen und unerfreulichen Lage bei den Königsblauen kundzutun.
Sicherheitsdienst schritt ein
Dass plötzlich der Sicherheitsdienst und die Schalker Presseabteilung hellhörig wurden und sogar einschritten, hatte allerdings damit zu tun, dass Uli Klose ein ganz besonderes Kleidungsstück mit aufs Schalker Trainingsgelände „geschmuggelt“ hatte. Außer dem Mikrofon hielt er nämlich noch ein BVB-Trikot, beflockt mit dem Namen „Nischalke“, in seinen Händen.
Jermain Nischalke ist seit Beginn dieser Saison Spieler der U23 von Borussia Dortmund, und allein schon aufgrund seines Namens ist der Stürmer beim Schalker Revier-Rivalen Publikumsliebling. Denn dementsprechend ausgesprochen wird aus Nischalke, na klar: Nie Schalke.

Schalke in der Krise und jetzt auch noch diese Klose‘sche Provokation mit dem Nischalke-Trikot? Das hat den Königsblauen gerade noch gefehlt. Also statteten jeweils eine Mitarbeiterin vom Sicherheitsdienst und von der Medienabteilung dem wissbegierigen Journalisten direkt vor Ort einen Besuch ab und forderten ihn höflich, aber bestimmt auf, die Publikumsbefragung mit dem Nischalke-Trikot einzustellen.
Schalke hat schließlich auch eine soziale Verantwortung: Natürlich witterte man die ja nicht ganz von der Hand zu weisende Gefahr, Klose könnte mit dem BVB-Trikot in der Hand auf einen weniger gut gelaunten Schalke-Fan treffen, der ihm in einem Anflug von spontaner Unzufriedenheit irgendeinen auch körperlichen Schaden zufügt. Solche Fälle soll es ja generell durchaus schon gegeben haben. Uli Klose und sein Team packten also ihre Sachen zusammen.
Reportage über BVB-Nischalke
Ganz nachvollziehen konnte Uli Klose die Aufregung nicht. Ihm sei es, so Klose im Gespräch mit unserer Zeitung, überhaupt nicht darum gegangen, Schalke-Fans zu provozieren. Er arbeite derzeit an einer Reportage über Nischalke, und da würde es dann ja irgendwie auch dazugehören, mal auf Schalke selbst nachzufragen.
„20 Tore? Dann kann er kommen“
Übrigens, so Klose, seien die Reaktionen der bereits befragten Schalke Fans völlig okay gewesen. Einer sei zwar etwas pampig geworden, ein anderer hätte aber auch gesagt: „Wenn der Nischalke 20 Tore pro Saison macht, kann er ruhig zu uns kommen.“
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