
Ob nun sofort - offenbar diskutiert Schalkes Chefetage darüber - oder zum Saisonende: Die Amtszeit von Kees van Wonderen als S04-Trainer geht früher als geplant zu Ende. Ausgerechnet nach einem der beeindruckendsten Spiele unter seiner Regie, dem Riesen-Fight in Unterzahl beim 2:2 gegen den HSV, nahm der Niederländer selbst das Heft des Handelns in die Hand und erklärte, dass er davon ausgehe, dass am Saisonende Feierabend für ihn auf Schalke sei.
Weiterentwicklung vermisst
Die Nachricht an sich kam so überraschend nicht: Wer sich hinter den Kulissen umhörte, vernahm Signale, dass die Zeichen auf Trennung stehen würden. Die Chefetage vermisst offenbar eine nachhaltige spielerische Weiterentwicklung unter van Wonderen, die aber erforderlich ist, um zumindest in der nächsten Saison endlich mal wieder ein Saisonziel - angepeilt wird ein Platz im oberen Tabellendrittel - zu erreichen. So weit, so gut.
Mehr Rückendeckung erhofft
Das wirklich Aufsehen erregende an der Trennungs-Info sind die Aussagen von Kees van Wonderen in Richtung Chefetage. Er hätte sich insgesamt schon mehr Rückendeckung von den S04-Bossen erhofft. Wenn man einen Trainer verpflichten würde, sollte man ihm auch vertrauen. Und in diesem entscheidenden Punkt hat van Wonderen absolut recht.
Ein müdes Bekenntnis
Denn es ist ja schon auffällig, wie schnell sich auf Schalke das Trainer-Karussell dreht: Mittlerweile hat sich die Verweildauer der Cheftrainer von einem Jahr auf ein dreiviertel Jahr reduziert. Eine Position, die wohl mit die wichtigste in einem Profiverein ist, wurde auf Schalke zum durchlaufenden Posten geschrumpft. Schwärmten Vorstandschef Matthias Tillmann und Kaderplaner Ben Manga im Herbst fast noch „verliebt“ von den enormen Fähigkeiten van Wonderens, ist das Verhältnis nun sichtlich abgekühlt. Es gab lediglich ein müdes Zufriedenheits-Bekenntnis, als erneut das Gerücht um Raul auftauchte.

Kein klares Statement
Man muss Kees van Wonderen kein Denkmal dafür bauen, dass er seine primäre Aufgabe - Schalke aus dem Tabellenkeller zu holen - erfüllt hat. Aber Respekt dafür hat er sich zumindest verdient. Und aus seiner Sicht sind die Irritationen nachvollziehbar, die er verspürt haben muss, als zuletzt niemand mehr aus der Führungsriege öffentlich den Rücken gerade machte und die ständig aufkommende Trainerdiskussion mit einem klaren Statement beendete. Dass sich van Wonderen diese Rückendeckung ausgerechnet nach dem Pleitenspiel in Regensburg gewünscht hatte, war vielleicht ein bisschen zu viel der Fantasie - nur ein wirklich starker Vorstand hätte sich nach dieser Vorstellung bedingungslos hinter den Trainer gestellt.
Sind das alles schlechte Trainer?
Aber Schalke hat keine starke Führung in der Abteilung Profisport, vielleicht wird es eine, wenn mit Frank Baumann endlich wieder ein Profi die so wichtige Position des Sportvorstands ausübt. Ein Profi, der weiß, dass es dazugehört, auch mit Widerständen umzugehen - diese Fähigkeit ist Schalke im Zusammenhang mit Trainern offensichtlich völlig abhanden gekommen. Thomas Reis, Karel Geraerts, jetzt Kees van Wonderen, um nur die jüngsten Beispiele zu nennen - kaum lief es nicht mehr in die gewünschte Richtung, mussten sie gehen. Aber sind es deshalb auch schlechte Trainer?
Der Nächste, bitte
Es ist müßig, ständig die alten Zeiten heraufzubeschwören und an das Traum-Duo Assauer/Stevens zu erinnern, das gemeinsam allen Widerständen trotzte und auch deshalb so erfolgreich war. Auch Rudi Assauer hat mit anderen Trainern „kurzen Prozess“ gemacht, wenn er nicht mehr von ihnen überzeugt war, das bekam sogar ein Jupp Heynckes zu spüren. Aber auf Schalke hat man nun seit Jahren den Eindruck, dass die vorzeitige Trennung von einem Trainer fast schon als ein Routine-Prozess aufgefasst wird. Der Nächste, bitte. Irren ist schließlich menschlich. Und dann wieder der Nächste. Weitergebracht hat Schalke das nicht.
Ist der Trainer das Problem?
Kees van Wonderen kann Schalke jedenfalls erhobenen Hauptes verlassen, ob nun sofort oder am Saisonende. Er ist ein weiterer Beleg für die These, dass die Trainer vielleicht gar nicht das größte Schalker Problem sind. Sondern der Umgang mit ihnen.
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