Um 22.28 Uhr, nach 96 aufregenden Spielminuten, rissen Schalkes Spieler und ihre Fans am Samstagabend jubelnd die Arme hoch. Am Ende eines aufopferungsvollen Kampfes hatten sie gegen Zweitliga-Spitzenreiter Hamburger SV ein 2:2 geholt.
Danach ging es turbulent weiter. Im kleinen Kreis der Schalke-Journalisten sprach Trainer Kees van Wonderen davon, dass er die letzten vier Partien mit Schalke genießen wolle. Kündigte er damit seinen Abschied am Saisonende trotz seines bis 2026 laufenden Vertrags an? So war es. Van Wonderen vermisst die Rückendeckung von den Schalker Bossen in den vergangenen Wochen und Monaten.
„Für mich sind alle Signale da, dass ich nach der Saison nicht mehr hier bin. Du musst einen Weg als Verein einschlagen, von dem alle überzeugt sind. Mal kann nicht immer die Richtung ändern“, kritisierte der Niederländer und fügte hinzu: „Das ist enttäuschend und nicht gut“. Auf Nachfrage räumte er ein, dass er damit zum Beispiel den Vorstandsvorsitzenden Ben Manga und Kaderplaner Ben Manga meinte. Seit Samstagabend ist somit klar: Schalke wird in der kommenden Saison von einem anderen Coach trainiert werden.
Van Wonderen hatte seine Startelf gegenüber der peinlichen 0:2-Niederlage in Regensburg auf drei Positionen geändert: Max Grüger, Tobias Mohr und Derry Murkin durften gegen den HSV beginnen, dafür saßen Aymane Barkok, Amin Younes und Anton Donkor zunächst nur auf der Bank. HSV-Coach Merlin Polzin leistete sich den Luxus, mit Davie Selke und Robert Glatzel zwei Top-Stürmern der Zweiten Liga einen Bankplatz zu verordnen.
Frühe Rote Karte für Karaman
Aber nach drei Minuten waren ohnehin alle Pläne, die die beiden Trainer ausbaldowert hatten, über den Haufen geworfen. Nach einem Foulspiel von Kenan Karaman herrschte zunächst allgemeine Verwirrung, die Szene wurde lange am Videoschirm überprüft. Paul Seguin sah wegen Meckerns „Gelb“, aber damit war die Sache nicht erledigt. Schiedsrichter Harm Osmers ahndete Karamans Foulspiel mit „Rot“ - ein Horrorstart für Schalke.
Die minutenlange Konfusion im Zusammenhang mit dem Platzverweis schien die Gäste eher durcheinander zu bringen als die Blau-Weißen, die nun ein komplettes Spiel in Unterzahl zu bestreiten hatten. Was sie in Verbindung mit dem Publikum in der ausverkauften Veltins-Arena aber beflügelte: Schalke warf sich in jeden Zweikampf, jeder abgewehrte Ball wurde gefeiert wie ein Torerfolg. Und den lieferte Schalke dann tatsächlich nach: Hatte Moussa Sylla in der achten Minute nach Zuspiel von Mohr die erste S04-Chance vergeben, war in der 15. Minute Ron Schallenberg zur Stelle, der nach einem Freistoß von Mohr das 1:0 per Kopf erzielte.

Aber es war natürlich noch ein langer Weg zu gehen, also unterstützten die S04-Fans ihre aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft unentwegt, und Schalke hielt den HSV, so gut es ging, auch lange vom eigenen Tor weg. Aber im Laufe der Partie fand der Spitzenreiter immer mehr zu seinem Spiel und auch den Weg Richtung Schalker Tor, in dem Justin Heekeren noch zweimal gut parieren konnte, ehe es dann doch einschlug. Zweimal war Hamburgs Emir Sahiti zur Stelle, er fügte Schalke in der 41. und 42. Minute einen bitteren Doppelschlag zu.
Nach dem Seitenwechsel lief das Spiel dann zunächst nur noch Richtung HSV-Tor. Kees van Wonderen hatte Tomas Kalas für Max Grüger gebracht, der HSV schickte mit Glatzel einen „Knipser“ aufs Feld.
Sylla lässt Schalke jubeln
Der HSV war der Anzahl der Spieler entsprechend nun drückend überlegen, ein Feuerwerk brannten die Hamburger aber auch nicht unbedingt ab - das besorgten ihre Fans, die durch ein gefährliches Pyro-Spektakel nach ungefähr einer Stunde nicht für ein behagliches Osterfeuer, sondern fast für einen Spielabbruch gesorgt hätten.
Schalke wollte sich nicht geschlagen geben, traute sich so ab der 70. Minute dann auch wieder Richtung Tor der Hamburger, die sich schon relativ siegessicher präsentierten. Von wegen: Nach einer Flanke von Mohr kam der Ball über den eingewechselten Adrian Gantenbein zu Moussa Sylla, der den Ball platziert ins HSV-Tor köpfte - das 2:2 in der 81. Minute, die Arena stand kopf. Und der HSV war bedient - wie in der Hinrunde. Da hatte Schalke einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt. Endstand auch damals: 2:2.