Kees van Wonderen ging Richtung Ersatzbank, klatschte sich mit seinen Co-Trainern, den anderen Staff-Mitgliedern und den Ersatzspielern ab, und wird sich dabei insgeheim bestätigt gefühlt haben mit seinem Urteil, dass er auf Schalke noch viel Arbeit vor sich hat: Denn die Pflichtspiel-Premiere des neuen Cheftrainers ging bei Hannover 96 mit 0:1 (0:1) verloren, Schalke hängt mit acht Punkten nach neun Spielen weiter im unteren Tabellendrittel der Zweiten Liga fest.
Tempelmanns Startelf-Comeback
Schalkes neuer Coach hatte außer dem angekündigten Torwartwechsel (Ron-Thorben Hoffmann für Justin Heekeren) auch Felipe Sanchez und Lino Tempelmann - erstmals in dieser Saison - das Vertrauen in der Startelf geschenkt. Paul Seguin und Amin Younes saßen zunächst auf der Bank. Van Wonderen schien eine Vorahnung gehabt zu haben, dass er das Duo noch zum „Nachladen“ brauchen würde. „Denn das Spiel wird nicht in den ersten 20 Minuten entschieden“, hatte van Wonderen orakelt.
Frühes Tor für Hannover
Damit lag er richtig, aber irgendwie auch nicht: Denn die im Prinzip entscheidende Szene der Partie ereignete sich schon in der vierten Minute. Nach einem Foul von Derry Murkin gab es Freistoß für Hannover, die Hereingabe von Enzo Leopold vollendete Fabian Kunze zum 1:0, vor allem Murkin und Schallenberg ließen sich in dieser Szene „abkochen“.
„Es fängt an zu rattern“
Entschieden war das Spiel damit natürlich noch nicht, damit hatte van Wonderen schon recht. „Aber es fängt in den Köpfen dann natürlich an zu rattern“, sprach Schalkes Ex-Torjäger Simon Terodde als Sky-Experte aus eigener Erfahrung.
Vor dem Tor bei Hannover 96 ratterte lange überhaupt nichts: Die ersten 20 Minuten lief das Spiel komplett in die Richtung des Schalker Strafraums, ohne dass Hannover bis auf zwei Gelegenheiten für Andreas Voglsammer noch zu großen Chancen gekommen wäre.
Zieler lange beschäftigungslos
Dann wurden die Gäste, unterstützt von gut 15.000 Zuschauern in der mit 49.000 Besuchern ausverkauften Heinz von Heiden Arena zwar etwas mutiger, „aber Ron-Robert hätte wahrscheinlich auch mit Jacke spielen können“, flachste Terodde über die erst in den letzten Minuten beendete Beschäftigungslosigkeit von Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler.

H96-Abwehr hat alles im Griff
Da konnte sich Zieler zumindest bei zwei Schüssen von Bryan Lasme (88.) und Kenan Karaman (91.) auszeichnen - so lange hatte es bis zur Schalker Entdeckung des Tores von Hannover gedauert. Die vorherigen Versuche waren viel zu zaghaft, die besten Chancen hatten mit Felipe Sanchez (41.) und Taylan Bulut (46.) noch zwei Verteidiger.
Hannovers Abwehr um den omnipräsenten Marcel Halstenberg hatte Schalkes Offensive fest im Griff, allerdings spielte sich auch vor dem S04-Tor in der zweiten Halbzeit nicht mehr allzu viel Spektaluläres ab, abgesehen von einem wegen Abseits aberkannten Treffer von Jessic Ngankam (84.). Auch der in der 55. Minute für Tobias Mohr eingewechselte Amin Younes konnte das Schalker Offensivspiel nicht wie erhofft in Schwung bringen.

Warnung vom Kapitän
Dass der fünfte Sieg im fünften Heimspiel für Hannover verdient war, darüber gab es wohl keine zweite Meinung: „Das war viel zu wenig von uns“, war S04-Kapitän Kenan Karaman bedient. Er sah zu allem Überfluss auch noch seine fünfte Gelbe Karte und ist am kommenden Samstag gegen Fürth gesperrt. Zur Sicherheit sendete Karaman auch schon mal ein erstes warnendes Alarmsignal ab: „Wir dürfen nicht zulassen, dass es so eine Saison wird wie die letzte.“ In der sicherte sich Schalke erst im letzten Saisonviertel den Klassenerhalt.
Karaman ist gesperrt
Dafür verantwortlich, dass Schalke nun wieder in die Spur kommt, ist Kees van Wonderen. Der wollte nach seiner verpatzten Premiere nicht den Stab über die Mannschaft brechen, lobte Hannover „als sehr, sehr starke Mannschaft“, gegen ein so früher Rückstand nur sehr schwer zu korrigieren sei. „Uns fehlte die Kraft, das Spiel zu drehen“, sagte van Wonderen.
Die erste Enttäuschung, und jetzt muss er auch noch den fürs Schalker Offensivspiel so wichtigen Kapitän ersetzen: Die Arbeit für Kees van Wonderen wird nicht weniger. Und nicht einfacher.
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