Schalke schaut nach vorn: Umbruch ist schon in vollem Gange Erster Neuzugang so gut wie fix

Von Norbert Neubaum und Frank Leszinski
Schalke schaut nach vorn: Umbruch ist schon in vollem Gange
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Seine letzte Amtshandlung in der Arena war eine große Geste: Simon Terodde übergab bei seiner Auswechslung in der 88. Minute die Kapitänsbinde an den für ihn eingewechselten Danny Latza. Beide S04-Profis waren 2021 zum FC Schalke 04 gewechselt, am Saisonende ist nach drei Jahren Schichtende bei Königsblau für das Duo.

Drei Jahre, die Simon Terodde so zusammen fasste und dabei wohl besonders das aktuelle meinte: „Hier im Ruhrgebiet ticken die Uhren anders. Je schlechter die Lage, desto mehr halten die Leute zusammen.“

Existenzangst war greifbar

Und die Lage war schlecht. Noch vor knapp einem Monat kursierten diverse Untergangsszenarien über dem Berger Feld, die Abstiegssorgen gipfelten in Vermutungen, der Klub werde gleich durchgereicht in die Regionalliga, die Existenz des ganzen Vereins stünde auf dem Spiel, im Zweifel müsse sogar die Arena verkauft werden.

Absturz kein Thema mehr

Das war alles natürlich ein bisschen übertrieben, aber auch nicht komplett an den Haaren herbeigezogen, die Sorge vor dem nächsten Absturz war jedenfalls überall greifbar. Aber, und auch das ist vielleicht typisch Schalke: Am Samstag war von all dem nichts mehr zu spüren.

Großes Gefühlskino

Im Gegenteil: Nach dem am Dienstag geschafften Klassenerhalt erlebten die 61.533 Zuschauer in der Arena einen äußerst stimmungsreichen Nachmittag, und das lag nicht nur am 2:1 (2:1)-Sieg gegen Hansa Rostock (Tore Schalke: Karaman und Seguin/Tor Rostock: Singh, der später die Rote Karte sah), sondern vor allem auch an vielen starken Momenten vor und nach dem Spiel.

Verabschiedet wurde neben Simon Terodde und Danny Latza auch Gerald Asamoah, seit 1999 ein Schalker - der Job des Team-Managers fällt den Sparmaßnahmen zum Opfer. Wer die Fans und die Spieler, die zum Teil ihre Kinder mit auf den Rasen gebracht hatten, hinterher feiern sah, wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Schalke die Saison im Prinzip in den Sand gesetzt hat.

S04 feiert Rückkehr der Hoffnung

Der Aufstiegsfavorit kann am Ende froh sein, einen Haken hinter den Klassenerhalt machen zu können, wofür vor allem eine Serie von nun sieben Spielen ohne Niederlage verantwortlich ist. Schalke, das ist gewöhnungsbedürftig, feiert ein weiteres Jahr Zweitliga-Zugehörigkeit.

Im Prinzip feiert der Verein aber die Rückkehr der Hoffnung. Der Blick geht nun nach vorn: S04-Trainer Karel Geraerts hat mit Schalke als Nachfolger von Thomas Reis beachtliche 1,5 Punkte im Schnitt geholt, trotz aller Widrigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte.

11.05.2024, Fussball, 2. Bundesliga, 33. Spieltag, Saison 2023/2024, FC Schalke 04 - Hansa Rostock, v. l. Yusuf Kabadayi (FC Schalke 04), Thomas Ouwejan (FC Schalke 04) Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO
Zukunft ungewiss: Weder Yusuf Kabadayi (l.) noch Thomas Ouwejan wissen derzeit, ob sie auch in der kommenden Saison noch auf Schalke spielen werden. Ouwejan kündigte mit Tränen in den Augen an, dass die Partie gegen Rostock möglicherweise sein letztes Heimspiel für Schalke war. © Tim Rehbein/RHR-FOTO

Donkor-Transfer wahrscheinlich

Geraerts gilt neben dem neuen Kaderplaner Ben Manga längst als Hoffnungsträger vieler Fans, zwischen den Zeilen hat er seinen Verbleib auf Schalke angedeutet. Der Umbruch, den es geben wird, ist längst in vollem Gange: Terodde und Latza gehen, Top-Schütze Kenan Karaman (bislang 13 Saisontore) und Thomas Ouwejan haben angedeutet, dass es möglicherweise ihr letztes Heimspiel war.

Als erster Neuzugang gilt Anton Donkor als so gut wie fix: Der 26-jährige Linksverteidiger soll von Eintracht Braunschweig kommen, da sein Vertrag am Saisonende ausläuft, wäre er ablösefrei zu haben. Der Wechsel könnte nun stressfrei und zeitnah verkündet werden, da Braunschweig durch den Sieg gegen Wehen Wiesbaden den Klassenerhalt geschafft hat.

Tränen auch bei Ouwejan

Linksverteidiger? Das ist die aktuelle Position von Thomas Ouwejan. Auch er hatte nach dem Spiel Tränen in den Augen. Der Abschied, sollte er gehen, wird ihm schwer fallen. Auch der Niederländer hat nach drei Jahren registriert, dass die Uhren im Ruhrgebiet anders ticken.

Fairen Wettbewerb geliefert

Im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga tickt die Uhr für Hansa Rostock trotz der Niederlage auf Schalke noch weiter. Durch die Niederlage von Wiesbaden in Braunschweig darf Hansa nun zumindest noch auf den Relegationsplatz hoffen.

Schalke hat das Versprechen von Trainer Karel Geraerts, nach dem geschafften Klassenerhalt einen „fairen Wettbewerb“ zu liefern, jedenfalls gehalten: Die Rostocker Keller-Konkurrenten konnten sich über Schalke nicht beschweren. Wie man aus einer Liga höher so hört, soll das ja keine Selbstverständlichkeit sein...

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