Schalke hat viel Spaß am neuen Harit
Schalke 04
Für die größte Überraschung sorgte Amine Harit beim deutlichen Schalker 5:1-Erfolg in Paderborn erst nach dem Spiel.

Da kommt Freude auf: Amine Harit (l.) bejubelt mit Omar Mascarell einen Schalker Treffer. © dpa
Er stellte sich bereitwillig in die Mixed-Zone und bestand darauf, die Fragen der Journalisten in deutscher Sprache zu beantworten. Da staunten die Medienvertreter, die den Marokkaner regelmäßig seit seinem Schalker Dienstantritt begleiten, nicht schlecht.
War das wirklich Harit, der da mit ihnen locker und gelöst plauderte? Der lachte und scherzte? Er war es. Mit dem ersten Doppelpack in seiner Profi-Karriere scheint der 22-Jährige endlich auf Schalke angekommen zu sein. Und zwar nicht nur sportlich, sondern auch, was den zwischenmenschlichen Bereich betrifft.
Viele private Eskapaden
Nach manchen privaten Eskapaden scheint Harit nun fest entschlossen, den Profifußball so ernst zu nehmen, wie es nötig ist, um sportlichen Erfolg zu haben. „Ich spüre großes Vertrauen vom Trainer und kann es jetzt zurückzahlen“, freute sich Harit, der auch gestand, dass das letzte Jahr „nicht einfach“ für ihn gewesen sei. Das aber sei nun anders: „Ich arbeite hart, bin wieder frei im Kopf und spiele Fußball. So will ich gern weitermachen.“
Sogar für die Defensivarbeit ist sich der Offensivspieler nicht zu schade. Vor allem in der Anfangsphase beim Spiel in Paderborn war Harit oft in der eigenen Hälfte zu finden, um die Angriffe des Gegners frühzeitig zu stören.
Trainer gibt viel Vertrauen
Genau solches mannschaftsdienliches Spiel erhoffen sich die Schalker Verantwortlichen weiterhin von ihrem Edeltechniker, dem Sportvorstand Jochen Schneider schon „seit dem 1. Juli eine gute Entwicklung“ bescheinigte: „Der Trainer führt generell viele Einzelgespräche. Er spürt das Vertrauen.“
Unter Wagners Vorgängern Domenico Tedesco und Huub Stevens war das in der Vorsaison nicht der Fall. Zwar kam Harit immerhin 18 Mal in der Bundesliga zum Einsatz, stand dabei aber nur zwölf Mal in der Startelf und erzielte nur ein einziges Tor.
Mehr Verantwortung für Familie
Nicht nur der Neuanfang unter Wagner gab Harit, der auch mal das Training schwänzte und vorübergehend suspendiert war, neuen Antrieb. Es gab einen weiteren Schlüsselmoment in seinem Leben. „Die Geburt meiner Tochter Alijah Ende Mai hat mein Leben verändert. Sie gibt mir viel Kraft. Gleichzeitig trage ich nun eine sehr große Verantwortung für meine Familie. Dieser Verantwortung will und muss ich gerecht werden“, verriet er vor einiger Zeit auf der Schalker Homepage.
Auch sein Trainer hat zwar noch einiges an Arbeit vor sich, doch trotz einiger Ungenauigkeiten im Aufbauspiel und einem beinahe fahrlässigen Umgang mit Großchancen ist die Aufwärtstendenz erkennbar und sichtbar: Erstmals seit dem Ende der Vizemeistersaison 2017/18 stehen die Königsblauen (sieben Punkte) als Tabellensechster wieder auf einem Europapokalplatz. Zugleich war es der höchste Schalker Bundesliga-Auswärtssieg seit mehr als 42 Jahren (7:1 beim Karlsruher SC im April 1977). Auch dank Harit, der Spielfreude, Laufstärke, Übersicht und Abschlussqualitäten in sich vereinte.