Schalke erlebt in Frankfurt den totalen Kontrollverlust

Schalke 04

Die Königsblauen halten in Frankfurt bis zur Halbzeit ein 0:0 - und gehen dann mit 0:3 unter. Die Situation im Tabellenkeller ist nun prekär. Tedesco: „Wir sind uns der Lage bewusst.“

Frankfurt

, 11.11.2018, 21:06 Uhr / Lesedauer: 2 min
Betretene Mienen: Schalke-Trainer Domenico Tedesco mit Yevhen Konoplyanka.

Betretene Mienen: Schalke-Trainer Domenico Tedesco mit Yevhen Konoplyanka. © dpa

Ungefähr zehn Minuten vor Schluss fingen die TV-Kameras das Gesicht von Christian Heidel ein. Schalkes Manager blickte auf den Platz, wo die Königsblauen gerade einer derben Niederlage entgegen taumelten, aber irgendwie auch ins Leere.

Denn jetzt steht fest: Schalke kommt nicht so schnell aus dem Tabellenkeller raus – und spürt seit dem Wochenende sogar den heißen Atem von potenziellen Abstiegskandidaten wie Düsseldorf, Stuttgart und Hannover.

Zwei Elfmeterdiskussionen in den ersten fünf Minuten

Schalke, mit dem Selbstvertrauen von zehn Bundesliga-Punkten aus den vergangenen fünf Spielen und dem feinen 2:0-Sieg in der Champions League gegen Galatasaray angereist, hielt gegen offensivstarke Frankfurter sofort dagegen: In den ersten 15 Minuten entwickelte sich ein Spiel voller Dynamik und mit hohem Tempo auf beiden Seiten – es gab zwar keine großen Torchancen, die Zweikämpfe wurden aber mit einer so hohen Intensität geführt, dass es sowohl nach einer Abwehr-Aktion Daniel Caligiuris gegen Sebastien Haller (2.) als auch nach einem Festhalten von Evan N‘Dicka gegen Guido Burgstaller (5.) Elfmeter-Diskussionen gab.

Didi Hamann im Sky-Studio schlug sich auf die Schalker Seite: „Bei der Aktion gegen Burgstaller hätte ich Elfmeter gegeben.“ Gab es aber nicht – Schiedsrichter Benjamin Cortus ließ in beiden Fällen weiterspielen. Das Schweigen des Video-Assistenten in Köln ließ darauf schließen, dass es zumindest keine klaren Fehlentscheidungen waren.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco hatte sich schon vor dem Spiel entschieden, gegen den Frankfurter 18-Tore-Sturm wieder auf seine bewährte Dreierkette mit Benjamin Stambouli, Salif Sané und Matija Nastasic zu setzen. Im Tor stand nach seiner Verletzung wie erwartet wieder Ralf Fährman – ein Quartett, auf das Schalke sich zunächst verlassen konnte.

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Domenico Tedesco schien dem Braten trotzdem nicht zu trauen: Bei einer Spielunterbrechung in der 28. Minute versammelte er fast die komplette Mannschaft um sich – Teambesprechung vor 50.700 Zuschauern.

Breel Embolo vergibt die Riesenchance für Schalke

Noch hielt Schalke dicht: Weder Haller noch Ante Rebic oder Luka Jovic machten in Hälfte eins einen Stich – andererseits kam auch Schalke vorne kaum zur Geltung. Das 0:0 zur Halbzeit war insofern folgerichtig. „Keine Tore, aber viel Tempo. Ein gutes Spiel“, fand Hamann, der nach dem 0:0 in Leipzig kein gutes Haar an Schalke gelassen hatte.

Das Lob wäre nun wohl noch überschwänglicher ausgefallen, hätte Breel Embolo seine Großchance in der 60. Minute genutzt – aber frei vor Kevin Trapp verlor er, nachdem er sich vorher gut durchgesetzt hatte, die Kontrolle über den Ball. Luka Jovic war im Gegenzug aus ganz anderem Holz geschnitzt: Er überlistete zunächst Sané, dann Stambouli und auch den chancenlosen Fährmann – 1:0 für Frankfurt!

Die Eintracht jetzt also mit einem 19-Tore-Sturm, Nummer 20 verhinderte vorerst noch der Pfosten, an dem Ante Rebic in der 66. Minute scheiterte. Schalke, seit der 54. Minute ohne den verletzten Mark Uth, verlor nun komplett die Spielkontrolle und fand im Spiel nach vorn kaum noch statt. Stambouli konnte Filip Kostic nur hinterherlaufen, dessen scharfe Flanke verwandelte wieder Jovic zum 2:0 (73.).

Besiegelte mit seinem 3:0 die Schalker Niederlage: Sebastién Haller.

Besiegelte mit seinem 3:0 die Schalker Niederlage: Sebastién Haller. © imago

Die Hessen trafen, Schalke nicht: Nach Vorarbeit von Weston McKennie zielte Yevhen Konplyanka zu genau und traf die Latte (78.) – auch solche Szenen machten den Unterschied. Das 3:0 durch Haller (81.) nach einer Ecke war nur noch eine Bestätigung dieser Erkenntnis.

Von den mitgereisten Fans wurden die S04-Profis nach der Schlappe mit Missachtung oder Pfiffen bedacht, Domenico Tedesco sieht die Situation im Keller realistisch: „Wir sind uns der Lage bewusst. Das waren wir aber schon immer.“