Schalke zwischen „Katastrophe“ und „wilder Schießerei“ Fährmann: „Müssen ehrlich zu uns sein“

Von Frank Leszinski und Norbert Neubaum
Schalke verpasst das nächste Aufhol-Wunder
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Der 25. November 2017 ist für viele Schalke-Fans unvergessen: Da machten die Königsblauen aus einem 0:4-Rückstand in Dortmund noch ein 4:4. Genau sechs Jahre später hoffte Schalke vergeblich auf ein ähnliches Wunder - nach einer erneut in den Sand gesetzten ersten Halbzeit.

Und man kann trefflich darüber diskutieren, ob es nach der Düsseldorfer 1:0-Führung einen Handelfmeter für Schalke hätte geben können: Grundsätzlich war die Schalker Vorstellung in den ersten 40 Minuten indiskutabel, was auch der frühere S04-Coach Peter Neururer als Co-Kommentator bei Sport1 so empfand: „In jedem Training haben die Spieler von Fortuna Düsseldorf wahrscheinlich mehr Gegenwehr.“

3:0 nach 27 Minuten

Wohl wahr: Wie schon vor zwei Wochen gegen Elversberg beeindruckten die Gäste in negativer Hinsicht für eine im Profifußball ungewöhnliche Passivität: Sowohl beim 1:0 durch Vincent Vermej (13.) als auch beim 2:0 durch Felix Klaus (20.) schaute der einstige Aufstiegsfavorit mehr oder weniger nur zu, beim 3:0 in der 27. Minute, wieder durch Vermej, bekleckerte sich auch der nach seiner Verletzung wieder im S04-Tor stehende Ralf Fährmann nicht mit Ruhm.

Schalkes Stürmer Bryan Lasme nach seinem Tor zum 4:3 in Düsseldorf.
Ein Moment der Hoffnung: Schalkes Stürmer Bryan Lasme nach seinem Tor zum 4:3 in Düsseldorf, Fortuna-Keeper Kastenmeier liegt am Boden. Düsseldorf gewann mit 5:3. © Tim Rehbein/RHR-FOTO

Schalke war völlig durch den Wind, es drohte der komplette Untergang. Trainer Karel Geraerts wechselte schon nach 33 Minuten dreimal (!): Für den angeschlagenen Dominick Drexler kam Blendi Idrizi, für Lino Tempelmann wurde Paul Seguin eingewechselt, und auch Thomas Ouwejan musste raus, sehr zu seinem Verdruss, was er die Schalker Trainerbank auch spüren ließ. Für Ouwejan kam Tobias Mohr. Immerhin ließ Düsseldorf Schalke am Ende der ersten Halbzeit auch etwas mitspielen und eine Chance durch Kenan Karaman zu.

Viele S04-Fans verließen Stadion

In der Halbzeitpause verließen viele der ca. 15.000 mitgereisten Schalker Fans, darunter offenbar auch die „Ultras“, das Stadion. Auch vor sechs Jahren in Dortmund waren nach dem Seitenwechsel nicht mehr alle S04-Fans anwesend.

Und, tatsächlich: Marcin Kaminski gelang in der 53. Minute das 3:1. Sollte da etwa doch noch...? Nein: Die Gastgeber zogen die Zügel direkt danach wieder an und schafften mit dem 4:1 durch Christos Tzolis vorerst wieder Klarheit (65.).

Aus 1:4 noch 3:4 gemacht

Aber was heißt bei Schalke schon Klarheit an einem 25. November? Tomas Kalas zum 4:2 (74.), eine Minute später Bryan Lasme zum 4:3 ließen auch die nun wieder ins Stadion zurückgekehrten S04-Fans wieder auf das Wunder hoffen. Aber das blieb aus - Fortuna wackelte, fiel aber nicht und erzielte in der Nachspielzeit durch Jona Niemiech noch das 5:3. Schalke bleibt im Keller kleben.

Thioune atmet tief durch

Fortuna-Trainer Daniel Thioune musste nach dem 5:3-Sieg erst einmal tief durchatmen. Bis zum 3:1, so Thioune, habe seine Mannschaft ein sehr gutes Spiel gezeigt, „danach war es eine wilde Schießerei“. Schalkes Verteidiger Marcin Kaminski sprach über die erste Halbzeit, speziell über die ersten 30 Minuten, von einer „Katastrophe“.

Keine Erklärung für erste Hälfte

Schalkes Torhüter Ralf Fährmann wollte sich nicht mit der Aufholjagd in der zweiten Halbzeit trösten lassen: „Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein“. so Fährmann bei Sport1: „Wenn wir so spielen, haben wir es nicht verdient, zu gewinnen.“ Eine plausible Erklärung, warum Schalke das Spiel wieder mal in der ersten Halbzeit verloren hatte, hatte auch Fährmann nicht.

Terodde wird Thema werden

Ein Thema, das auf Schalke nun sicherlich in Form einer Personaldiskussion zukommen wird: Simon Terodde. Den Zweitliga-Rekordschützen ließ Karel Geraerts beharrlich von draußen zuschauen, obwohl die Königsblauen ja unbedingt noch ein Törchen gebraucht hätten. Anstelle von Terodde durften in Düsseldorf Kenan Karman, Bryan Lasme sowie die eingewechselten Keke Topp und Sebastian Polter ihr Glück versuchen.

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