Schalke 04 und das verlorene Derby: Wenn Leidenschaft alleine nicht ausreicht

Schalke 04

Die Stimmung ist da, wo die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco steht: Im Keller. Viele Baustellen - nicht nur im Sturm - zwingen im königsblauen Tiefdruckgebiet zum Blick nach unten.

Gelsenkirchen

von Norbert Neubaum und Frank Leszinski

, 09.12.2018, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Verstecken ist auch keine Lösung: Amine Harit nach dem 1:2 im Derby.

Verstecken ist auch keine Lösung: Amine Harit nach dem 1:2 im Derby. © dpa

Der Tag danach ist wie gemalt für den Derby-Kater: Als sich Schalkes Spieler zum Auslaufen am Trainingsplatz versammeln, ist es kalt, windig, es regnet stark. Kaum 20 Zuschauer sehen zu, die Tristesse ist greifbar. Schalke ist aktuell ein Tiefdruck-Gebiet - die Stimmung ist schlecht, die Mannschaft hängt im Keller fest.

Dabei hatte das Team von Trainer Domenico Tedesco bei der 1:2-Niederlage gegen den BVB am Tag davor alles versucht, was im Rahmen seiner derzeitigen Möglichkeiten ist. Aber Leidenschaft alleine reicht gegen eine Spitzen-Elf nicht aus – Schalke offenbarte erneut so viele Baustellen, dass der Blick nun nach unten gehen muss.

Punkte-Ausbeute riecht nach Abstiegskampf

14 Punkte nach 14 Spielen – das ist die Ausbeute einer Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt. Bei Schalke fällt das nur noch nicht so ins Gewicht, weil es ein paar Konkurrenten gibt, deren Punktausbeute noch Furcht erregender ist.

Noch kein Sieg gegen eine Mannschaft aus dem oberen Drittel – Schalke stieß auch im Derby an seine Grenzen, wollte hinterher nicht mal die wenig durchschaubare Spielleitung von Schiedsrichter Daniel Siebert als Alibi benutzen. Zu groß waren und sind die Baustellen:

Keine Durchschlagskraft im ersatzgeschwächten Sturm, aus dem sich dann auch noch Guido Burgstaller verletzt verabschiedete und durch Hamza Mendyl nicht ersetzt werden konnte. Im Prinzip hatte Schalke keine Torchance – Burgstallers Versuch (28./Roman Bürki hielt) ging ein Handspiel voraus, das im Falle eines Torerfolgs bei einer Video-Überprüfung (wobei man sich ja nie ganz sicher sein kann...) wohl geahndet worden wäre.

Nicht nur im Mittelfeld fehlt es an Tempo

Viel zu wenig bis gar kein Tempo im Mittelfeld: Wenn Sebastian Rudy oder Nabil Bentaleb am Ball waren, ging es meistens eher einen Schritt zurück als nach vorne. Wobei das nicht immer an den Ball habenden Spielern liegen muss – ihnen fehlen einfach die Anspielstationen.

Entscheidende Unaufmerksamkeiten in der Hintermannschaft: Dass es gegen die vielen Hochgeschwindigkeitsfußballer des BVB Probleme geben könnte, war vorher klar. Dass die Gäste dann aber ausgerechnet durch eine Standardsituation (Freistoß/Kopfball Delaney) in Führung gingen, war eine grobe Schalker Fahrlässigkeit, die in solchen Spielen oft genug bestraft wird.

Schalke ließ hinten gar nicht mal allzu viel zu, für ein paar Minuten schien der BVB nach Daniel Caligiuris Elfmeter zum 1:1 (61.) sogar nervös zu werden – aber bei einem Geistesblitz von Jadon Sancho war Schalkes Defensive mental und körperlich (Rudy!) erneut viel zu langsam und durfte sich über das 1:2 (74.) nicht beschweren.

Stürmer-Not wird immer größer

Es war keine Sache des Willens, sondern des Könnens – Schalke gab alles, aber auch das war zu wenig. Viele Fans pfiffen, es fehlt der Glaube an den Aufschwung. Am Dienstag gegen Moskau droht ein Minus-Rekord, wichtiger ist ohnehin das Samstag-Spiel in Augsburg.

Burgstaller wirkte stark angeschlagen, im Sturm müssen wohl Haji Wright oder erstmals der A-Jugendliche Ahmed Kutucu ran.

Wer auch immer, wie auch immer: Manager Christian Heidel weiß, „dass es jetzt unsere erste Aufgabe ist, da unten rauszukommen“. Aus dem Keller. Und aus dem Tiefdruck-Gebiet.