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„Schalke 04 muss aufpassen, nicht in falsche Hände zu geraten“
Gastkommentar
Vereins-Idol Klaus Fischer fordert den Klub auf, Flagge zu zeigen gegen Randalierer. Die Vorfälle in der Abstiegsnacht sieht der beste S04-Torjäger aller Zeiten nicht nur als Einzelfall.
Nun ist es sozusagen „vollbracht‘: Schalkes Abstieg wurde in Bielefeld besiegelt, er ist das Produkt einer ganzen Palette an Fehlern, die in den vergangenen Jahren gemacht wurden. Und da kann sich auch niemand, der in dieser Zeit Verantwortung trug, aus dieser Verantwortung stehlen. Der eine wollte schlauer sein als der andere und sattelte auf jeden Fehler, den der Vorgänger gemacht hat, noch einen drauf. Das ergibt dann das Bild, das Schalke heute abgibt. Es ist kein schönes. Und es hängt mehr als schief.
Eine neue Dimension
So traurig der Abstieg an sich schon ist, so entsetzlich war das, was sich dann nach der Rückkehr zur Arena ereignete. So sehr ich auch Frust und Enttäuschung der Fans verstehen kann: Was da passiert ist, ging einfach viel zu weit. Das ist eine ganz neue Dimension, die ich als Spieler auch noch nicht so erlebt habe. Schon richtig: Bei unserem ersten Abstieg, vor allem nach der Bekanntgabe. meines Wechsels zum 1. FC Köln, wurde unser Haus auch mit Eiern beworfen, Zuschauer beschimpften mich als „Judas“. Auch das tat weh – aber Szenen wie die in der Abstiegs-Nacht sind noch einmal eine ganz andere Hausnummer.
Es ging nur um Krawall
Die Technik und das Internet machen das ja heutzutage möglich: Wahrscheinlich haben die durch die sozialen Netzwerke gehenden Bilder nicht nur bundesweit, sondern in ganz Europa für blankes Entsetzen gesorgt. So etwas kommt ja nicht alle Tage vor. Da ging es nicht mehr um Protest, da ging es offensichtlich nur noch um Krawall, um Gewalt. Wenn ich jetzt noch Profi wäre und würde eventuell mit einem Wechsel nach Schalke liebäugeln, dann würden mir solche Szenen schon zu denken geben. Natürlich sind diese Leute nicht repräsentativ für den Verein, und es sind aus meiner Sicht auch keine Fans. Aber es ist nun mal auf Schalke passiert. Und jeder Spieler, der möglicherweise auf der Wunschliste steht, muss nun erst einmal wieder von einem Wechsel überzeugt werden.
Der Schalker Fan-Club-Verband hat die Attacken schon aufs Schärfste verurteilt, gut so. Ich erwarte aber nun vom ganzen Verein, dass er Flagge gegen die Chaoten zeigt. Ein Rudi Assauer, davon bin ich fest überzeugt, hätte jetzt aber mal so richtig mit der Faust auf den Tisch gehauen - bei ihm wäre es wahrscheinlich gar nicht erst so weit gekommen.
Das Beispiel Jobst
Schalke muss aufpassen, dass der Verein nicht sozusagen in „falsche Hände“ gerät. Clemens Tönnies wurde weggejagt wie ein Hund, das hatte er - wie auch immer man zu ihm steht - nicht verdient. Alexander Jobst wirft hin, weil er und seine Familie bedroht wurden. Und nun die Jagdszenen mit körperlichen Angriffen gegen Spieler, dazu demolierte Autos. Der Verein läuft Gefahr, dass es diese Bilder sind, die nun zunächst einmal hängen bleiben.