Sascha Riether redet Klartext: Das muss auf Schalke alles besser werden
Schalke 04
In der letzten Saison war er noch Spieler, jetzt kümmert sich Sascha Riether als Teamkoordinatior um die Belange der Spieler. Im Trainingslager spricht er über seine neue Rolle.

Nah dran an den Profis: Sascha Riether (r.) mit Guido Burgstaller (l.) und Sebastian Rudy. © Heselmann
Eine Sache wird Sascha Riether vermissen, das weiß er jetzt schon. „Wenn man auf dem Platz stand, das Spiel lief nicht gut und man musste seinen Frust loswerden, dann hat man seinen Gegenspieler auch schon einmal per Grätsche über die Bande geschickt“, grinst er. Das geht jetzt natürlich nicht mehr. Zur neuen Saison hat der 36-Jährige die Seiten gewechselt – in Zukunft sitzt er auf der Bank. Da wird es schwierig mit dem Grätschen.
„Koordinator der Lizenzspielerabteilung“ lautet der etwas sperrige Titel, den der Mann jetzt trägt, der in der vergangenen Saison noch zum Spielerkader gehörte – der aber lediglich im letzten Saisonspiel auf ein paar Minuten Einsatzzeit kam. Was sich dahinter verbirgt, verriet Sascha Riether einen Tag vor der Abreise aus dem Trainingslager in Herzlake.
Als Schalke anfragte, musste Riether nicht lange überlegen
„Ich will der Ansprechpartner für die Jungs sein“, sagt er, „das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerstab.“ In der vergangenen Saison hatte er als Mitglied der Mannschaft aus erster Hand erfahren, dass die Spieler mit vielen Dingen alleine gelassen worden seien – das soll jetzt anders und vor allem besser werden.

Abschied: Gegen Stuttgart absolvierte Sascha Riether im Mai sein letztes Spiel als Profi. © imago
So ein bisschen hatte er diese Funktion ja auch schon im vergangenen Jahr erfüllt. Als ältester Spieler – quasi als Profi auf Abruf – war er damals schon Ansprechpartner vor allem für die jüngeren Spieler. Als Schalke nach seiner letzten Saison auf Profi auf ihn zukam und ihm den Job als Teammanager anbot, musste er nicht lange überlegen. „Schalke war für mich immer etwas besonderes“, sagt er im Anschluss an eine Karriere, in der er viele Vereine gesehen hat.
Die letzte Saison steckt ihm noch in den Knochen
Freiburg, Wolfsburg, Köln, Fulham und Schalke waren Riethers Stationen – größter Erfolg seiner aktiven Zeit war natürlich der Meistertitel mit dem VfL Wolfsburg unter Felix Magath im Jahr 2009.
17 Jahre lang, seit 2002, war Riether Profi: In dieser Zeit hat er natürlich viele Kontakte geknüpft. Dieses Netzwerk will er jetzt nutzen, wenn es darum geht, die Strukturen bei Schalke umzubauen. Keine leichte Aufgabe – aber eine notwendige. „So eine Saison wie die letzte darf es einfach nicht mehr geben“, schüttelt Riether den Kopf.
So viele Betreuer kümmern sich um die Profis
Der Ärger über den Absturz von Platz zwei auf Platz 14 ist ihm immer noch anzumerken. „Es fühlt sich so an, als hätte man eine richtig schöne Sandburg gebaut, bei nur noch die Verzierung fehlt – und dann kommt jemand und tritt sie kaputt“, sagt er. „Da hilft kein Ausbessern mehr – da muss man wieder ganz von vorne anfangen.“
Doch wie geht der Neuanfang? Auf Schalke setzt man vor allem auf mehr Personal. Neben Riether sind das unter anderem ein Psychologe, ein Ernährungsberater und ein Integrationsbeauftragter - insgesamt sind es rund 20 Betreuer. Die Aufgabe, die sie alle eint: Den Spielern ermöglichen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Das fordert Riether von den Schalker Profis
„Gerade Spieler, die aus dem Ausland kommen, brauchen jemanden, der sich um sie kümmert“, sagt er. Wenn etwa ein Spieler aus der Premier League in die Bundesliga wechsele, sei er gewohnt, dass sämtliche Versicherungen über seinen Verein liefen. „Das ist in Deutschland anders“, weiß Riether aus eigener Erfahrung. „Da muss dann jemand da sein, der den Spieler an die Hand nimmt und ihnen hilft, die Sache zu regeln.“ Diesen Job übernimmt Integrationsbeauftragter Massimo Mariotti – sein Job sei es auch, den Spielern zu erklären, dass Schalke eben kein normaler Verein sei.
„Die Leute gehen ins Stadion und erwarten, dass die Spieler 90 Minuten Vollgas geben“, sagt Riether. „Dann verzeihen sie auch schon einmal eine Niederlage.“ Schalke müsse die Fans wieder zurückgewinnen, fordert Riether. Viel zu leise sei es zuletzt zugegangen: Auf dem Trainingsplatz, auf dem Rasen und auf den Rängen: „Das muss wieder anders werden.“ Dabei sei auf das Trainer- und Betreuerteam gefragt: „Wir können zwar keine Tore schießen, aber wir können den Spielern dabei helfen.“ Auf Grätschen muss Riether dabei leider verzichten.