Schalke 04 erlebt in Augsburg ein nicht normales Fußballspiel. Erst das Drama um Mark Uth, dann der Schock beim späten 2:2-Ausgleich in Überzahl.

Augsburg/Gelsenkirchen

, 13.12.2020, 19:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Ende hielt es niemanden mehr auf der Ersatzbank: Keinen Spieler, kein Mitglied des Trainerstabs, Schalkes Chefcoach Manuel Baum schon gar nicht. Nur noch ein, zwei Minütchen waren zu überstehen. Schalke führte beim FC Augsburg mit 2:1, war außerdem ab der 55. Minute in Überzahl.

Dann flankte der Ex-Schalker Michael Gregoritsch in den Strafraum der Gäste, Marco Richter nutzte seine Freiheit und köpfte ein zum 2:2-Ausgleich. Wieder war es also nichts mit einem in dieser Phase schon fast sicher geglaubten Schalker Sieg. Ralf Fährmann verhinderte gegen Richter kurz danach sogar noch eine Niederlage.

„Für Mark“ weitergespielt

Seit 27 Bundesliga-Spielen ist Schalke ohne Sieg, der Abstand zum rettenden Ufer ist für das Schlusslicht auf nun bereits sechs Punkte angewachsen. Weil Schalke gegen einen ebenfalls limitierten Gegner nicht mal über eine halbe Stunde Überzahl nutzten konnte, lässt sich der Tag in Augsburg nur als „rabenschwarz“ beschreiben. Denn es gab einen Vorfall, der die sportliche Bewertung schwer macht und den Fußball in den Hintergrund rücken lässt.

Alles, aber auch wirklich alles wurde überschattet von den dramatischen Ereignissen rund um einen „Dreikampf“ zwischen Mark Uth sowie den Augsburgern Felix Uduokhai und Rani Khedira in der zehnten Minute: Bei dem (nicht unfair geführten Kopfballduell) prallte Schalkes Angreifer erst mit Uduokhai und am Boden auch noch mit Khedira zusammen. Uth blieb, offensichtlich bewusstlos, liegen.

17. Standard-Gegentor

Während der notärztlichen Behandlung auf dem Platz wurde deutlich, dass nahezu alle Spieler unter Schock standen. Augsburgs Ruben Vargas betete für Uth, Uduokhai wirkte ebenfalls komplett betroffen, musste von den Kollegen getröstet werden. Während der Behandlung von Uth stand Omar Mascarell direkt im Pulk der Mediziner – Schalkes Kapitän hielt anfangs den Tropf für seinen Mannschaftskameraden.

Zehn Minuten lang wurde Uth auf dem Platz notärztlich versorgt und dann unter dem Beifall aller Anwesenden vom Rasen-Rechteck getragen. Noch während der ersten Halbzeit vermeldete Schalke dann immerhin gute Nachrichten aus dem Krankenhaus, in das Uth gebracht worden war: Sein Zustand sei stabil und Uth ansprechbar. Letzte Diagnose: Uth hat eine Gehirnerschütterung und blieb über Nacht im Krankenhaus in Augsburg. Vielleicht kann er am Montag schon wieder zurück nach Hause.

Trotzdem war nach den schlimmen Szenen klar, dass es kein „normales“ Bundesligaspiel mehr werden würde. Laut Team-Manager Sascha Riether sei Schalkes Mannschaft von Schiedsrichter Gräfe gefragt worden, ob sie weiterspielen wolle. „Für Mark“, so Riether, hätten sich die Spieler für eine Fortsetzung der Partie entschieden.

Überzahl nicht genutzt

Das ging für Schalke dann so weiter, wie es begonnen hatte – mit einem weiteren, wenn auch nicht vergleichbaren Tiefschlag: Einem Freistoß des Ex-Schalkers Daniel Caligiuri verpasste Suat Serdar den letzten „Schliff“ (32.) – das 1:0 für Augsburg war Schalkes 17. Standard-Gegentor in dieser Saison.

Am Samstagnachmittag, vor der Abreise nach Augsburg, hatten die Schalker „Ultras“ die Mannschaft auf die Partie eingeschworen und genau so lautstark wie leidenschaftlich auf die „elementare Bedeutung“ der drei Spiele in Augsburg sowie gegen Freiburg und Bielefeld hingewiesen. Die S04-Profis schienen gut zugehört zu haben und verdauten allmählich auch den Schock um Uth. Benito Raman gelang in der 51. Minute der Ausgleich, nach der Gelb-Roten Karte für Augsburgs Florian Niederlechner schien sich das Blatt dann endlich mal für Schalke zu wenden. Das 2:1 durch Nassim Boujellab (62.) bestätigte das zunächst – doch Richters Tor in der Nachspielzeit zertrümmerte dann die Schalker Sieg-Hoffnungen.

Riether will die Flinte trotzdem nicht ins Korn werfen: „Wir stehen wieder auf. Diesmal waren wir schon ganz nah an einem Sieg dran.“

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