Der verblüffende Rücktritt des Finanzchefs beweist, dass die Nerven bei den Königsblauen blank liegen. So wurde aus einem an sich unspektakulären Vorgang der wohl auslösende Stolperstein.

von Norbert Neubaum

Gelsenkirchen

, 06.06.2020, 09:43 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer 27 Jahre lang in einem garantiert nie langweiligen Verein wie dem FC Schalke 04 in leitender Position tätig ist, kann unmöglich immer alles richtig machen und es wird ihm auch schwerfallen, ausschließlich von Freunden umgeben zu sein.

Gelegenheit war jetzt da

Beides trifft auf Peter Peters zu. Sein völlig überraschendes „Aus“ nach fast drei Jahrzehnten wird also auch dem Umstand geschuldet sein, dass der eine oder andere möglicherweise nur auf eine passende Gelegenheit gewartet hat, dem Finanzchef den Wunsch nach Auflösung des Vertrags nahezulegen.

Diese Gelegenheit war jetzt da. Schalke hatte seit Beginn der Corona-Krise ein seltsam diffuses Bild abgegeben – ziemlich früh machten die Königsblauen deutlich, dass die aktuelle Schieflage den ganzen Verein ins Wanken bringen kann. Bei näherem Hinschauen wurde dann allerdings deutlich, dass Corona nicht unbedingt der Auslöser dafür war, sondern nur der Beschleuniger – Schalke steht, um es auf den Punkt zu bringen, finanziell schlecht da. Und es ist nur logisch, dass angesichts dieser Erkenntnis auch die Arbeit des Finanzchefs unter die Lupe genommen wird.

Rückerstattung als Lachnummer

Die volle Wucht der Kritik traf Peters dann aber, als es um das bizarre Geschachere in Sachen Rückerstattung für die Dauerkarten-Inhaber ging - eigentlich ein unspektakulärer Vorgang, der in ruhigeren Zeiten wohl kaum für derartigen Wirbel gesorgt hätte. Das ganze Prozedere war eine einzige Lachnummer, mit der Schalke sich bundesweit blamiert hat. Und für einige Funktionäre des Kumpel- und Malocher-Klubs vielleicht ein willkommener Anlass, den dafür verantwortlichen Finanzchef zu maßregeln.

Dass Peters nun – offiziell (aber wohl auch nur offiziell) auf „eigenen Wunsch“ – den Verein verlässt, macht ihn (eine Ebene darunter erwischte es allerdings schon den langjährigen Pressechef Thomas Spiegel) zum ersten Verlierer im aktuellen Schalker Nervenspiel, das auf dem Rasen begann und nun die Chefetage erreicht hat.

Ist die Lage noch schlimmer?

Und es lässt Raum für Spekulationen: Geht Peters, weil die finanzielle Lage noch angespannter ist als ohnehin befürchtet? Oder hätte er der mittlerweile ja nicht mal mehr geheim geplanten Ausgliederung, lange ein Tabu-Thema, im Weg gestanden? Wie auch immer: Das ist alles nichts für schwache Nerven.