Manchmal lässt sich der Wert eines Menschen gerade im Fußball ganz einfach in nüchternen Zahlen ausdrücken, denn die lügen ja bekanntlich nicht: 1,6 Punkte im Schnitt holte Schalke in der vergangenen Saison in den 23 Spielen mit Omar Mascarell; 0,3 Punkte waren es in den elf Partien, in denen der Spanier fehlte. Da bleiben eigentlich keine Fragen offen.
Wichtig für Takt und Balance
Obwohl die Rechnung freilich ein wenig hinkt: Denn ungefähr zeitgleich mit Omar Mascarell fielen auf Schalke auch zahlreiche andere Leistungsträger lange aus, sodass es dann doch ein wenig zuviel des Guten wäre, dem 27-Jährigen die alleinige Bedeutungshoheit über Wohl und Wehe seiner Mannschaft zuzuschreiben.
Trotzdem: Wie wichtig Omar Mascarell für Schalke ist, wurde vielen Beobachtern erst klar, als er wegen seiner schweren Adduktorenverletzung, die er sich vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln (0:3) zugezogen hatte, bis zum Saisonende ausfiel. Zwar wurde in der insgesamt miserablen Rückrunde viel über die Torhüter-Problematik diskutiert und der so harmlose Sturm kritisiert – wer genau hinsah, erkannte aber auch in der fehlenden Balance des Schalker Gesamt-Ensembles eine der verantwortlichen Schwachstellen.
Ohne Kapitän in Seenot
Für diese Balance hatte bis dahin vor allem auch Omar Mascarell gesorgt – im defensiven Mittelfeld, so etwas wie der Mannschafts-Maschinenraum, hatte er den Takt bestimmt und Schalkes Motor im richtigen Touren-Bereich gehalten. Ohne Mascarell schlingerte das Schalker Schiff ohne Rettungsanker durch eine zu hohe See – auch ein Mentalitäts-Spieler wie Weston McKennie hatte auf vergleichbarer Position genug damit zu tun, sich selbst über Wasser zu halten.
Omar Mascarell – ein Beweis dafür, dass sich Geduld mit Neuzugängen auch auf Schalke auszahlen kann. Für ca. zehn Millionen Euro von Real Madrid verpflichtet, hatte der vorher an Eintracht Frankfurt verliehene Mittelfeldspieler 2018/19 eine eher durchwachsene erste Saison auf Schalke.
Von Wagner befördert
Nur 14 Bundesliga-Einsätze brachten ihn in den Verdacht, ein Fehleinkauf zu sein. Erst gegen Ende der Saison, als Huub Stevens übernommen hatte, spielte sich Mascarell fest – und behielt seinen Stammplatz auch unter David Wagner. Der ernannte Mascarell zum Vize-Kapitän und beförderte ihn nach Bekanntwerden des Wechsels von Alexander Nübel zu den Bayern zum „ersten Mann“ an Bord.
Mascarells Stellenwert wurde so auch außerhalb des Rasen-Rechtecks immer größer: Als es darum ging, die Profis an den Corona-Sparmaßnahmen zu beteiligen, soll Mascarell nach Informationen der Ruhr Nachrichten einer der Wortführer gewesen sein, die die Kollegen sofort auf Spar-Kurs gebracht hätten.
Sehnsüchtig erwartet
Aber noch dringender als bei solchen Gesprächsrunden wird der Kapitän im Maschinenraum gebraucht – gerade jetzt, wo Weston McKennie ein „heißer“ Verkaufskandidat ist und wo Rückkehrer Sebastian Rudy nun sogar mit dem Gerücht leben muss, Schalke würde ihn möglicherweise verschenken (Bild), um sein Gehalt zu sparen.
Ob Rekonvaleszent Mascarell beim Trainingsstart am 31. Juli mitmischen kann, ist noch fraglich. Sicher ist: Im Schalker Maschinenraum wird er sehnsüchtig erwartet.