Er kann geniale Pässe spielen - leistete sich in den vergangenen Jahren aber immer wieder unerklärliche Patzer. In dieser Saison scheint der Algerier jedoch zum Führungsspieler zu reifen.

Gelsenkirchen

, 10.10.2018, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nein, dass Nabil Bentaleb an mangelndem Selbstbewusstsein leidet, das hat noch niemand behauptet - und dazu gibt es auch keinen Anlass. Als er etwa zu Beginn des Jahres im Trainingslager in Spanien gefragt wurde, ob er nach einer längeren Verletzungspause wieder bei 100 Prozent sei, schüttelte er den Kopf. „Nein“, sagte er, „nicht bei 100 Prozent. Ich bin bei 200 Prozent!“

Nur fünf Startelfeinsätze in der Rückrunde der vergangenen Saison

Allerdings: In den folgenden Wochen konnten Bentalebs Leistungen mit seinen Worten nicht Schritt halten. Der Algerier hatte durchaus seine genialen Momente auf dem Platz - wenn ihm etwa ein Pass millimetergenau durch die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr gelang, doch immer wieder wechselten sich solche Geistesblitze mit unerklärlichen Aussetzern ab.

Außerdem erspielte sich Bentaleb schnell den Ruf, eigensinnig und wenig mannschaftsdienlich zu sein. Die Konsequenz: In der Rückrunde der vergangenen Saison kam der 23-Jährige lediglich auf fünf Bundesliga-Startelfeinsätze.

„Ich bin kein Typ, der aufgibt und abhaut“

So war es nicht verwunderlich, dass Bentaleb zu Beginn dieser Saison Abwanderungsgedanken nachgesagt wurden - vor allem, als Schalke mit Sebastian Rudy einen Spieler verpflichtete, der Bentaleb auf dessen Position Konkurrenz machen sollte.

Angeblich soll der französische Verein Olympique Marseille an dem algerischen Nationalspieler interessiert gewesen sein. Der Spieler selbst hatte sich dann aber schnell zu Schalke bekannt: „ „Ich bin kein Typ, der aufgibt und abhaut. So bin ich nicht. Ich will die Sachen zu Ende bringen“, hatte Bentaleb in einem Interview mit „Spox“ gesagt.

Jetzt, in der Länderspielpause, nach Schalkes kleiner Siegesserie von drei gewonnenen Pflichtspielen in Folge, kann man sagen: Es war wohl die richtige Entscheidung. Denn Bentaleb ist zu einem wichtigen Spieler im Schalker Mannschaftsgefüge geworden - während Sebastian Rudy es noch nicht geschafft hat, auf Schalke zu überzeugen.

92 Prozent seiner Pässe kamen an

Wie wichtig der Algerier ist, hat er unter anderem beim 2:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf unter Beweis gestellt. Bentaleb zog präzise die Fäden im Mittelfeld, das belegt auch die Statistik: 92 (!) Prozent seiner Pässe kamen an, er gewann 86 Prozent seiner Zweikämpfe - und bereitete das Tor zum 2:0 vor. Seinen Gewaltschuss aus der Distanz konnte Düsseldorfs Keeper Michael Rensing nur abprallen lassen, den Abstauber brachte Guido Burgstaller dann im Tor unter.

Schalke-Manager Christian Heidel: „Nabil hat sich als Persönlichkeit insgesamt gewandelt.“

Schalke-Manager Christian Heidel: „Nabil hat sich als Persönlichkeit insgesamt gewandelt.“ © dpa

Sein Klub-Manager freute sich über die Leistung – überrascht zeigte sich Christian Heidel aber nicht. „Nabil hat sich als Persönlichkeit insgesamt gewandelt“, konstatierte Christian Heidel. „Er ist in der Mannschaft zum Führungsspieler geworden.“

„Ich freue mich für ihn, weil er auch ein ganz lieber Kerl ist“

Auch, wenn ihm im Spiel immer noch der ein oder andere „Arroganzanfall“ unterläuft: Trainer Domenico Tedesco ist es gelungen, Bentaleb vom „Egoshooter“ zum Mannschaftsspieler zu formen. „Er hat ein besonderes Verhältnis zum Trainer, der sehr viel mit ihm spricht und ihm sehr viel erklärt“, plauderte Heidel aus dem Nähkästchen. „Ich sehe immer, wie positiv Bentaleb aus diesen Gesprächen herausgeht.“

Außerdem gab Heidel zu bedenken, dass Bentaleb erst 23 Jahre alt sei, als Persönlichkeit also noch reifen könne. Und überhaupt: „Ich freue mich sehr für ihn, weil er auch ein ganz lieber Kerl ist.“