Manager Heidel stärkt Thilo Kehrer den Rücken

Vom Derby-Held zum Rot-Sünder

Innerhalb von zwei Wochen erlebte Thilo Kehrer eine Achterbahn der Gefühle. Schalkes junger Verteidiger bekam hautnah vor Augen geführt, wie eng im Profifußball Freud und Leid beieinander liegen. Am 2. April war der 20-Jährige noch der „Derby-Held“, nun flog er in Darmstadt vom Platz - und ist gegen Ajax ohnehin gesperrt.

DARMSTADT

18.04.2017, 07:15 Uhr / Lesedauer: 2 min
Schalkes Youngster Thilo Kehrer (r.) sah gegen Darmstadt nach einer Notbremse die Rote Karte.

Schalkes Youngster Thilo Kehrer (r.) sah gegen Darmstadt nach einer Notbremse die Rote Karte.

AKTUALISIERUNG: 17.04 Uhr: 

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes hat Thilo Kehrer für zwei Bundesliga-Spiele gesperrt. Der Abwehrspieler war am Ostersonntag in Darmstadt nach 81 Minuten von Schiedsrichter Patrick Ittrich des Feldes verwiesen worden. Damit verpasst er die Partien gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen.

 

URSPRÜNGLICHER TEXT:

Als ihm gegen Borussia Dortmund das Tor zum 1:1-Endstand gelang, wurde Thilo Kehrer von allen bejubelt. Es war sein erster Bundesligatreffer im zwölften Einsatz. „Ein geiles Gefühl“, so Kehrer hinterher, als er von der Nordkurve begeistert gefeiert wurde. Elf Tage später wurden dem vielseitigen Defensivspezialisten dann seine fußballerischen Grenzen aufgezeigt.

Gebrauchter Abend in Amsterdam

Im Hinspiel des Viertelfinal-Europa-League-Spiels in Amsterdam sah Kehrer meistens nur die Hacken seiner Gegner. Die flinken Amsterdamer Stürmer setzten jedoch nicht nur ihn, sondern die gesamte Schalker Mannschaft enorm unter Druck. Dass Kehrer auch noch die dritte Gelbe Karte sah, machte den gebrauchten Abend für ihn perfekt. Im Rückspiel gegen Amsterdam ist er jetzt gesperrt und kann seinen Mannschaftskameraden nur von der Tribüne aus die Daumen drücken.

Das gilt auch mindestens für das nächste Bundesligaspiel. Denn in Darmstadt sah Kehrer für eine Notbremse gegen Sven Schipplock in der Schlussphase die Rote Karte. Und auch bei der Darmstädter Führung machte der Youngster keine gute Figur. Er köpfte den Ball auf Darmstadts Jerome Gondorf, der Marcel Heller über die linke Abwehrseite auf die Reise schickte. Schalke war deshalb in der Mitte völlig ohne Ordnung, so dass Mario Vrancic unbedrängt zum 1:0 einschießen konnte.

Sperre vergrößert Abwehr-Sorgen

„Thilo lernt im Moment sehr viel, vor allem an Erfahrung. Das meine ich gar nicht negativ“, so Sportvorstand Christian Heidel. Die Rote Karte von Kehrer müsse man akzeptieren. Aber der Ausfall des Youngsters vergrößert natürlich die Probleme in der Defensive.

Ob Benedikt Höwedes, Sead Kolasinac oder vielleicht sogar Naldo am Donnerstag gegen Ajax Amsterdam spielen können, ist noch völlig offen. Neben dem gesperrten Kehrer steht auch Coke nicht zur Verfügung, weil er für die Europa League nach seiner schweren Kreuzbrandverletzung vom Verein nicht gemeldet wurde. Heidel: „Wenn man das Hinspiel zugrunde legt, kann ich verstehen, dass der Pessimismus größer ist als der Optimismus.“

Trainer Weinzierl ist gefordert

Trainer Markus Weinzierl ist jetzt noch mehr gefordert, die richtigen Personalentscheidungen zu treffen. Aber erst einmal musste der 42-Jährige die bittere Niederlage in Darmstadt selbst verdauen. „Mit drei Punkten wären wir Siebter gewesen. Deswegen sind wir sehr, sehr enttäuscht.“ Denn nach der erneuten peinlichen Vorstellung stehen die Königsblauen nur auf Platz elf in der Bundesliga. Der Vorsprung zum Relegationsplatz beträgt lediglich fünf Punkte. Bei der Unberechenbarkeit der Königsblauen in dieser Saison ist dieser Abstand jedoch alles andere als ein Ruhekissen.

Weinzierl machte sich selber Mut und sah in der großen Unbeständigkeit seiner Mannschaft auch eine Chance. „Wir hatten schon viele Aufs und Abs in dieser Saison. Vielleicht geht es ja Donnerstag wieder in die andere Richtung. Wir wissen ja, dass wir es können,“ sagte der 42-Jährige. Doch sie haben es in dieser Spielzeit viel zu selten und beständig gezeigt.

In einer früheren Version dieses Artikels haben wir von einer Gelb-Roten Karte gegen Thilo Kehrer in Amsterdam geschrieben. Richtigerweise sah der 20-Jährige "nur" Gelb. Dennoch verpasst er das Rückspiel am Donnerstag.