Leiser Abschied eines Derby-Helden: Die Gründe für Caligiuris Wechsel

Schalke 04

Einen Dreijahres-Vertrag wie beim FC Augsburg hätte der Mittelfeldspieler auf Schalke wohl nicht mehr bekommen. Im Gegensatz zu Bastian Oczipka. Auch das soll für Irritationen gesorgt haben.

Gelsenkirchen

von Norbert Neubaum

, 13.07.2020, 18:23 Uhr / Lesedauer: 2 min
Daniel Caligiuri: Wechsel nach Augsburg - die unvergesslichen Derby-Erlebnisse bleiben.

Daniel Caligiuri: Wechsel nach Augsburg - die unvergesslichen Derby-Erlebnisse bleiben. © dpa

Die Verabschiedung langjähriger Spieler gleicht auch auf Schalke manchmal einer richtigen Zeremonie – Corona machte solche Spektakel nun bei allen Vereinen unmöglich.

Ein Publikumsliebling

Wie still, leise und fast heimlich die letzten Arbeitstage von Daniel Caligiuri beim FC Schalke 04 über die Bühne gingen, hat dann aber doch viele Beobachter überrascht. Als sein Wechsel zum FC Augsburg offiziell bekannt gegeben wurde, geriet das angesichts des fast zeitgleichen Rücktritts von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nur zur Randnotiz.

Dabei war Caligiuri auf Schalke einer der wenigen Spieler, die sich bis zuletzt als Publikumsliebling fühlen durften. Auch wegen seiner unvergesslichen Derby-Auftritte (beim 4:4 im Jahr 2017 und beim 4:2-Sieg 2019 erzielte er in Dortmund insgesamt drei Tore) hatte der kampfstarke „Calli“ bei vielen Fans einen Stein im Brett, seitdem er Anfang 2017 aus Wolfsburg gekommen war.

Angebot nicht angenommen

Daher wunderten sich die S04-Anhänger, dass Caligiuri scheinbar „widerstandslos“ und ablösefrei zum FC Augsburg gewechselt ist – im königsblauen Selbstverständnis gilt Schalke da immer noch als die bessere Adresse. Aber es gab für beide Seiten logische Gründe, warum Schalke und der Mittelfeldspieler nun getrennte Wege gehen.

Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider erklärte den Ablauf. Man habe Caligiuri Anfang des Jahres ein Angebot auf Vertragsverlängerung vorgelegt, das er nicht angenommen habe. Im Zuge der Corona-Krise und des Investitions-Stopps habe Schalke dieses Angebot zurückziehen müssen. Caligiuri habe dann mit dem FC Augsburg einen Verein gefunden, bei dem der 32-Jährige einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben hat.

Den hätte Caligiuri nach Informationen dieser Zeitung auf Schalke nicht mehr bekommen – die Königsblauen haben bei der Kader-Analyse festgestellt, dass es kontraproduktiv wäre, jeden auslaufenden Vertrag auf Biegen und Brechen zu verlängern. Dann würden keine Mittel frei für die Besetzung anderer Positionen, beispielsweise im Sturm oder im Tor. Insofern hielt sich der Schalker Ehrgeiz, Caligiuri zu halten, in ökonomischen Grenzen. Das große „Aber“: Linksverteidiger Bastian Oczipka, erhielt mit seinen 31 Jahren noch einen Dreijahres-Vertrag. Auch bei Caligiuri soll das beim Vergleich mit seiner eigenen Situation für gewisse Irritationen gesorgt haben

Emotionale Worte

Die große Bühne blieb Caligiuri verwehrt, dafür verabschiedete er sich auf „Instagram“ emotional von den S04-Fans: „Nach unglaublich spannenden 3,5 Jahren, in denen wir alles erlebt haben, was man im Fußball erleben kann, von Höhen und Tiefen, wunderbaren Siegen und leider auch harten Niederlagen, heißt es für mich Abschied nehmen. Abschied von einem Verein, der mehr ist als nur Fußball. Von Fans, die den Verein wirklich lieben und leben.“

Und von einem Verein, der jetzt ganz schnell neue Derby-Helden braucht...