Königsgrauer S04: Mit 0:0 gegen den SC Freiburg müssen ideenlose Schalker zufrieden sein
Schalke 04
Nach „Rot“ für Serdar verteidigen die Königsblauen den Punkt mit Mann und Maus. Unterzahl-Spiel rechtfertigt „mildernde Umstände“ nach schwacher Leistung. Kein Mutmacher fürs City-Spiel.

Gleich gibt’s „Rot“: Schiedsrichter Frank Willenborg stellt Suat Serdar (Mitte) vom Platz, auch Omar Mascarell und Salif Sané können das nicht verhindern. Es war einer der wenigen „Höhepunkte“ des Spiels gegen Freiburg. © dpa
Treffen sich nach dem Spiel zwei Schalke-Fans vor der Arena. Sagt der eine: „Meine Güte. Nur 0:0 gegen Freiburg. Und das zuhause!“ Sagt der andere: „Wieso? Damit müssen wir doch zufrieden sein.“
Klingt vielleicht nach einem (schlechten Witz), ist aber keiner. Denn beide Schalker Anhänger haben mit ihren Aussagen voll ins Schwarze getroffen. Das 0:0 gegen den SC Freiburg war insofern eine echte Standort-Bestimmung: Schalke steht in der Tabelle genau da, wo diese Mannschaft hingehört.
Die nach jedem Heimspiel angestimmte Hymne „Königsblauer S04“ kann auch in „Königsgrauer S04“ umgetextet werden. Ein Mutmacher für das Champions-League-Spiel gegen Manchester City am Mittwoch war das Duell mit dem Tabellen-Nachbarn jedenfalls nicht.
„In Unterzahl besser“
Mildernde Umstände bei der Beurteilung haben sich Schalkes Fußballer verdient, weil sie nach einem völlig zurecht mit der Roten Karte geahndeten Foul von Suat Serdar an Mike Frantz 50 Minuten lang in Unterzahl spielen mussten. Obwohl hinterher nicht unbedingt Einigkeit darüber herrschte, ob dieser Platzverweis Schalke tatsächlich geschadet habe.
Während Mark Uth der Meinung war, „dass uns die Rote Karte den Stecker gezogen hat“, sah der später eingewechselte Guido Burgstaller den ideenlosen Kurzschluss der Kollegen in den ersten 40 Minuten: „In Unterzahl waren wir besser als vorher.“
Zumindest kämpferisch war Schalke mit einem Mann weniger kein Vorwurf mehr zu machen. Der eine Punkt wurde mit Mann und Maus verteidigt – den Rest erledigten Torhüter Ralf Fährmann, der zwei gute Freiburger Chancen entschärfte, und der Video-Assistent im „Kölner Keller“, der Schiedsrichter Frank Willenborg in der 81. Minute davon überzeugte, nach einem bereits als Elfmeter geahndeten Handspiel von Omar Mascarell noch einmal genau hinzuschauen.
Streich: „Nicht mehr mein Spiel“
Willenborg nahm den Elfer-Pfiff daraufhin wieder zurück, was Freiburgs Trainer Christian Streich hinterher fast schon resignierend kommentierte: „Vielleicht wird der Fußball insgesamt ja ein bisschen gerechter, ich weiß es nicht. Aber ich bin altmodisch. Mein Spiel ist das nicht mehr.“
Obwohl es Anlässe genug gab, dürfen weder Diskussionen über den Schiedsrichter, den Video-Assistenten oder gar den Handspiel-Dschungel von der Schalker Leistung ablenken. Die war, egal ob in kompletter Besetzung oder Unterzahl, ein Beleg dafür, dass Schalke weder ein Torwart- noch ein Abwehr- oder Sturmproblem hat, sondern ganz eindeutig ein Defizit an Tempo im Mittelfeld.
Fußball wie Kaugummi
Wäre es nicht ein wenig zu banal, müsste man angesichts der Trauerfeier für Rudi Assauer am Tag davor (die Kränze aus der Kirche wurden vor dem Spiel zur Tausend-Freunde-Mauer in der Veltins-Arena gebracht) von einem „Trauerspiel“ sprechen. Kreativer als das Schalker Mittelfeldspiel wäre diese Wort-Akrobatik dennoch – vom eigenen Sechzehner bis zum gegnerischen Strafraum zeigte Schalke auch gegen Freiburg einen Breitwand-Fußball, der eher an ein Kaugummi als an zielführendes Kombinationsspiel erinnerte.
Quer, zurück, wieder quer und wieder zurück. Trainer Domenico Tedesco war demzufolge nicht nur gesundheitlich verschnupft: „Das war einfach zu wenig.“
Immerhin: Schalke hat einen Punkt auf die Abstiegsränge gutgemacht. So nüchtern muss man das sehen. Kein Witz!