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Klaus Fischer: Was ich von den jungen Schalker Herausforderern erwarte
Schalke 04/Gastkommentar
Schalkes Rekord-Torjäger blickt gespannt auf die Zweitliga-Saison. Und nimmt die Spieler aus der Knappenschmiede in die Pflicht: Zufriedenheit darüber, oben mitkicken zu dürfen, reicht nicht.
Es geht voran, wenn auch ganz langsam: Der Abstiegsschmerz weicht, und tatsächlich kommt so etwas wie Vorfreude auf die kommende Saison auf, auch wenn es halt „nur“ die Zweite Liga ist. Ich bin gespannt, wie Schalke das hinbekommt, diesen schwierigen Spagat zu schaffen zwischen der finanziellen Konsolidierung und dem Versuch, die Mission Wiederaufstieg direkt im ersten Anlauf zu erfüllen.
Auffällig: Bislang hat Schalke vor allem gestandene Spieler verpflichtet – Routiniers, die schon einige Stationen hinter sich haben. Anfangen bei Danny Latza und Simon Terodde, die den Fans wahrscheinlich am ehesten geläufig sein werden.
Mehr tun als die „Platzhirsche“
Als ehemaliger Stürmer werde ich natürlich besonders oft nach meiner Meinung über Terodde gefragt. Also: Auch wenn er natürlich nicht mehr der Jüngste ist, kann er Schalke in dieser Saison enorm weiterhelfen. Er hat schon mehrere Vereine zum Aufstieg geschossen, hat ja auch beim HSV getroffen. Dass es in der Ersten Liga für ihn nicht nachhaltig gereicht hat, sollte Schalke jetzt erst einmal nicht interessieren.
Wichtig ist, dass Terodde zugearbeitet wird, dass er gute Flanken bekommt, dass sich Schalke oft im Strafraum des Gegners aufhält – ansonsten kann auch ein Klasse-Stürmer nicht viel ausrichten. Sogar ein Robert Lewandowski ist in der polnischen Nationalmannschaft „ärmer“ dran als bei den Bayern, die ja im Prinzip ständig im Vorwärtsgang sind.
Warum verpflichtet Schalke bislang nur gestandene Spieler? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil es junge Leute ja direkt im eigenen Verein gibt, und zwar reichlich. Sportvorstand Peter Knäbel hat die Eigengewächse aus der Knappenschmiede als „Herausforderer“ innerhalb des Kaders bezeichnet. Ein durchaus zutreffender Begriff. Aber: Als Herausforderer muss man immer mehr tun als die „Platzhirsche“.
Das Beispiel Bernd Thiele
Und genau das erwarte ich von den jungen Spielern: Mein Eindruck kann täuschen – aber ich hatte das Gefühl, dass da einige bei sind, die sich damit zufrieden geben, dass sie nun oben mitkicken dürfen. Aber das kann es nicht sein. Sie müssen jetzt den nächsten Schritt gehen – und in jedem Training, bei jedem Kurz-Einsatz zeigen, dass sie mehr wollen. Stammspieler sein. Die Etablierten verdrängen.
Da fällt mir aus meiner aktiven Laufbahn Bernd Thiele ein. Der Verteidiger kam 1973 als 17-Jähriger zu uns Profis, und schon beim ersten Training flogen die Fetzen. Er hat sofort klargemacht: Ich will spielen. Ich werde spielen. Und er hat dann auch gespielt. Auch wenn das schon fast 50 Jahre her ist: Eine solche Einstellung wird auch heute keinen Profi-Trainer unbeeindruckt lassen.