Jochen Schneider verbittert: Schalkes Sportvorstand steht vor seiner ersten Entscheidung
Schalke 04
Die 0:7-Niederlage in Manchester könnte das letzte Spiel von Schalke-Trainer Domenico Tedesco gewesen sein. Der neue Sportvorstand Jochen Schneider kündigte eine Erklärung für Donnerstag an.

Steht vor seiner ersten Entscheidung: Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. © Imago
Der Sportvorstand kam ein wenig zeitverzögert nach der Reisegruppe an Gate 26 an. Jochen Schneider hatte das Telefon am Ohr und war in ein offenbar intensives Gespräch verwickelt. Eine Nacht war nach dem desaströsen 0:7 bei Manchester City im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League vergangen - doch die Betroffenheit über diesen Auftritt der Profis des FC Schalke 04 saß noch tief.
Schneider hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, sich am Morgen in Manchester zu äußern. Noch am Abend zuvor im Stadion von Manchester City hatte er ein bereits zugesagtes Interview kurzfristig abgesagt und ließ sich auch sonst nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken.
Schneider: „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“
Der 48-Jährige, der erst seit der vergangenen Woche seine Position im Klub-Vorstand übernommen hatte, schien diese Zeit zu benötigen, um seine Gedanken zu ordnen. „Es war ein unglaublich bitterer Abend für den ganzen Verein. So kann man sich nicht präsentieren, so darf man sich nicht präsentieren, egal wie stark der Gegner ist. Wir können nach dem Spiel nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagte Schneider mit bitterer Miene. Das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft in der Geschichte der europäischen Königsklasse hatte deutliche Spuren hinterlassen - wohl auch was die Personalien im Klub betrifft.
Der ohnehin seit Wochen in der Kritik stehende Trainer Domenico Tedesco vermittelte zwar nach der Partie den Eindruck, als hätte er noch ausreichend Energie, um die kommenden Aufgaben in der Bundesliga anzugehen. „Wenn wir jetzt nicht mehr an uns glauben, wer soll das denn sonst tun“, fragte er eher rhetorisch in die Runde.

Seine Tage auf Schalke scheinen gezählt: Trainer Domenico Tedesco. © Imago
Doch die Zweifel an seinem Einfluss auf die Schalker Mannschaft haben sich nach diesem Auftritt auch auf der Führungseben der Schalker deutlich verstärkt. „Wir werden die nächsten Stunden dafür nutzen, um uns zu besprechen. Wir werden uns dann morgen erklären“, sagte Schneider am Mittwochvormittag. Ursprünglich hatte der Schalker Sportvorstand angekündigt, die kommenden Spiele abzuwarten und hatte dafür eine Leistungssteigerung eingefordert.
Schneider hatte Tedesco offenbar noch zugetraut, mit seinem Team wieder zurück in die Spur zu finden. Allerdings scheint ihn die der derzeit überaus schlechte Zustand der Mannschaft derartig zu überraschen und auch zu schockieren, dass er eine längere Beobachtungsdauer nun nicht mehr gewähren will. „Es macht jetzt keinen Sinn über ursprüngliche Pläne zu sprechen. Die Situation ist so wie sie ist“, sagte Schneider, der einen schnellen und äußerst pragmatischen Ansatz zu wählen scheint, weil er offenbar dringenden Handlungsbedarf sieht. Nach dem 2:4 bei Werder Bremen folgte schließlich das Debakel von Manchester.
Somit ist es nur schwer vorstellbar, dass Tedesco am kommenden Samstag, bei der Bundesligapartie gegen RB Leipzig, noch in verantwortlicher Position sein wird. Ein Bekenntnis zum Trainer vermied Schneider ganz bewusst. „Das werden wir sehen. Wo gibt es Garantien“, antwortete Schneider auf die Frage, ob er eindeutig sagen könne, dass der Coach weiterhin seinem Job nachgehen kann. Als möglicher Interimstrainer wird seit einigen Tagen der Ex-Schalke-Profi Mike Büskens, der selbst Fußballlehrer ist, gehandelt. Büskens ist derzeit ohne Anstellung, lebt in Gelsenkirchen und wäre sofort verfügbar.

Übernimmt er den Trainerposten? „Eurofighter“ Mike Büskens. © imago
Die Schalker befinden sich in einer Talfahrt, die ihnen in dieser Intensität wohl kaum jemand zugetraut hätte. Tedesco hatte nach der Partie gegen die „Citizens“ erstmals auf einen gemeinsamen Kreis mit den Spielern verzichtet und war in den Katakomben des Stadions verschwunden, während die Spieler sich vor die rund 3000 mitgereisten Anhänger des Ruhrgebietsklubs stellten und sich wüste Beschimpfungen anhören mussten. Ein Bruch zwischen Trainer und Spieler ist mittlerweile unverkennbar, auch wenn Schneider in dieser Frage versuchte, beschwichtigende Worte zu finden: „So ein Ergebnis gibt es zum Glück auch nicht täglich. Deshalb können da einige Dinge auch mal anders laufen. Es ist klar, dass der Trainer extrem enttäuscht war.“
Leroy Sané hat Mitleid mit seinem Ex-Verein
Der überragende Manchester-Angreifer Leroy Sané, dem in dieser Partie ein Treffer und drei Torvorlagen gelangen, hatte sichtbar Mitleid mit seinem Ex-Klub. „Im Moment ist es eine schwierige Phase für sie. Wenn man darin ist, ist es nicht leicht, da rauszukommen. Es ist nicht so leicht, die Fehler zu finden und auszumachen“, sagte Sané.
Der 23-Jährige hatte allerdings noch eine beunruhigende Erkenntnis nach dem Auftritt der Schalker in seiner neuen Heimat parat. ER wollte offenbar nicht ausschließen, dass der S04 noch in konkrete Abstiegsgefahr geraten könnte. „Ich hoffe nicht. Es ist ein sehr großer Verein, der gehört in die Bundesliga“, sagte er mit ernster Miene. Und auch ein weiterer ehemaliger Spieler meldete sich unmittelbar nach der Partie zu Wort und hatte eine eher ironisch gemeinte Botschaft für den Klub parat.
*BUNDESLIGA*
— Sky Sport News HD (@SkySportNewsHD) 13. März 2019
Nachgetreten: Max Meyer verspottet Ex-Boss Heidel
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In den sozialen Medien veröffentlichte Max Meyer ein Foto, auf dem der kürzlich zurückgetretene Schneider-Vorgänger Christian Heidel abgebildet war und in dessen Mitte der Begriff „GOAT“ zu lesen war. Dieser englische Begriff kann wahlweise als „Ziege“ oder „Greatest Of All Times“ übersetzt werden. Meyer hatte damit offenbar einen der Verantwortlichen für diese enorme Misere der Schalker ausgemacht.
Diesen bemerkenswerten Eintrag löschte Meyer, der seinen Vertrag in Gelsenkirchen nach der letzten Saison auch wegen Heidel nicht verlängern wollte, zwar kurz nach Erscheinen wieder. Allerdings zeigt sich in dieser Äußerung Meiers auch, dass es bei den Schalkern schon längere Zeit intern nicht mehr stimmt. Sonst gäbe es keinen Nachtreten.