Fährmann oder Nübel: Die „T-Frage“ auf Schalke bleibt heikel
Schalke 04
Vor zwei Jahren schwärmte er noch von seinem Konkurrenten - jetzt könnte Alexander Nübel für Ralf Fährmann eine ernsthafte Bedrohung darstellen.

Faire Geste: Vor und nach dem Spiel nahm Ralf Fährmann (l.) seinen Konkurrenten Alexander Nübel in den Arm. © imago
Der offizielle Teil des Interviews mit dem Keeper war beendet, als Ralf Fährmann vor rund zwei Jahren zu einer Lobeshymne ansetzte.
Sein Redefluss war kaum zu stoppen. „So einen talentierten Torhüter habe ich noch nie an meiner Seite im Training gehabt. Der Alex wird seinen Weg machen“, sagte Fährmann damals. Jetzt scheint sich seine Prognose zu bewahrheiten, allerdings auf seine Kosten. Der 30-Jährige ist nur noch die Nummer zwei im Schalker Tor.
So verhielt sich Ralf Fährmann in der Kabine
Wie er mit dieser Degradierung umging, nötigte allen Beteiligten höchsten Respekt ab. „Für mich bleibt Ralf unser Kapitän – hundertprozentig. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Ralf saß in der Mannschaftsbesprechung und hat Impulse gesendet. Das war top und professionell. So wünscht es sich jeder Trainer“, schwärmte S04-Coach Domenico Tedesco vom gebürtigen Chemnitzer.
Dass Fährmann vor und nach dem Spiel Nübel in den Arm nahm, wirkte nicht aufgesetzt, sondern authentisch. Fährmann zeigte Größe. „Er hat Alex in sein Herz geschlossen“, glaubt Tedesco, der mit seiner spektakulären Personalentscheidung wie im vergangenen Jahr bei Benedikt Höwedes für erstaunte Gesichter sorgte.
Heidel: „Jetzt bekommt Alexander Nübel seine Chance“
Auch bei den eigenen Spielern. „Ich war überrascht. Mit einem Torwartwechsel rechnet man nicht jeden Tag. Das ist nicht so normal. Wir wissen, was wir an beiden haben“, sagte Mark Uth.
Sportvorstand Christian Heidel hob hervor: „Ich trage die Entscheidung zu einhundert Prozent mit. Was nicht bedeutet, dass ich in irgendeiner Art und Weise gegen Ralf Fährmann wäre. Das ist ein wunderbarer Torwart, der momentan Schwächen gezeigt hat. Jetzt bekommt Alexander Nübel seine Chance“.
Mit zwei herausragenden Paraden in der ersten Halbzeit bewies Nübel sein Können und seine Nervenstärke. Sprechen wollte er nach dem Spiel mit den Journalisten allerdings nicht.
Der Ostwestfale will vielmehr seine Chance nutzen und die Nummer eins bleiben. Die Chance dazu bekommt er, denn Tedesco stellte klar: „Wir haben eine Entscheidung auf der Torhüterposition getroffen. Es ist nicht vorgesehen, dass wir jede Woche hin- und herwechseln“.
Den letzten spektakulären Torwartwechsel gab es 2006
Für den 33-Jährigen zählt allein die Leistung. „Ich treffe meine Entscheidungen nicht, um die Mannschaft aufzurütteln, sondern es geht immer um die Sache selbst,“ versicherte der Schalker Trainer. Ob bei Höwedes oder zuletzt Naldo – Tedesco riskiert unpopuläre Entscheidungen, wenn er davon überzeugt ist, dass sie sportlich sinnvoll sind. „Aber ein Masochist bin ich nicht“, verriet der Coach mit einem Lächeln.
Am 5. November 2006 gab es letztmals solch einen spektakulären Wechsel im Schalker Tor. Auf Drängen des damaligen Schalke-Managers Andreas Müller musste Frank Rost seinen Platz im Schalker Tor räumen. Für Manuel Neuer, der zwar zum damaligen Zeitpunkt erst zwei Bundesligaspiele absolviert hatte, aber diese Chance beim Schopf packte und beim 2:2 gegen den FC Bayern München eine ordentliche Leistung zeigte.
So lange hat Fährmann noch Vertrag auf Schalke
Wie wird Fährmann nun mit seiner neuen Rolle in den nächsten Wochen umgehen? Sein Ehrgeiz ist enorm groß. Auf die Hilfe seiner Mannschaftskameraden kann er sich verlassen. „Das ist natürlich eine schwierige Phase für Ralf, aber wir holen ihn da wieder raus,“ versicherte Mark Uth.
Sorgen muss sich Fährmann um seine Zukunft indes nicht machen. Im Juni 2018 hatte er seinen noch bis 2020 laufenden Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert.