Europa-League-Qualifikation schon abgehakt
Schalke im Mittelmaß
Der Frust sitzt tief: Schalke steckt trostlos im Mittelmaß. Nach der Schlappe in Freiburg gab es nichts mehr zu beschönigen. Obwohl rein rechnerisch noch möglich, glaubt keiner der Führungsspieler mehr an das Erreichen der Europa League.

Bilder des Bundesliga-Spiels zwischen dem SC Freiburg und dem FC Schalke 04.
Es war wohl reiner Selbstschutz, der Benedikt Höwedes dazu veranlasste, nach dem Desaster in Freiburg zügig den Weg zum Mannschaftsbus zu suchen. Der Schalker Kapitän, der sich sonst immer den Medien stellt, beließ es diesmal bei zwei kurzen Sätzen: "Ich sage nichts. Das ist besser so." Dies war nur eine von vielen kleinen Episoden, die deutlich machten, wie tief der Frust bei den Königsblauen nach einer völlig verkorksten Saison sitzt, die auch bei noch zwei ausstehenden Partien wohl nicht mehr zu retten ist.
"So dürfen wir nicht auftreten"
„In der ersten Halbzeit war das in allen Belangen zu wenig. So dürfen wir nicht auftreten“, urteilte Torhüter Ralf Fährmann, der gleichzeitig zwischen den Zeilen einräumte, dass Schalke es auch nicht verdient habe, in der nächsten Saison international zu spielen.
Leon Goretzka ging sogar noch einen Schritt weiter. Er hatte nach diesem blutleeren Auftritt der eigenen Mannschaft die Euro-Qualifikation längst abgehakt und wünschte sich nur noch, das letzte Heimspiel der Saison gegen den Hamburger SV zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. „Ich persönlich werde mir den Arsch aufreißen. Gegen den HSV wollen wir zeigen, dass es Spaß machen kann, Schalke-Fan zu sein“, sagte der Nationalspieler, dem gegen Freiburg zwar vieles misslang, doch seine Körpersprache zeigte zumindest, dass er den Willen zum Erfolg hatte.
Kolossal überschätzt
Dies ließ sich längst nicht von allen Schalkern sagen. Doch die 90 Minuten im Schwarzwald-Stadion offenbarten weniger ein Mentalitäts-, sondern viel mehr noch ein Qualitätsproblem. Die Blau-Weißen werden kolossal überschätzt, was ihre Fähigkeiten auf dem Platz betrifft. Vor allem das Schnelligkeitsdefizit bei vielen Spielern war wieder einmal augenfällig.
Dazu kommt die behäbige Art und Weise im Spielaufbau. „Wir wollten viel aktiver agieren“, räumte ein sichtlich geknickter Schalke-Trainer Markus Weinzierl ein, doch seine Mannschaft nahm seine Anweisungen offenbar nicht zur Kenntnis oder war nicht in der Lage, sie umzusetzen.
Weinzierl und Heidel ratlos
Weinzierl wird sich hinterfragen müssen, warum sein Team innerhalb von neun Tagen von einem Extrem ins andere fällt. Auch Manager Christian Heidel wirkt zunehmend ratloser. Der 53-Jährige gerät mehr und mehr unter Druck, weil seine Personalpolitik nicht greift. Sieben von ihm verpflichtete Spieler standen in Freiburg in der Schalker Startelf - keiner überzeugte. Dass ausgerechnet Florian Niederlechner zum Freiburger Matchwinner avancierte, den Heidel während seiner Mainzer Zeit holte, aber dann schnell an den Sportklub verlieh, passte ins königsgraue Bild.
Bilanz ziehen will Heidel erst nach 34 Spieltagen. Was erwartet er vom letzten Schalker Heimspiel? „Da geht es um alles. Platz zehn ist nicht das, was wir wollten - und was wir können. Wir müssen Hamburg einen Kampf anbieten und gewinnen.“ Gelingt das nicht, drohen ungemütliche Tage auf Schalke. Für die Spieler. Für Weinzierl. Und womöglich auch für Heidel.