Das letzte Mal: Als Kellerkind Schalke dem großen Favoriten BVB die Titel-Suppe versalzte

Schalke 04

Vorher fürchteten viele S04-Fans die Live-Übertragung in der ARD aus Angst vor einer Blamage. Hinterher feierte ganz Schalke den fast perfekten Klassenerhalt.

Gelsenkirchen

von Norbert Neubaum

, 13.03.2020, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Derby-Sensation: Schalkes Fußballer feiern am 27. April 2019 ihren 4:2-Sieg in Dortmund, Manuel Akanji (BVB) liegt am Boden und kann’s nicht fassen.

Derby-Sensation: Schalkes Fußballer feiern am 27. April 2019 ihren 4:2-Sieg in Dortmund, Manuel Akanji (BVB) liegt am Boden und kann’s nicht fassen. © dpa

DIe ARD wollte auch den Schalke-Fans etwas Gutes tun: Das Revier-Derby am 27. April 2019 in Dortmund wurde live im „Ersten“ übertragen. „Um Gottes willen“, stöhnten zahlreiche S04-Anhänger, als sie davon erfuhren. Ihre Sorge: Schalke könne sich da mächtig blamieren.

Ausgangslage war schlecht

Denn selten war die Ausgangsposition vor einem Derby aus Schalker Sicht so schlecht wie vor dem 31. Spieltag der Saison 2018/19: Die Königsblauen taumelten auch unter Trainer Huub Stevens noch immer gefährlich nahe Richtung der Abstiegsplätze, hatten außerdem eine 2:5-Heimklatsche gegen Hoffenheim im Gepäck, nachdem sie sich schon vorher beim 1:1 in Nürnberg so blamiert hatten, dass Stevens danach vorsichtshalber Hilfe bei seinem Kardiologen suchte.

Und nun Dortmund, ausgerechnet. Der BVB lieferte sich einen Zweikampf mit den Bayern um die Meisterschaft, personell besser bestückt war er ohnehin, was sogar Stevens zugab: „Der BVB hat die besseren Spieler. Aber mit Kampfgeist und Leidenschaft kann man viel erreichen.“ Was blieb ihm auch anderes übrig zu sagen?

Rückstand umgebogen


Doch dann kam - nicht zum ersten Mal in einem Derby - alles ganz anders als vorher allgemein erwartet. Obwohl es genau so losging, wie Schalke es befürchtet hatte: Mario Götze brachte den BVB nach 14. Minuten mit 1:0 in Führung - und das in einer Saison, in der Schalke bis dahin nach fast jedem Rückstand zusammen gefallen war wie ein schlecht aufgestelltes Kartenhaus.

Jetzt lesen

Doch plötzlich lief alles in die andere Richtung. Nach einer umstrittenen Handelfmeter-Entscheidung per Videobeweis traf Daniel Caligiuri zum 1:1 (18.) und sorgte für eine erste Dortmunder Verunsicherung. Die war perfekt, als Salif Sané zehn Minuten später nach einer Ecke zur Schalker 2:1-Führung einköpfte. Die Dortmunder waren nun regelrecht geschockt, bekamen im Spiel nach vorn kaum noch ein Bein auf den Boden. 76 Prozent Ballbesitz waren für die Katz...

Emotionales Derby

Die Fülle an Emotionen in diesem Derby kam immer mehr Schalke zugute - etwas Konstruktives zustande bringen musste schließlich der BVB. Das gelang nicht, und das zerrte an den Nerven. Den wohl spielentscheidenden Tiefpunkt aus Sicht der Gastgeber gab es nach einer Stunde: Marco Reus foulte Suat Serdar, flog mit „Rot“ vom Platz, Daniel Caligiuri hämmerte den fälligen Freistoß zum 1:3 in die Maschen des Dortmunder Tores.

Schalke war jetzt immer mehr auf Sensations-Kurs, erst recht, als auch der Dortmunder Marius Wolf ebenfalls nach einem groben Foulspiel noch die Rote Karte sah (65.). Wie fragil Schalke in dieser Saison war, zeigte sich danach: Denn plötzlich wackelten die Gäste, der BVB war auch in Unterzahl dominant und kam durch Axel Witsel tatsächlich noch zum 2:3 (84.). Breel Embolo machte mit dem 2:4 zwei Minuten später dann aber alles klar.

Revanche für 2007

Schalkes Sieg, der erste in Dortmund seit 2012, war ein echter Wirkungstreffer, für beide Mannschaften. Für das Stevens-Team war es der damit so gut wie sichere Klassenerhalt, der BVB hatte seine Titel-Chancen nun im Prinzip verspielt. Schalke hatte sich damit für 2007 revanchiert, als es genau umgekehrt gelaufen war.

Die Sorge der Schalker Fans vor der Live-Übertragung in der ARD war am 27. April 2019 jedenfalls völlig unbegründet - beim bislang letzten Revier-Derby in Dortmund.