"Das ist nicht der Fußball, den ich sehen will"
Taktikfuchs Tedesco kritisch
Fußball-Weisheiten von Sepp Herberger werden bis heute immer wieder gern zitiert. So zum Beispiel der Satz: "Nach dem Spiel, ist vor dem Spiel." Getreu diesem Motto handelte Schalke-Trainer Domenico Tedesco nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg seiner Mannschaft in Bremen. Der Blick geht schon wieder vorn, und Tedesco erwartet Fortschritte.

Domenico Tedesco war mit der Leistung der Königsblauen trotz des Sieges in Bremen nicht zufrieden.
Denn unmittelbar nach dem etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg seines Teams verriet der 32-Jährige, dass er schon auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus mit der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den FC Bayern München am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) beginnen werde. Intensives DVD-Studium war angesagt von den Bayern-Spielen der letzten Wochen inklusive des 4:0-Erfolgs gegen Mainz 05. Es scheint so, als haben die Königsblauen einen Trainer verpflichtet, der keine Minute verlieren will, um den Klub nach vorn zu bringen.
Dabei bewies Tedesco, dass ihm trotz des glänzenden Starts mit drei Siegen aus vier Bundesligaspielen der Blick für die sportlichen Realitäten nicht abhandengekommen ist. „Das ist nicht der Fußball, den ich sehen will. Wir haben noch einen langen Weg vor uns“, betonte Schalkes Coach. Damit waren zum Beispiel die Schalker Unsicherheiten in der Abwehr gemeint, die Bremen allerdings nur einmal ausnutzen konnte, als Lamine Sané (20.) per Nachschuss unbedrängt erfolgreich war, nachdem zuvor ein Kopfball von Ludwig Augustinsson am rechten Pfosten gelandet war.
Und auch im Angriff wirkten die Königsblauen in der ersten Halbzeit harmlos. Dass der Ausgleich durch ein kurioses Eigentor von Werder-Spieler Milos Veljkovic (22.) zustande kam, war bezeichnend. Es spricht jedoch für die Fähigkeiten von Tedesco, aus den Schalker Schwächen der ersten Halbzeit die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Auswechslung des diesmal im defensiven Mittelfeld restlos enttäuschenden Benjamin Stambouli für den wesentlich effektiveren Nabil Bentaleb war ein erstes wichtiges Signal.
Offensive Wechsel
Dass Schalke diese Partie unbedingt gewinnen wollte, machte Tedesco durch weitere Personalentscheidungen noch deutlicher. Franco Di Santo für Yevhen Konopylanka und Breel Embolo für Amine Harit – Tedesco blies zur Attacke, und der Mut zum Risiko wurde belohnt. Leon Goretzka (83.), auffälligster Schalker Feldspieler schon in der ersten Halbzeit, traf zum 2:1-Endstand. „Ein bisschen glücklich war es“, schmunzelte der Nationalspieler, dem der Ball nach einer Ecke von Daniel Caligiuri quasi auf den Fuß gesprungen war.
Egal, Schalke jubelte über einen wichtigen Sieg, und Goretzka richtete den Blick auch schon voraus. „Wenn Du gegen Bayern spielst, dann musst du das immer mit breiter Brust tun. Deshalb sind diese drei Punkte wichtig für unser Selbstvertrauen“, betonte der Mittelfeldspieler, der diesmal während der 90 Minuten eine Führungsrolle verkörperte, wie es sich sein Trainer wünscht.
Kein Spitzenteam
Dass Schalke wieder zu den Spitzenteams in der Bundesliga gehört, davon wollte Tedesco allerdings nichts wissen. „Das Trainerteam will sich von Ergebnissen und Tabellenständen nicht beeinflussen lassen“, sagte der 32-Jährige. Die rund 5000 mitgereisten Schalker Anhänger waren nach dem ersten Auswärtssieg der laufenden Saison aber bereits in Partylaune und skandierten schon eine Kampfansage an den nächsten Gegner: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, hallte es durch das Weserstadion.