Clemens Tönnies und Christian Heidel: Das Ende einer Männerfreundschaft

Schalke 04

Beim FC Schalke 04 hat die Suche nach den Schuldigen für eine katastrophale Saison begonnen. Clemens Tönnies hat eine klare Meinung, wer die Entwicklung wesentlich zu verantworten hat.

Gelsenkirchen

, 07.05.2019, 17:41 Uhr / Lesedauer: 2 min
Sieht sich viel Kritik ausgesetzt: Schalkes ehemaliger Manager Christian Heidel.

Sieht sich viel Kritik ausgesetzt: Schalkes ehemaliger Manager Christian Heidel. © dpa

Er trug es wie ein Mantra vor sich her. „Zwischen Clemens Tönnies und mir wird es nie ein Problem geben“, wiederholte Christian Heidel ständig, wenn er nach der Zusammenarbeit zwischen Schalkes Aufsichtsratschef und ihm gefragt wurde. Auch Tönnies vermied nach dem freiwilligen Rückzug von Heidel im Februar 2019 jede scharfe öffentliche Kritik. Doch seit Anfang der Woche ist diese Männerfreundschaft, wenn sie überhaupt je bestanden hat, wohl zerbrochen.

Denn Tönnies bläst zur Attacke, was wohl auch dem Wahlkampf geschuldet ist. Am 30. Juni stellt sich der 62-Jährige zur Wiederwahl zum Aufsichtsrat im Rahmen der Schalker Mitgliederversammlung. Nach der für Schalke desaströsen Saison werden Schuldige für diese Entwicklung gesucht. Den Hauptschuldigen sieht Tönnies in Heidel. Ihm wirft er zwei gravierende Fehler vor, die er im vereinseigenen Fernsehen so formulierte.

„Ich würde Schalke nie im Stich lassen“

Fahnenflucht: Tönnies wirft Heidel vor, nicht gekämpft zu haben, um Schalke wieder nach vorn zu bringen. „Zuallererst hat der Hauptverantwortliche den Kittel an den Nagel gehängt und gesagt: ‚Er will uns nicht länger im Weg stehen‘. Das habe ich in der Situation nicht verstanden. Das würde ich nie tun, ich würde Schalke nie im Stich lassen“, betonte der Schalke-Boss unmissverständlich.

Keine Hilfe für Trainer Domenico Tedesco: Ex-Trainer Domenico Tedesco habe von Heidel zu wenig Unterstützung erhalten und sei von ihm „ein Stück weit auch alleine gelassen worden“, betonte Tönnies, der die Trennung vom Coach Mitte März bedauert, auch wenn sie unumgänglich war. „Wir haben ihn dadurch verloren, und das tut mir persönlich sehr leid“.

Heidel schweigt zu der Kritik

Und was sagt Heidel zu dieser Kritik? Er war trotz vieler Versuche dieser Redaktion nicht zu erreichen.

Von Clemens Tönnies gab es auf Schalke-TV aber auch selbstkritische Töne zu hören. Er sei „viel zu lange ruhig geblieben. Die Kritik, die ich nach innen getragen habe, hätte ich auch öffentlich machen müssen, weil ich einfach sehe, dass wir diese Saison vergeigt haben. Wenn ich gewusst hätte, das wir um den Abstieg kämpfen, hätte ich viel eher reagiert,“ betonte Clemens Tönnies.

Tönnies übt auch Selbstkritik

Der 62-Jährige gab sich kämpferisch, die schwierige Situation schnell in den Griff zu bekommen. Bei der „Neuorientierung“ zur kommenden Saison werde der Kader reduziert und das Team rund um die Mannschaft breiter aufgestellt. Er werde sich künftig wieder mehr einbringen, kündigte Tönnies an: „Ich bin zum Teil mitverantwortlich, aber ich werde mithelfen, den Schalke-Zug auf die Schiene zu stellen. Und dann werden wir wieder angreifen. Wir werden diese Krise nutzen, um Schalke wieder richtig auf die Beine zu stellen.“

In Sachen Personal-Umstrukturierung blickt er optimistisch in die Zukunft. „Das ist nicht die erste Krise meines Lebens. Das ist nicht die erste Krise, die ich auf Schalke erlebe. Wir werden diese Chance nutzen, um Schalke wieder auf die Beine zu stellen. Und dann werden wir wieder angreifen. Schalke ist nicht im Untergang“, sagte der Schalke-Boss, der seit 1994 dem Aufsichtsrat der Königsblauen angehört.