Clemens Tönnies lässt sein Amt für drei Monate ruhen

Schalke 04

Der Schalker Ehrenrat tagte am Dienstagabend mehrere Stunden, dann fiel die Entscheidung: Clemens Tönnies nimmt sich eine dreimonatige Auszeit. Danach will er sein Amt weiter führen.

Gelsenkirchen

, 06.08.2019, 23:21 Uhr / Lesedauer: 2 min
Mit seinen Aussagen hat Clemens Tönnies für einen riesigen Wirbel gesorgt.

Mit seinen Aussagen hat Clemens Tönnies für einen riesigen Wirbel gesorgt. © dpa

Rassismus wollte der Ehrenrat dem Aufsichtsratschef nicht vorwerfen – das teilte der Verein am späten Abend nach einer Marathonsitzung des Ehrenrates mit. „Vorzuwerfen ist ihm allerdings, gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstoßen zu haben“, heißt es in der Mitteilung. Clemens Tönnies habe diese – insbesondere den Vorsitzenden des Aufsichtsrats treffende – Pflicht verletzt.

Den Verstoß habe er in der Sitzung vom Dienstag eingeräumt und ein weiteres Mal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht. Aus diesem Grund will der 63-Jährige sein Amt für drei Monate ruhen lassen. Danach werde er seine Tätigkeit wieder aufnehmen, so Tönnies.

Veltins-Arena war hermetisch abgeriegelt

Um 17.21 Uhr war Schalkes starker Mann in Gelsenkirchen vorgefahren. Auf dem Weg vom Auto in die Geschäftsstelle des Vereins wirkte er konzentriert – und ein wenig überrascht, dass so viele Journalisten und Kameras auf ihn warteten.



Die eigentliche Sitzung des Ehrenrates fand in einer Loge im Nordbereich der hermetisch abgeriegelten Arena statt. Um 18.15 Uhr hatten sich die fünf Mitglieder des Ehrenrates dort getroffen, um 18.32 Uhr betrat Clemens Tönnies den Raum. Die Sitzung dauerte mehrere Stunden: Erst um kurz nach 23 Uhr gab Schalke das Ergebnis bekannt.

Schalker Fan-Initiative kündigt Proteste an

Schon vor der möglichen Entscheidung über die Zukunft von Tönnies hatte die Schalker Fan-Initiative Proteste angekündigt. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mensch damit umgehen kann, den Verein öffentlich zu repräsentieren. Es wird auf jeden Fall Proteste geben, sollte alles beim Alten bleiben“, sagte Susanne Franke von der Schalker Fan-Initiative beim TV-Sender Sky.

Der Unternehmer hatte als Festredner Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, sagte Tönnies.

Kritik auch von anderen Anti-Rassismus-Organisationen

Der ehemalige Fußball-Profi Pablo Thiam hat die Entschuldigung für dessen Aussagen über Afrikaner als „halbherzig“ bezeichnet. „Er sollte es nicht bei allgemeinen Floskeln belassen, sondern sich bei denen entschuldigen, die er durch seine Aussagen beleidigt hat“, sagte der Integrationsbeauftragte des Bundesligisten VfL Wolfsburg der Tageszeitung „Die Welt“.



Auch Anti-Rassismus-Organisationen haben Tönnies scharf kritisiert. „Die Aussagen sind nicht mehr im Rahmen des Tolerierbaren“, sagte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Stiftung Amadeu Antonio.

Zuspruch von Huub Stevens

Der Aufsichtsratschef bekam vor der Anhörung beim Ehrenrat aber auch Beistand von alten Weggefährten. Die Schalker Trainer-Ikone Huub Stevens verteidigte Tönnies. „Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenarbeitet, der weiß, dass Clemens die Menschen mag wie sie sind - völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen - nie um die Farbe seiner Haut“, schrieb der 65-Jährige in der „WAZ“.

Der frühere Bundesligatrainer Otto Rehhagel sagte, Tönnies „stets als ehrlichen und sozial sehr engagierten Menschen“ kennengelernt zu haben. Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel meinte indes, der Spruch von Tönnies sei „garantiert daneben“ gewesen. Ihn aber zum Rassisten zu machen, sei „absoluter Quatsch“. Wer Tönnies kenne, „weiß, dass das nun wirklich nicht stimmt. Vor allem aber verniedlicht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten.“